Kolumne

Urlaubsgefühle

Die Insel bietet Hunderte solcher kleinen Buchten, zu denen man teilweise nur mit Booten gelangen kann. Aber auch ein Blick von oben lohnt sich. Fotos: Seel

Die Insel bietet Hunderte solcher kleinen Buchten, zu denen man teilweise nur mit Booten gelangen kann. Aber auch ein Blick von oben lohnt sich. Fotos: Seel

In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Heute schwärmt Nina Seel von ihrem Sommerurlaub auf Mallorca, der so ganz anders war als das Klischee von “Malle” es vermuten lässt.

Willkommen im Wintersemester. Zurück in der harten Realität des Studi-Alltags bleibt nur die Erinnerung an wärmere Tage und das wohlige Gefühl, im Urlaub wieder richtig aufgetankt zu haben. Dieser Sommer bescherte mir einen besonders schönen Inselurlaub im “17. Bundesland der Deutschen”, das in diesem Jahr einmal mehr das Reiseziel Nummer eins für Millionen von Touris war.

Mehr als nur Malle

“Party, Palmen, Weiber und ‘n Bier” – solche oder ähnliche Melodien mit den dazu passenden Bildern hat man im Kopf, wenn man an Mallorca denkt. Sangria-Gelage am überlaufenen Strand des Ballermann 6, Jürgen Drews und andere Schlagersternchen und Junggesellenabschiede, so weit das Auge reicht. Ich konnte die größte der Balearen-Inseln aber von einer ganz anderen Seite kennenlernen und durfte feststellen: Mallorca kann viel mehr.

Da Flugzeuge und ich wohl nie die besten Freunde werden, galt für mich das Prinzip: Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Durchgehend sommerlich heißes Klima, türkisblaues Meer, weißer Sandstrand und traumhafte Buchten befinden sich lediglich zwei Flugstunden entfernt. Sobald ich das Meer sehe, stellt sich bei mir sofortige Erholung ein. Das Rauschen der Wellen in den Ohren, die Füße im Sand vergraben, den Duft von Sonnencreme in der Nase und die Sonne auf der Haut, die die Salzwassertropfen wegtrocknet – pure Entspannung. Das ist für mich der Inbegriff des Urlaubsgefühls. Aber auch über den klassischen Strandurlaub hinaus hat Mallorca viel zu bieten.

Zauberhafte Städchen

Dank der überschaubaren Größe lassen sich in kurzer Zeit viele Ecken der Insel erkunden. Ich düste mit dem Mietwagen die südwestliche Küste entlang, an die das Tramuntana-Gebirge grenzt. In dem hübschen Städtchen Soller beobachtete ich, „Orange Soller“ schlürfend, das bunte Treiben am Marktplatz und die regelmäßig vorbei rumpelnde alte Straßenbahn, die die Stadt mit dem Hafen verbindet. Von dort aus folgte ich einer abenteuerlichen, aber landschaftlich wunderschön gelegenen Passstraße, um zum Wallfahrtsörtchen Valldemossa zu gelangen. Der typisch mallorquinische Charme in Form von ockerfarbenem Gemäuer, Kopfsteinpflaster, Hinterhöfen voller prächtiger Pflanzen, bunten Fensterläden und Flattergirlanden zwischen den Häusern, hat mich beim Durchstreifen der Gässchen besonders verzaubert.

Der Komponist Frédéric Chopin verbrachte den Winter 1838/39 im ehemaligen Kartäuserkloster von Valldemossa. Noch heute kann man hier im Chopin-Garten spazieren gehen.

Der Komponist Frédéric Chopin verbrachte den Winter 1838/39 im ehemaligen Kartäuserkloster von Valldemossa. Noch heute kann man hier im Chopin-Garten spazieren gehen.

Ähnlich gut gefallen haben mir auf der östlichen Seite der Insel das dicht besiedelte Städtchen Arta und die Altstadt von Alcùdia. Dort habe ich neben Tapas zum wiederholten Male „Ensaimadas “ – ein süßes, fluffiges mallorquinisches Gebäck – gekostet. Als besonderen Geheimtipp empfand ich die Bucht von Canyamel, an der ich einen Badetag einlegte. Vom Baustil her an Blankenese erinnernd, empfing mich dort ein kleines Badeparadies mit Ausblick auf türkisgrünes Wasser und seicht schaukelnde Katamarane.

Mein persönliches Highlight

Wann immer ich an den Urlaub zurückdenke, kommt mir zuerst das Cap Formentor in den Sinn, dessen Schönheit mich tief beeindruckt hat. Für diesen Ausflug stellte ich mir sogar im Urlaub den Wecker extra früh. So konnte ich um 6.30 Uhr den Sonnenaufgang über dem Meer bewundern und einen roten Feuerball am Horizont aufsteigen sehen, um anschließend die Fahrt über die Serpentinen hoch zum Cap anzutreten. Zwischen Laub- und Pinienwäldern und bergiger Felslandschaft tauchte immer wieder das blaue Meer vor mir auf. Begleitet von unzähligen Radfahrern und begrüßt von ein paar wildlebenden schwarzen Ziegen, erblickte ich nach einer Stunde Panoramafahrt den Leuchtturm am nordöstlichsten Zipfel von Mallorca. Bei klarem Wetter kann man von dort die Nachbarinsel Menorca sehen. Nur wenige Menschen teilten diesen Moment mit mir, die Aussicht war gigantisch. Noch nie habe ich ein so unfassbares Blau gesehen. Auf der kleinen Insel im Süden Europas, an diesem Fleckchen Erde, schien für einen Moment die Welt still zu stehen. Eine unendliche Weite erstreckte sich vor meinen Augen und ich konnte mich gar nicht satt sehen an diesem Wunder der Natur, an dieser ruhigen See und diesen perfekten Farben.

Etwa 300 Meter geht es vor Cap Formentor in die Tiefe. Wie kleine Nussschalen liegen die Boote vor den Klippen, was bei ruhiger See malerisch aussieht.

Etwa 300 Meter geht es vor Cap Formentor in die Tiefe. Wie kleine Nussschalen liegen die Boote vor den Klippen, was bei ruhiger See malerisch aussieht.

Auf Wiedersehen

Wie man unschwer herauslesen kann, reihe ich mich in die Riege aller Schwärmer ein und bestätige: Mallorca hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Die gesammelten Erinnerungen an eine tolle Mischung aus Landschaft und Lebensstil, aus Erholung und Erkundung, gibt mir Schwung für den kommenden Herbst. Und ich weiß, ich werde wieder kommen und noch viele weitere schöne Ecken auf der Lieblingsinsel der Deutschen entdecken. Flugangst hin oder her.

2 Comments

  1. Seel, Bernd says

    Das alles kann ich genau so bestätigen auch wenn es schon etwas länger zurückliegt.

  2. Werner Elges says

    Nein, keinen Kommentar, sondern eine Ergänzung: Warte bitte nicht bis zum nächsten Herbst, fliege schon im Frühjahr. Wenn die Erdbeeren gereift sind, dann ist auf dem Marktplatz in Petra, auf beiden Plätzen sogar, täglich großes Treffen der Fahrradfahrer. Da werden Erdbeeren mit Sahne und Erdbeertorte angeboten, Orangen gibt es gratis, und gegen den kleinen Hunger zwischendurch ein bocadillo-jamón. Ich bin immer wieder über den Ideenreichtum der Designer bezüglich der vielfältigen Gestaltung der Trikots erstaunt.
    Einen Mittwoch soll man sich für den Besuch von Sineu aufheben. Dann ist dort d e r Markttag. Für beide Orte gilt: Autos vor dem Stadttor parken, als Fußgänger hat man schon Schwierigkeiten, durch das Gewühle zu kommen. In Sineu ist Wachsamkeit vor Taschendieben angebracht. !Que le vaya bien! Werner

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