Dorina Hauck arbeitet als PES-Kraft an einem Gymnasium und sammelt erste Erfahrungen für den Lehrerberuf. Die Interaktion mit den Schülern und ihr persönlicher Lerneffekt stehen dabei für sie im Vordergrund.
Wer sind Sie?
Mein Name ist Dorina Hauck. Ich bin 23 Jahre alt und studiere im ersten Mastersemester Gymnasiallehramt mit den Fächern Kunst und Geographie am Campus Landau.
Was für einen Nebenjob machen Sie?
Die Serie
Das WG-Zimmer, das eigene Auto, der Kinobesuch mit Freunden: Das alles will bezahlt werden. Viele Studierende verdienen sich neben der Unterstützung der Eltern und Bafög etwas dazu oder finanzieren ihr Studium komplett selbst. Uniblog stellt in einer Serie Studierende und ihre Nebenjobs vor. Von alltäglich bis kurios ist fast alles dabei. Bisher erschienene Artikel finden sie hier.
Ich bin als PES-Kraft am Gymnasium Edenkoben angestellt. Das ist eine Bezeichnung für Vertretungslehrkräfte, die von Schulen bei Bedarf angerufen werden können, um für kranke oder anderweitig verhinderte Lehrer einzuspringen.
Wie ist das zeitlich geregelt?
Ich habe an zwei Tagen in der Woche Bereitschaftsdienst, an denen die Schule mich jederzeit anrufen kann. Es gibt außerdem eine App mit dem Vertretungslehrplan. In der kann ich schon vorher sehen, wann ich am nächsten Morgen in welcher Klasse, welchen Räumen und in welchen Fächern arbeiten muss. Außerdem ist angegeben, ob es einen Arbeitsauftrag gibt oder ob ich selbst noch etwas vorbereiten muss. Denn natürlich ist es nicht gerne gesehen, wenn ich mit den Kindern einfach nur spiele.
Was sind Ihre Aufgaben?
Ich gebe Vertretungsunterricht in den Klassenstufen fünf bis zehn. Prinzipiell unterrichte ich dabei alle Fächer, wobei ich natürlich schwerpunktmäßig meine Fächer Geographie und Kunst lehre. Wenn kein Arbeitsauftrag vorhanden ist, schaue ich im Lehrplan nach, was derzeit im Unterricht behandelt wird. Dann überlege ich mir Aufgaben und Stundeninhalte, die daran angelehnt sind. Wenn ich mir unsicher bin, auf welchem Lernstand die Kinder gerade sind, kann ich mich aber immer an die Fachlehrer der Parallelklassen wenden.
Was bereitet Ihnen am meisten Freude bei dieser Arbeit?
Am meisten Spaß macht mir die Interaktion mit den Kids. Einerseits ist man der Boss, der die Klasse leitet und dirigiert. Auf der anderen Seite finde ich den gegenseitigen Lerneffekt toll. Ich sehe, wie die Kinder unter meiner Leitung lernen und hoffentlich etwas mitnehmen. Dadurch bekomme ich wiederum sehr gut reflektiert, wie meine Art zu lehren bei ihnen ankommt und was ich verbessern kann. Diese persönliche Bestätigung und Erfahrung, die ich aus jeder Stunde mitnehme, ist unglaublich viel Wert.
Haben Sie das Gefühl, dass es für die Schüler einen Unterschied macht, dass Sie noch so jung sind?
Natürlich merken sie einen Unterschied, ob ich vor ihnen stehe oder ein Lehrer mit langjähriger Erfahrung. Der Altersunterschied zwischen ihnen und mir ist häufig nicht sehr groß. Da muss man wirklich vorsichtig sein: Wenn man zu locker ist, begibt man sich sehr schnell auf eine freundschaftliche Ebene und wird eher als großer Kumpel gesehen. Das kann man durch klares Auftreten wieder ausgleichen. Es ist wichtig, eine klare Grenze zwischen sich und den Schülern zu ziehen, um respektiert zu werden.
Wie kamen Sie an Ihren Nebenjob?
Für Rheinland-Pfalz gibt es im Internet ein Portal für PES-Kräfte, auf dem Schulen nach geeigneten Vertretungslehrern suchen können. Dort kann man sich anmelden und seine Fächer und Qualifikationen angeben. Wenn man sich für einen Job als PES-Kraft interessiert, ist es ratsam, sein Profil vor den Schulferien im Sommer oder im Winter fertig zu stellen. Das ist die Zeit, in der die Schulen hauptsächlich nach Vertretungslehrern suchen. Wenn man allerdings über das Portal nichts findet und keine Anfragen bekommt, sollte man sich trotzdem nicht entmutigen lassen. Besser ist es dann, selbst die Initiative zu ergreifen und Schulen direkt anzufragen, ob sie noch Bedarf an PES-Kräften haben. Über diesen Weg bin ich zum Beispiel zu meiner Anstellung gekommen.
Was verdienen Sie bei diesem Nebenjob?
Mein Monatsgehalt hängt natürlich davon ab, wie oft ich eingesetzt werde. Der Stundenlohn als PES-Kraft richtet sich nach dem Abschluss und bewegt sich zwischen 18 und 24 Euro. Das ist natürlich weniger, als Lehrer regulär verdienen, aber für einen Nebenjob als Student ist das schon ein ganz schön gutes Gehalt.
Kann man diesen Job weiterempfehlen? Braucht man bestimmte Voraussetzungen dafür?
Ich kann die Arbeit als PES-Kraft jedem Lehramtsstudierenden nur empfehlen, gerade weil sie eine gänzlich andere Erfahrung ist als die Praktika, die man während des Studiums macht. Das liegt vor allem daran, dass man als PES-Kraft keinen anderen Lehrer im Hintergrund hat, der einen beobachtet, aber im Notfall auch unterstützen kann. Man ist komplett auf sich allein gestellt, was eine sehr hohe Verantwortung ist, die man nicht unterschätzen sollte. Das gibt einem aber auch die Möglichkeit, sich selbst auszutesten, ohne sich davor zu genieren, was die beobachtende Lehrperson von einem denken könnte.
Wie „studienkompatibel“ ist Ihre Arbeit? Bitte vergeben Sie Sterne von 1 bis 5 (5 Sterne = super kompatibel)
Da ich meine Einsatzzeiten selbst bestimmen kann und die Arbeit eine sehr gute Ergänzung zu meinem Studium darstellt, empfinde ich sie als sehr studienkompatibel und vergebe fünf Sterne.
Das Interview führte Lisbeth Wolf