Viele Jugendliche und junge Erwachsene absolvieren ein FSJ, ein Freiwilliges Soziales Jahr. Auf Seminarfahrten werden sie pädagogisch begleitet und können Probleme ansprechen. Die Pädagogikstudentin Joline Krauß ist Ansprechpartnerin für die FSJ-ler und sammelt bei den herausfordernden Seminaren wertvolle Berufs- und Lebenserfahrung.
Wer sind Sie?
Ich heiße Joline Krauß, bin 23 Jahre alt und studiere Pädagogik im vierten Semester in Koblenz.
Was für einen Nebenjob machen Sie?
Ich bin beim Paritätischen Wohlfahrtsverband angestellt. Dieser gehört keiner politischen oder kirchlichen Richtung an. Im Moment habe ich einen Jahresvertrag, der später verlängert werden kann. Ich fahre alle zwei Monate von montags bis freitags auf Seminare in Rheinland-Pfalz oder im Saarland und bin Co-Gruppenleiterin. Das heißt, ich betreue jedes Mal gemeinsam mit einem hauptamtlichen Gruppenleiter eine Gruppe von FSJ-Teilnehmern. Man hat auch die Möglichkeit, eine eigene Einheit mit der Gruppe zu machen. Das habe ich aber noch nicht gemacht, weil das eine große Herausforderung ist.
Die Serie
Das WG-Zimmer, das eigene Auto, der Kinobesuch mit Freunden: Das alles will bezahlt werden. Viele Studierende verdienen sich neben der Unterstützung der Eltern und Bafög etwas dazu oder finanzieren ihr Studium komplett selbst. Uniblog stellt in einer Serie Studierende und ihre Nebenjobs vor. Von alltäglich bis kurios ist fast alles dabei. Bisher erschienene Artikel finden sie hier.
Was sind Ihre Aufgaben?
Während der Seminarwoche bin ich Ansprechpartnerin für Probleme während des FSJ oder auch aus dem Privatleben, wenn zum Beispiel jemand nicht weiß, was er nach dem Jahr machen soll. Ich bin auch dafür verantwortlich, dass Teilnehmer, die unter 18 Jahre alt sind, pünktlich um Mitternacht wieder in der Jugendherberge sind. Ich kümmere mich außerdem um Organisatorisches wie die Fahrtkostenerstattung für die Teilnehmer.
Was bereitet Ihnen am meisten Freude bei dieser Arbeit?
Ich mag die Herausforderung, mit Gleichaltrigen zu arbeiten, weil ich dabei eine Verbindung zu ihnen schaffen und gleichzeitig eine Autorität sein muss. Außerdem helfe ich den Teilnehmern gerne bei ihren Problemen. Ich habe selbst keinen geraden Lebenslauf und kann ihnen Mut machen, wenn sie denken, dass man nichts schafft, wenn man in der Schule schlecht war. Außerdem machen wir coole Ausflüge und beschäftigen uns mit vielfältigen und interessanten Themen aus dem Leben, wie zum Beispiel Sexualität, Behinderung oder Drogen – sogar Therapiehunde waren schon mal da.
Wie kamen Sie an Ihren Nebenjob?
Durch das Schwarze Brett in der Uni. Ich habe dort zusammen mit einer Freundin einen Aushang entdeckt und mich darauf beworben. Das Bewerbungsgespräch war in Saarbrücken. Sie stellten mir ein paar Fragen, zum Beispiel, was das Größte für mich war, das ich im Leben erreicht habe. Ich habe nette Vorgesetze und arbeite in einem jungen Team, denn für viele der Bildungsreferenten ist das der erste Job nach dem Studium.
Was verdienen Sie bei diesem Nebenjob?
Ich verdiene 240€ im Monat pauschal, arbeite dafür alle zwei Monate für eine Woche. Die Fahrtkosten werden übernommen.
Kann man diesen Job weiterempfehlen? Braucht man bestimmte Voraussetzungen dafür?
Man sollte organisieren können und zuverlässig sein, denn die FSJ-Teilnehmer sind auf einen angewiesen. Es geht aber auch viel um Einfühlungsvermögen: Man sollte nicht zu autoritär aufzutreten, weil die Teilnehmer sonst denken, dass sie wieder in der Schule sind – und das wollen wir nicht. Die Seminarwoche ist oft anstrengend, weil man von morgens bis abends durchgängig Ansprechpartner ist. Ich würde den Job auf jeden Fall weiterempfehlen, auch weil er sich gut mit dem Studium vereinbaren lässt.
Wie “studienkompatibel” ist Ihre Arbeit? Bitte vergeben Sie Sterne von 1 bis 5 (5 Sterne = super kompatibel)
Ich vergebe 5 Sterne, weil die Arbeit sowohl zeitlich als auch inhaltlich studienkompatibel ist. Einen besseren Job gibt es nicht: Man arbeitet eine Woche lang intensiv und hat trotzdem ein festes Gehalt. Ich lerne außerdem viele Organisationen kennen, die später mal mein Arbeitgeber sein könnten. Außerdem führen wir zum Beispiel ein Kompetenzgespräch, in dem Teilnehmer und Betreuer einschätzen, welche Kompetenzen man hat. Hier lernt man viel für das Berufsleben. Auch Methoden aus dem Studium, wie zum Beispiel ein Meinungsbild von der Gruppe zu bekommen, kann man hier anwenden. Vor allem kommt es aber auf das Menschliche an.
Das Interview führte Lisa Engemann