So wohnt der Campus

Der Flur ist ihre WG: Leben im Wohnheim

KuWi-Studentin Maria Bock wohnt in einem Zimmer im Evangelischen Studierendenwohnheim. Fotos: Teresa Schardt

KuWi-Studentin Maria Bock wohnt in einem Zimmer im Evangelischen Studierendenwohnheim. Fotos: Teresa Schardt

Maria Bock studiert im sechsten Semester Kulturwissenschaft am Campus Koblenz und wohnt in einem Zimmer im Evangelischen Studierendenwohnheim, wo sie sich den Flur mit 18 anderen Studierenden teilt. Allein leben wäre ihr zu langweilig: Die 21-Jährige schätzt das trubelige Wohnheimleben, zu dem auch Flurwettkämpfe gehören.

So wohnt der Campus. Foto: Amanda Vick/UnsplashFür die Serie So wohnt der Campus gewähren uns Studierende und Lehrende Einblicke in die eigenen vier Wände.

Wohnen Sie schon immer im Wohnheim?

Als ich 2015 nach dem Abitur nach Koblenz kam, wollte ich in eine WG ziehen, aber leider gab es immer viele andere Bewerber. So bin ich im Wohnheim gelandet. Im ersten Semester wohnte ich hier in einem der kleineren möblierten Zimmer, später konnte ich in dieses größere umziehen. Zuhause hatte ich immer die Möbel von meinem älteren Bruder. Als ich endlich ein Zimmer mit eigenen Möbeln hatte, habe ich mich erwachsen gefühlt. Das war ein neuer Anfang für mich.

Wie sah Ihr Zimmer aus, bevor wir kamen?

Auf dem Boden lagen viele Papierschnipsel, weil ich ein Geburtstagsgeschenk gebastelt habe und auf dem Schreibtisch dafür kein Platz mehr war. Den Schreibtisch habe ich jetzt frei geräumt, aber die Klamotten über dem Stuhl habe ich absichtlich nicht weg geräumt, weil die immer da sind.

Gibt es irgendwelche skurrilen Gegenstände in Ihrem Zimmer?

Unter dem Bett habe ich eine Nerfgun. Dazu gehören die orangefarbenen Pfeile im Regal. Eine Nerfgun ist eine große Pistole, die Styropor-Pfeile schießen kann. Ein Kumpel hat die aus Spaß im Internet gekauft, damit wir Schlachten machen können.

Was finden wir, wenn wir Ihre Schubladen und Schränke öffnen?

Ich wühle immer in den Schubladen meiner Kommode. In der untersten Schublade sind zu viele Jeans, die passen gerade so rein. Alle drei Wochen falte ich die mal. Meine Oberteile hänge ich auf eine Stange, um Platz zusparen. Und natürlich gibt es auch “Rumpelfächer”. Ansonsten räume ich einmal in der Woche richtig auf – bis es sich wieder ansammelt. Als ich hier eingezogen bin, dachte ich: “Oh, so viel Platz.” Aber es füllt sich schnell: Ich finde immer wieder schöne Dinge und denke, hier und da kann ich noch etwas hinpacken.

Hier hängen viele Fotos. Haben Sie die selbe geschossen?

Ja, ich habe viele Kameras und liebe das Fotografieren. Das Poster mit dem Blick auf Güls von der Karthause ist eines meiner Werke. Bei einem Brand würde ich als erstes meine Festplatte mit den Fotos retten.

Das Bett ist das Einzige, was Maria Bock von Zuhause mitgenommen hat. Ihr Zimmer räumt und dekoriert sie oft um – meistens nachts.

Das Bett ist das Einzige, was Maria Bock von Zuhause mitgenommen hat. Ihr Zimmer räumt und dekoriert sie oft um – meistens nachts.

Der Schreibtisch bietet nicht nur Platz für Computer und Drucker, sondern auch für einen Wasserkocher.

Ihre Schuhe bewahrt Bock unter dem Waschbecken auf. Auch das Wasser hat hier seinen Platz, denn es gibt keinen Vorratsraum.

Ihre Schuhe bewahrt Bock unter dem Waschbecken auf. Auch das Wasser hat hier seinen Platz, denn es gibt keinen Vorratsraum.

Maria Bock ist ein Fan von Paris...

Maria Bock ist ein Fan von Paris…

...und von der Fotografie.

…und von der Fotografie.

WG oder allein – wie wohnen Sie am liebsten?

Allein könnte ich nicht wohnen, das finde ich langweilig. Ich habe gerne Leute um mich herum. In der Küche treffen wir uns nur zum Kochen, meistens sind wir in einem der größeren Zimmer. Es ist immer sehr lebendig im Wohnheim. Ich habe zwar mein eigenes Zimmer, aber wir leben hier wie in einer WG. Wir fahren zum Beispiel zusammen zum Moselbogen oder jemand nimmt mich mit dem Auto zum Einkaufen mit. In meiner Clique sind um die sechs Leute, aber auf dem Flur wohnen insgesamt 18. Hier kennen sich alle: Wir machen Flurspiele, bei denen die Flure gegeneinander antreten, bei Geburtstaggeschenken legen alle zusammen und wenn jemand ein Problem hat, ist man füreinander da.

Mit 18 Leuten auf einem Flur – wie klappt das mit der Gemeinschaftsküche und den gemeinsamen Badezimmern?

Zum Glück kommen montags bis freitags Putzkräfte. Die machen das Bad, den Flur und den Küchenboden. Für den Rest sind wir gemeinsam verantwortlich. Es gibt schlimmere Flure, in denen sich alles stapelt und die Küche verdreckt ist, aber hier macht jeder das weg, was er gekocht hat. Einmal im Jahr feiern wir eine Putzparty, bei der alle alles in der Küche putzen. Wir haben auch einen Flursprecher, der zum Beispiel vom Flurbeitrag neue Spülschwämme holt oder plant, wer wann den Müll raus bringt. Er wird jedes Semester gewählt und ist Ansprechpartner für uns und für die Verwaltung.

Die Gemeinschaftsküche: Fächer im Kühlschrank und zum abschließen hat jeder für sich allein. Trotzdem herrscht Einigkeit darüber, dass Sachen gegenseitig benutzt werden dürfen.

Am großen Küchentisch ist für alle Platz.

Am großen Küchentisch ist für alle Platz.

Was fehlt Ihnen im Wohnheim?

Ich bin oft zuhause, dort haben wir ein tolles Haus mit eigenem Garten. Mir fehlt der Garten, denn auf der Wiese vor dem Wohnheim schauen gefühlt alle aus den Fenstern – da lege ich mich nicht im Bikini hin. Auch meine Katze fehlt mir, aber die darf nicht hier sein und es wäre auch zu stressig für sie, bei dem, was hier immer los ist.

Was machen Sie, wenn mal nicht so viel los ist?

Wenn ich nichts Kreatives mache lese ich gerne. Eigentlich liegen auf meinem Nachttisch immer Bücher von Nicholas Sparks, von dem bin ich ein großer Fan. Aber letztens am Rhein hatte ich mal keine Lust auf eine schnulzige Geschichte. Also habe ich mir ein Buch gekauft, das von einer Frau handelt, die alleine auf Weltreise geht. Ich weiß nicht, ob ich das schaffen würde, aber eine Weltreise ist auch ein Traum von mir.

Das Interview führte Lisa Engemann