Das Zentrum für Kultur- und Wissensdialog möchte Kultur erfahrbar machen. Apl. Professorin Dr. Anja Ohmer ist Leiterin des ZKW und des Studiengangs Darstellendes Spiel. Warum das Theaterspielen besonders für angehende Lehrer eine Bereicherung sein kann und welche kulturellen Angebote das ZKW allen Studierenden der Uni Koblenz-Landau bietet, erzählt sie im Interview.
Was ist das Zentrum für Kultur- und Wissensdialog?
Unsere Serie Studium & Lehre gibt Antworten und Hilfestellungen rund ums Studium und stellt besondere Projekte vor.
Das Zentrum für Kultur- und Wissensdialog ist eine fachbereichsübergeordnete Einrichtung, die im Jahr 2010 gegründet wurde. Als Fenster zur Stadtöffentlichkeit hat sich das ZKW zum Ziel gesetzt, Kultur für Studierende und Bürger erlebbar zu machen. Seit 2014 gibt es am ZKW den Zertifikatsstudiengang Darstellendes Spiel, der Lehramtsstudierenden neue Perspektiven im Beruf eröffnet.
Wie sieht das kulturelle Angebot des ZKW aus?
Das ZKW betreut verschiedene Veranstaltungsreihen und arbeitet mit außeruniversitären Kooperationspartnern zusammen, wie zum Beispiel mit Theatern, Schulen und dem Sender SWR. Zu den wichtigsten Reihen gehören der Martha-Saalfeld-Literaturpreis, die Poetry Slam Landesmeisterschaft und die Poetik-Dozentur. Darüber hinaus liefert die Veranstaltungsreihe Große Begegnungen inspirierende Gedankenanstöße zur persönlichen Entwicklung. Das ZKW ist zwar am Campus in Landau angesiedelt, agiert aber an beiden Standorten der Universität.
Das klingt spannend. Was verbirgt sich hinter den verschiedenen Veranstaltungen? Fangen wir mit der Poetry Slam Landesmeisterschaft an.
Die Poetry Slam Landesmeisterschaft ist ein Highlight unserer Veranstaltungen. Sie wurde in Rheinland-Pfalz vom ZKW begründet und findet jährlich in verschiedenen Städten in Rheinland-Pfalz statt. Auf der Slam-Bühne duellieren sich Slam Poeten mit ihren selbst geschriebenen Texten und ringen um den Titel des Landesmeisters im Poetry Slam. Darüber hinaus organisiert das ZKW an beiden Campi regelmäßig Poetry Slams.
Was ist die Poetik-Dozentur?
Im Rahmen der Poetik-Dozentur bekommen Studierende ein- bis zweimal jährlich die Möglichkeit, bekannte Autoren der Zeitgeschichte zu treffen. Zuletzt hat der Bestsellerautor Sebastian Fitzek die Universität begeistert. Auch bei Große Begegnungen können sich Studierende von bekannten Persönlichkeiten inspirieren lassen, die das kulturelle Geschehen und die Gesellschaft geprägt haben. Mit ihrer Geschichte bereicherten unter anderem schon Extrembergsteiger Reinhold Messner, Schriftsteller Martin Walser, Benediktinerpater Anselm Grün und Unternehmensgründer Claus Hipp das Publikum. Besonders spannend ist immer wieder zu hören, was diese Menschen dazu motiviert, einen besonderen Lebensweg zu wählen, der mit viel Anstrengung oder Widerstand verbunden ist.
Und der Martha-Saalfeld-Preis?
Der Martha-Saalfeld-Preis ist ein Literaturpreis, der jährlich vom Bundesland Rheinland-Pfalz in Kooperation mit dem ZKW vergeben wird. Er dient zur Förderung eines noch im Entstehen begriffenen Werkes und kann für Autoren als wertvoller Türöffner in die Verlagswelt dienen. Egal ob Roman, Lyrikzyklus oder Drehbuch – mit einer Dotierung von insgesamt 10.000 Euro werden Werke gefördert, die noch nicht abgeschlossen sind. Im Rahmen des Seminars Kulturförderung des Landes können Studierende der Uni Koblenz-Landau mitbestimmen, welche Werke es in die Endauswahl schaffen und der Jury vorgelegt werden.
Das ZKW organisiert auch den Studiengang Darstellendes Spiel.
Das Fach Darstellendes Spiel wird seit ein paar Jahren in der Sekundarstufe I und II an Gymnasien sowie als Wahlpflichtfach an Realschulen Plus angeboten. Die Universität Koblenz-Landau ist bislang die einzige Universität in Rheinland-Pfalz, die diesen Studiengang für angehende Lehrer anbietet. Bis vor ein paar Jahren konnte die Qualifikation nur von bereits ausgebildeten Lehrkräften im Rahmen einer Weiterbildung erworben werden. Darstellendes Spiel kann als Zertifikatsstudiengang ab dem vierten Semester aufgenommen werden. Die Studiendauer beträgt etwa vier Semester.
Wie läuft das Bewerbungsverfahren für den Studiengang Darstellendes Spiel ab?
Er wird am Campus Landau immer zum Wintersemester angeboten, am Campus Koblenz startet der Studiengang zum Sommersemester. Die Bewerbungsfrist endet jeweils ein halbes Jahr vorher. Für die Bewerbung müssen Interessenten eine Kurzkonzeption zu einem vorgegebenen Thema ausarbeiten, mit der sie ihre kreativen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Anschließend bekommen die besten Bewerber die Chance, uns im Rahmen eines Eignungsworkshops persönlich zu überzeugen. Um zugelassen zu werden, ist übrigens keine schauspielerische Vorerfahrung notwendig. Die Fächerkombination spielt ebenfalls keine Rolle – auch Naturwissenschaftler und Mathematiker sind herzlich willkommen.
Was fasziniert Sie am Theater?
Man kann komplexe Sachverhalte, egal ob politisch, philosophisch oder wissenschaftlich, auf eine neue Art beleuchten. Dadurch lässt sich das Bewusstsein schärfen, was uns als Mensch und unsere Kultur ausmacht. Zudem ist Theater ein gutes Instrument zur politischen und gesellschaftlichen Teilhabe, denn es eröffnet Bevölkerungsgruppen, die an politischen Diskussionen nicht direkt beteiligt sind, neue Perspektiven und Wege.
Welchen Ansatz verfolgen Sie in Ihrer Arbeit?
Mir ist es wichtig, ein neues Verständnis für Theater zu ermöglichen und die Barriere zur Kunst aufzubrechen. Ich möchte weg vom rein klassischen, elitären Theater wie Schillers Kabale und Liebe oder Goethes Faust, hin zum offenen, modernen und demokratischen Theater. Theater soll verbinden und den Zuschauern die Möglichkeit zur direkten Interaktion bieten. Das funktioniert besonders gut, wenn man raus in den öffentlichen Raum geht und die Menschen mit Performances in der Stadt direkt anspricht. Aus diesem Grund gibt es Projekte unserer Studierenden mit Förderschulen oder ein Theaterfestival in der Innenstadt.
Wenn ich mich für Kultur und Theater interessiere, wie kann ich mich beim ZKW einbringen?
Zunächst kann jeder Studierende vom Angebot des ZKW profitieren. Die Auswahl reicht von Poetry Slam-Seminaren bis hin zur aktiven Teilnahme bei Theaterfestivals. Diese Veranstaltungen können auch zur Erbringung des freien Workloads verwendet werden. Wer sich beispielsweise schon immer einmal schauspielerisch einbringen wollte, kann an unseren interaktiven Theaterfestivals mitmachen. Wer sich für Poetry Salm interessiert und sich selbst als Slamer ausprobieren möchte, kann das Seminar Text, Inszenierung, Kulturgeschichte (DS Modul 4.3) belegen. Anschließend kann sich, wer möchte, auch direkt auf der Slam-Bühne als Newcomer präsentieren. Sofern die Kapazitäten ausreichen, können auch Studierende anderer Fächer vom Seminarangebot des Faches Darstellendes Spiel profitieren. Aber auch im Rahmen der Veranstaltungsreihe Große Begegnungen können freie Workloadpunkte gesammelt werden. Wer sich seine freien Workloadpunkte kreativ erarbeiten möchte und noch nicht genau weiß, welche Möglichkeiten denkbar sind, kann mir auch einfach eine E-Mail schreiben.
Interview: Annika Posselt