Die 21-jährige Jana Gail arbeitet in einem kleinen Laden in Koblenz, der ohne Verpackungsmüll auskommt. Die Arbeit im Unverpackt-Laden macht der Studentin Spaß. Der Kontakt zur Kundschaft ist ihr dabei besonders wichtig.
Stell dich doch einfach mal kurz vor.
Ich bin Jana, 21 Jahre alt, studiere im 7. Semester Englisch sowie Management und Ökonomie als Zwei-Fach-Bachelor und bin auch AStA-Referentin. Ich wohne in Koblenz und komme aus Düngenheim.
Wie bist du zu dem Job gekommen?
Mehr Beispiele zum Geldverdienen neben dem Studium gibt’s in unserer Serie Studis und ihre Nebenjobs.
Ich habe im Rahmen meines Studiums nach einem Praktikum gesucht und mich darüber mit verschiedenen Leuten unterhalten. In einem Büro habe ich schon einmal gearbeitet, in die Schule wollte ich nicht. Ich habe mich ja bewusst gegen das Lehramt entschieden. Irgendwann fiel mir ein, dass ein Unverpackt-Laden in Koblenz eröffnet wurde. Ich achte auch privat auf Nachhaltigkeit und versuche, mit möglichst wenig Plastik auszukommen. Nach einem kurzen Telefonat war klar, dass ich ein zweimonatiges Praktikum machen darf. Ich wurde auch bezahlt. Während des Praktikums wurde mir ein längerfristiger Job angeboten, weil der Laden zu dem Zeitpunkt nach einer Aushilfe gesucht hat. Das konnte ich natürlich nicht ausschlagen. Es hat mir einfach Spaß gemacht. Die Leute sind sehr, sehr nett. Mittlerweile bin ich seit einem Jahr und drei Monaten dabei.
Was macht dir denn am meisten Spaß?
Die Betreuung von Kunden: Wenn jemand hereinkommt und sagt, dass er oder sie noch nie hier war, ich die Person herumführen und erklären kann, was wir für Produkte anbieten, dass man zum Beispiel sein eigenes Müsli oder eine Nussmischung zusammenstellen kann – das ist super. Außerdem bin ein absoluter Fan der Kosmetikabteilung und freue mich immer, wenn jemand nach einer Beratung fragt oder Hilfe braucht. Es macht am meisten Spaß, wenn man sich austauscht. Ich kann dann sagen, welche Produkte ich ausprobiert habe und was für mich funktioniert. Viele haben schon Erfahrungen mit gewissen Produkten gemacht und so lernt man voneinander.
Wie lässt sich dein Job mit dem Studium vereinbaren?
Ich finde es machbar. Ich arbeite seit dem ersten Semester. Aktuell gehe ich ungefähr elf Stunden pro Woche arbeiten. Wir regeln das meistens mit Schichten. Morgens mache ich immer was für die Uni und nachmittags gehe ich arbeiten. Meiner Meinung nach lässt es sich relativ gut vereinbaren, weil bei meinem Arbeitgeber Verständnis dafür vorhanden ist, dass ich noch studiere. Wenn ich eine Woche frei haben möchte, mache ich Minusstunden, aber die bekomme ich auch schnell wieder rein. Durch die Pandemie habe ich tatsächlich ein bisschen mehr Zeit und bin flexibler, weil ich nicht zu Vorlesungen gehen muss, sondern mir diese anhören kann, wann ich möchte. Nur bei zwei Veranstaltungen muss ich präsent sein. Die habe ich im Schichtplan eingetragen und gesagt, dass ich da nicht arbeiten kann. Das wird auch berücksichtigt und bisher hatte ich noch nie Probleme.
Wie viele Beschäftige habt ihr? Bist du die einzige Studentin dort?
Wir sind zurzeit mit mir zu viert. Wir haben Freed, meinen Chef, und seine Frau Ina. Die machen den größten Teil. Außerdem haben wir noch eine Aushilfe.
Würdest du den Job weiterempfehlen?
Ja. Obwohl es nur ein kleiner Laden ist, kann es zwar stressig werden, aber am Ende macht es einfach Spaß. Es ist eine gute Sache und die Arbeit ist auch nicht allzu schwer. Es war mir wichtig, dass ich das körperlich hinbekomme und nicht mit Rückenschmerzen nach Hause gehe.
Wie ist die Atmosphäre im Laden?
Es ist alles relativ familiär. Man kennt sich und arbeitet immer mit den gleichen Personen zusammen. Natürlich gibt es trotzdem ein Chef-Angestellten-Verhältnis, aber das muss auch sein. Einer muss die Verantwortung tragen und sagen, wo es lang geht. Wir haben ein sehr freundliches und gutes Verhältnis. Das ist wichtig. Wenn es Probleme gibt, kann man diese ansprechen und es findet sich immer eine Lösung.
Wie sind die Rahmenbedingungen des Jobs?
Es ist ein 450-Euro-Job. Ich habe ein Festgehalt, was ich ziemlich cool finde, weil ich – egal wie viele Stunden ich arbeite – dieses Gehalt bekomme. Das bedeutet aber natürlich auch, dass Plus- oder Minusstunden möglich sind. Wenn ich eine Woche mal nicht arbeiten kann, muss ich die Minusstunden wieder aufholen oder sie werden mit meinen Plusstunden verrechnet. Mit dem System, dass ich immer die 450 Euro im Monat sicher habe, bin ich ziemlich zufrieden. Der Laden ist von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Man muss immer eine halbe Stunde vor der Öffnung da sein, um alles herrichten zu können. Für die Ladenschließung brauche ich meistens eine Stunde,
weil alles sauber gemacht und weggeräumt werden muss. Es fällt viel an, wenn neun Stunden lang Menschen einen Laden besuchen.
Was sind die allgemeinen Tätigkeiten?
Man muss die Waren einfach abwiegen und abkassieren. Häufig muss man raten, was drin ist, weil die Kunden das vergessen. Im Supermarkt hat jede Ware einen Barcode, das ist bei uns natürlich anders. Nach ein bisschen Übung klappt das sehr gut und man erkennt die verschiedenen Produkte, die wir anbieten. Dann müssen die Produkte aufgefüllt werden. Im Lager werden die Waren in großen Mengen in Tonnen aufbewahrt und wenn im Laden etwas leer wird, muss man es auffüllen. Das gehört jeden Tag dazu, weil beispielsweise Haferflocken schnell aufgebraucht sind. Letztlich muss auch gespült werden. Im Keller haben wir eine Industriespülmaschine für die Reinigung aller Gefäße, in denen wir die Produkte lagern. Manchmal bekommen wir auch Spendengläser von Kunden, die aus Hygienegründen noch einmal gespült werden müssen. Wir haben weiterhin die Warenannahme. Ich würde sagen, dass das der härteste Job ist, weil wir einige Produkte in Säcken geliefert bekommen, die bis zu 25 Kilogramm schwer sind.
Zoé Zimmer