In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Heute fragt sich Nina Seel, ob sie bei Entscheidungen eher Kopf- oder Bauchmensch ist.
Täglich treffen wir tausende Entscheidungen. Die allermeisten fällen wir intuitiv, ohne bewusst darüber nachzudenken. Zum Glück, sonst wären wir 24 Stunden am Tag ausschließlich mit Entscheiden beschäftigt. Ständig haben wir die Qual der Wahl: Wann stehe ich auf, was ziehe ich an, nehme ich die Treppen oder den Aufzug, fahre ich mit dem Rad oder mit dem Bus, kaufe ich die grünen oder die roten Äpfel. Beeinflusst werden wir dabei von Hormonen, Werbetricks, unserem persönlichen Umfeld und von spontanen Gefühlen. In den meisten Fällen schützt uns die Routine vor unnötig langwierigen Entscheidungsprozessen und wir können nicht viel falsch machen. Die Farbe des Apfels hat schließlich keine weitreichenden Konsequenzen für unser Leben.
Ratio gegen Emotion
Aber was tun, wenn es um die wirklich wichtigen Dinge geht? Wenn wir Entscheidungen treffen müssen, die unser Leben für Jahre beeinflussen, die unsere Beziehungen, unsere Gesundheit oder unseren Wohnort betreffen? Hin und wieder muss man darüber nachdenken, ob man sein gewohntes Umfeld für ein Studium oder einen neuen Job verlässt, ob man sich einer Angst stellt oder nicht, ob man eine Beziehung beendet oder aufrechterhält, ob man auf dem Organspendeausweis ja oder nein ankreuzt. Hört man auf den Verstand oder folgt man dem Bauchgefühl? Da Kopf und Herz selten von Vornherein übereinstimmend denken und fühlen, ist Unsicherheit vorprogrammiert.
Unser Verstand legt uns nahe, Informationen zu sammeln und abzuwägen. Eine Pro- und Contra-Liste kann helfen, Fakten zu notieren und sich rational für die Seite mit den meisten Argumenten zu entscheiden. Das Herz hingegen sagt: Entscheide spontan, aus dem Bauch heraus. Alternativ können wir eine Münze für uns entscheiden lassen. Der Trick dabei: Selten sind Kopf oder Zahl wirklich ausschlaggebend für unsere Entscheidung. In dem Moment, in dem die Münze geworfen wird, weiß und fühlt man meist schon genau, welche Seite fallen soll.
Raus aus der Komfortzone
Und wenn man sich bewusst gegen die eigene Intention entscheiden möchte? Nach dem Motto: Get out of your comfort zone. Dem Gehirn fällt es leichter, sich auf vertraute Alternativen einzulassen, statt unbekanntes Terrain zu betreten. Zum Umdenken und Wachsen gefordert wird es dann, wenn es sich neu orientieren muss. Mutige Entscheidungen können auf neue Wege führen und tolle Erfahrungen nach sich ziehen. Gleichzeitig heißt es aber auch Tu, was sich richtig anfühlt. Heißt: Wenn sich der Sprung aus der Komfortzone falsch anfühlt, sollte man dieser Empfindung vielleicht doch nachgeben, allem Abenteuer zum Trotz. Oft hilft dann die obligatorische Nacht, in der man noch einmal darüber schläft. Es kann passieren, dass Situationen am nächsten Morgen plötzlich glasklar erscheinen.
Herz über Kopf?!
Unser Bauchgefühl kommt also nicht von ungefähr, sondern ist biologisch begründet: Die Nervenbahnen, die Darm und Hirn verbinden, signalisieren uns ganz deutlich, was wir fühlen. Haben wir Schmetterlinge im Bauch, kribbelt es; haben wir Angst, zieht sich der Magen zusammen. Diese Emotionen lösen Herzklopfen aus. Und plötzlich gibt es eine Verbindung zwischen Kopf, Herz und Bauch. Kein Teil allein kann eine Entscheidung für uns treffen. Und auch die Psychologie sagt, dass der Verstand ohne Gefühl hilflos ist. Das Geheimnis einer guten Entscheidung liegt darin, beide mitreden zu lassen. Und doch schlägt am Ende immer mein Bauch meinen Verstand – wenn sich einfach alles richtig anfühlt.