Alumna Helen Sahm (26) hat im vergangenen Jahr ihr Studium der Erziehungswissenschaften abgeschlossen. Direkt im Anschluss erfüllte sich die Diplom-Pädagogin mit der Eröffnung des Mal Raums Landau einen ganz persönlichen Traum. Im UniBlog erzählt sie, wie sie als Malbegleiterin kleine und große Besucher mit Pinsel und Farbe glücklich macht.
Was ist ein Mal Raum überhaupt?
Ein Ort, an dem freies Malen im Mittelpunkt steht. Das ursprüngliche Konzept kommt von Arno Stern, dem Begründer des Mal Orts. Das ist im Grunde eine Methode der Kunsttherapie. Hinter dem Begriff verbirgt sich, dass man beim Malen frei von Interpretationen, Erwartungen, Zwängen und Bewertungen ist. Im Mal Raum male ich nur für mich. Es geht dort nicht um das Endprodukt, sondern um den Prozess des Malens an sich. Das Ziel ist es, sich im kreativen Prozess selbst zu erleben, Spaß zu haben und daran zu wachsen. Die Malenden sollen entspannt und glücklich nach Hause gehen. Das Konzept des Mal Raums besteht darin, dass man sofort loslegen kann. Hier sind alle Hürden abgebaut, denn die Besucher finden bereits alles vor, was sie benötigen: Ungiftige Farben auf Wasserbasis, Pinsel, Kittel und Papier. Gemalt wird im Stehen. Bei mir darf auch über den Rand des Blattes gemalt werden. Besonders ist, dass nicht jeder einen Pinsel hat, sondern es für jede Farbe einen Pinsel gibt. Das soll den respektvollen Umgang miteinander und dem Material fördern.
Was ist die Idee hinter dem Konzept Mal Raum?
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und sind es gewohnt, permanent bewertet zu werden und Leistungen erbringen zu müssen. Schon im Kindergarten werden Bilder als „Kritzelkratzel“ abgetan oder von Erwachsenen als „gut oder schlecht“ betitelt. Beim freien Malen geht es aber darum, sich selbst mit seinen eigenen Bedürfnissen wahrzunehmen und sich als selbstwirksam zu erleben. Zunächst müssen sich die Besucher des Mal Raums fragen: Was will ich malen? Ganz ohne Vorgaben von außen. Die jüngsten Kinder können das am besten. Ein Großteil der Erwachsenen ist dabei erstmal sehr befangen, sie versuchen sich darauf vorzubereiten, was sie malen. Wir sind gewohnt, uns mit anderen Personen oder den eigenen vorherigen Leistungen zu vergleichen. Um das Bild und den Malenden zu schützen, sollen die Malenden das Bild im Mal Raum lassen. Das Bild nicht mitnehmen zu dürfen, finden viele erstmal befremdlich. Dann erkläre ich ihnen die Gründe dafür.
Wie kam es zur Gründung des Mal Raums in Ihrer Studienstadt Landau?
Die Idee ist schon sehr alt. Als Jugendliche habe ich selbst in einem Mal Ort in meiner Heimatstadt Dahn gemalt. Das hat mir so gut gefallen, dass ich meine Studienwahl danach ausgerichtet habe und mich anschließend für ein Studium der Erziehungswissenschaften mit den Schwerpunkten Frühe Kindheit und Verhaltensbehindertenpädagogik in Landau entschieden habe. Ich habe mich entschlossen, in Landau zu bleiben, und meinen Mal Raum nur wenige Monate nach meinem Studienabschluss gegründet. Eine Fortbildung zur Malbegleiterin absolvierte ich zusätzlich. Mein Studium unterscheidet mich aber wesentlich von anderen Malbegleitern.
Inwiefern?
Die Serie
Wie soll es nach dem Abschluss weitergehen? Inspiration bieten Alumni der Universität Koblenz-Landau: In unseren Porträts erzählen sie von Karriere, Arbeitsalltag und Erinnerungen an die Studienzeit.
Ich habe im Studium auch viele Gesprächstechniken erlernt, deswegen sind bei mir die Gespäche Teil des Konzepts. Die meisten Menschen fragen mich, wie sie etwas malen sollen oder wie sie eine Farbe mischen. Ich gebe nie konkrete Anweisungen, sondern rege mit Fragetechniken dazu an, selbst auszuprobieren und die Lösung zu finden. Ich habe im Studium viel über mich reflektiert und mir Gedanken über mein Menschenbild gemacht. Die Zeit in der Universität hat viele meiner Vorstellungen und Überzeugungen in mir geformt, die mich jetzt in meiner Arbeit als Malbegleiterin unterstützen.
An wen richtet sich das Angebot?
An alle ab ungefähr fünf Jahren. Es ist mir wichtig, dass Kinder für sich in den Mal Raum gehen können. Wenn die Mutter “händchenhaltend” daneben steht oder zusieht, ist das Kind nicht mehr frei. Für Körperbehinderte mache ich auch Angebote außerhalb des Mal Raums. Grundsätzlich gibt es bei mir keine homogenen Gruppen nach Altersklassen. Es malen Erwachsene und Kinder zusammen, dadurch sinkt die Hemmschwelle und die Atmosphäre wird lockerer.
Weitere Informationen zum Mal Raum gibt es unter www.malraum-landau.de
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Katharina Greb