2013 machte sich Franzi Sannert das erste Mal auf, um im US-amerikanischen Texas neue Erfahrungen zu sammeln. Ein Jahr später war die damals 19-Jährige gerade im zweiten Semester ihres Pädagogikstudiums, als sie die Möglichkeit für ein Praktikum bei einer texanischen Familie erhielt. Sannert zögerte nicht lange: Nahe der Hauptstadt Austin lernte die Studentin aus Koblenz nicht nur ihre Gastfamilie kennen und lieben, sondern auch die Kultur, die Landschaft und das Essen.
Nachdem ich Anfang 2013 erfolgreich das Abitur bestand, brauchte ich eine Auszeit. Denn wie wohl für die meisten Schüler bedeutet diese Phase vor allem eins: Stress! Um einfach mal aufzuspannen und das Leben auf einer Pferderanch kennenzulernen, entschied ich mich daher für einen Urlaub in der texanischen Provinz. Mit den Besitzern der Ranch verstand ich mich so gut, dass sie mir anboten, im nächsten Jahr für ein Praktikum wiederzukommen. Unter Aufsicht einer Sozialarbeiterin nahm ich diese Möglichkeit gerne wahr und flog im Mai 2014 erneut in die USA.
Das Leben auf einer Ranch
Texas – das Land der Cowboys, Pferderanchen und atemberaubenden Landschaften. So stellen es sich die meisten jedenfalls vor. Doch wie viel Wahrheit steckt hinter diesem Klischee? Zunächst traf es jedenfalls einigermaßen zu, da meine Gastfamilie tatsächlich auf einem Pferdehof lebt. Etwa eine halbe Stunde von der nächst größeren Stadt entfernt, genoss ich die Abgeschiedenheit und Ruhe und vermisste es überhaupt nicht, nicht shoppen oder feiern zu gehen. Stattdessen genoss ich nach einem anstrengenden Tag auf der Ranch ein ausgedehntes Barbecue mit der ganzen Familie.
Auch wenn ich größtenteils die üblichen Au-Pair-Tätigkeiten verrichtet habe, war der Grund meines Aufenthaltes ein besonderer: Meine Gasteltern befanden sich zu diesem Zeitpunkt mitten in einem Adoptionsverfahren und reisten deshalb mehrmals in die Ukraine, dem Herkunftsland des Adoptivkindes. Ich half indessen auf dem Hof, im Haushalt oder bei der Betreuung der vier anderen Kinder.
Und tschüss… !
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Es gibt viel, an das ich mich gerne zurück erinnere. Die Ankunft des Adoptivkindes zum Beispiel und das damit zusammenhängende Willkommensritual. Symbolisch für die alte und neue Heimat pflanzten wir gemeinsam einen Baum mit texanischer und ukrainischer Erde. Der starke Familienzusammenhalt, den auch ich von Anfang an zu spüren bekam, ist eine meiner schönsten Erinnerungen. Heimweh war nie ein Thema. Die ganze Familie und alle Mitarbeiter der Ranch nahmen mich offen und herzlich auf, sodass ich mich schnell wie ein vollwertiges Familienmitglied fühlte. Auch mit dem Essensgewohnheiten meiner Gastfamilie hatte ich Glück. Entgegen aller Klischess kam Fastfood eher sehr selten auf den Tisch. Stattdessen gab es oft mexikanische Gerichte, was wohl der geografischen Lage geschuldet ist. Am Ende meines Besuches machten wir Urlaub im Garner State Park. Die ganze Familie, rund 30 Personen, kam zusammen und wir verbrachten eine tolle Zeit. Ein gelungener Abschluss meines dreimonatigem Aufenthaltes.
Jede Reise bereichert
Außer tollen Erinnerungen und Menschen, die ich in mein Herz geschlossen habe, nehme ich jedoch noch mehr aus meiner Zeit in Texas mit. So wurde ich in meinem Studiengang Pädagogik bestärkt und mein Interesse, mit Familien in Adoptionsverfahren zu arbeiten, wurde geweckt. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, an Weiterbildungen im Bereich des therapeutischen Reitens mit autistischen Kindern teilzunehmen, die mir viel Spaß machten. Und meine Englischkenntnisse profitierten enorm. Auch ohne den Besuch einer Uni oder von Sprachkursen bin ich viel sicherer geworden. Der tägliche Kontakt mit der Familie, den Angestellten oder den Gästen reichte dafür aus.
Dank meiner positiven Erfahrungen in Texas war es nur eine Frage der Zeit, wann ich zurückkehren würde. Über Weihnachten und Silvester 2014 buchte ich erneut ein Ticket und besuchte meine Gastfamilie. Auch in den Sommerferien 2015 bestieg ich einen Flieger in Richtung Austin. Meine Besuche waren für mich immer eine sehr willkommende Abwechslung zum stressigen Unialltag und viel mehr Urlaub als Arbeit. Nun bin ich fast am Ende meines Studiums angelangt und freue mich schon darauf, noch in diesem Jahr wieder in das Land der Cowboys zurückzukehren.
Protokoll: Annika Frey