Sommer, Sonne, Schrebergarten – für Heidemarie Komor ist das die schönste Zeit im Jahr. Die Alumni-Referentin der Universität Koblenz-Landau hat sich am Rande der Stadt ihr kleines Paradies eingerichtet. Neben Obst und Gemüse bewirtschaftet sie im Garten und im benachbarten Naturschutzgebiet Am Ebenberg auch mehrere Bienenvölker. Uniblog-Reporterin Lisa Leyerer hat die Hobbygärtnerin in ihrem Schrebergarten besucht und mit ihr über das Imkern und die Liebe zur Natur gesprochen.
Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein: In Nummer 21 der Kleingärten am Ebenberg wird fleißig gewerkelt. Mit einem großen Rechen lockert Heidemarie Komor die Erde auf und bereitet eine neue Bepflanzung vor. Zwischen bunten Blumen und Sträuchern wachsen Tomaten, Schnittlauch und Kürbisse. Im Rahmen der Landesgartenschau wurde der Kleingartenverein Am Ebenberg 2013 gegründet. Komor überlegte nicht lange und mietete eine von 33 Parzellen: “Ich wollte schon immer einen Garten haben. Normalerweise muss man einen Schrebergarten von jemand anderem übernehmen, aber hier bekam ich nackte Erde und Platz für meine eigenen Ideen. So trägt alles meine Handschrift.”
Jeden Tag fährt Komor mit ihrem Fahrrad zum Garten und genießt dort das Summen der Insekten und den Duft der Blumen. Das kleine Gartenhäuschen mit Küche, Bett und Kühlschrank lädt zum Wohlfühlen ein. “Ich bin sehr viel hier. Für mich ist dieser Garten jeden Tag aufs Neue ein Kurzurlaub”, schwärmt Komor, die an der Universität Koblenz-Landau das Alumni-Referat mit dem Unishop am Campus Landau leitet.
Seit sie klein ist, hat Komor einen engen Bezug zur Natur. Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Siebenbürgen/Rumänien, war die Selbstversorgung für die Familie überlebenswichtig. Früh kam sie auch mit dem Imkern in Kontakt: “Mein Onkel hatte Bienen und ich durfte schon als kleines Kind beim Schleudern helfen.” Von Professor Hermann Stever, dessen Honig Komor im Unishop verkauft, bekam sie vor zwei Jahren drei Bienenvölker geschenkt: “Im Gespräch erzählte ich ihm von meinem Schrebergarten und er meinte sofort: ‘Aber sie wollen doch nicht nur gärtnern, oder?'” Seitdem gehört das Imkern fest zu ihrem Leben.
In den Monaten März, April, Mai und Juni gibt es jeden Tag etwas zu tun: “Ich finde Imkern nicht so trivial, wie die Medien es teilweise propagieren. Ich selbst bin immer noch eine Lernende. Man muss die Biologie der Biene verstehen, ein großes Faszinosum“, so Komor. Ein Beispiel für diese Faszination ist die Völkervermehrung, die bei den Bienen über den Schwarmtrieb funktioniert. Spürt ein Volk, dass die Kraft seiner Königin nachlässt, legt es sogenannte Weiselzellen an, in denen neue Königinnen heranwachsen, die 16 Tage nach der Eiablage schlüpfen. Das spürt die alte Königin und verlässt – je nach Wetter – am neunten oder an einem der darauffolgenden Tage mit Tausenden von Bienen die Bienenbehausung und hängt dann meistens in der Nähe des Bienenstandes als Traube, weil die alte Königin ja nicht so weit fliegen kann. Durch Schütteln oder Abfegen kann man den Schwarm in einen eigenen Schwarmfangkasten „einschlagen“. Der Trick dabei ist, möglichst bald die Königin drin zu haben. Ist die Königin im Kasten, folgen die Bienen ganz automatisch „Wer einmal einen Bienenschwarm eingeschlagen hat, den kann so schnell nichts mehr schrecken. Immerhin summen und krabbeln da Tausende von Bienen um einen herum“, lacht Komor.
Im abgeschwärmten Volk schlüpfen dann junge Königinnen, die noch zu Nachschwärmen aufbrechen und auch deutlich weiter fliegen können. „Das muss aber nicht sein. Es kann auch passieren, dass die Königin, die zuerst schlüpft, ihre Rivalinnen tötet. Es geht also durchaus turbulent und darwinistisch zu, auch hier.“
Wenn der Honigraum frei von Bienen ist, kann die Hobby-Imkerin die Honigwaben herausnehmen. Die Wabenschleuder kurbelt sie noch selber, per Handbetrieb wird der Honig aus den Waben herausgeschleudert. Nach monatelanger Arbeit hält Komor dann ihr eigenes Glas Honig in den Händen. Doch damit hört die Arbeit nicht auf. Nach der letzten Schleuderung müssen die Bienen durch Auffütterung und Ameisensäurebehandlung gegen die Varroa-Milbe auf den Winter vorbereitet werden. “Imkern ist viel Arbeit, aber auch unglaublich spannend”, erzählt Komor.
Für Komor gehören Garten und Bienen einfach zusammen: “Mir macht es riesigen Spaß, die Zusammenhänge der Imkerei zu durchblicken und jedes Jahr etwas Neues zu lernen. Ich beobachte gerne, genieße das Gesumme in meinem Garten und kann einen Beitrag für die Umwelt leisten.” Wiederverwertung wird bei der Gärtnerin großgeschrieben: Die Waben werden eingeschmolzen und das Wachs wird wiederverwendet, ihr Garten gedeiht mit Kompost. Dadurch fügt sich alles in einem Kreislauf: “In meinem Schrebergarten kann ich die Selbstversorgung, die für uns früher existenziell war, weiterleben und den Respekt vor der Schöpfung wahren.” Nicht nur für Komor, auch für jeden Besucher des Gartens verwandelt sich der kleine Fleck Natur am Rande der Stadt zu einem spannenden Abenteuer.
Lisa Leyerer