Mitten in Koblenz wohnt Dr. Marc Hannappel vom Institut für Soziologie mit seiner Familie. Das schlichte Haus lässt nicht erahnen, dass sich im vierten Stock eine großzügige Wohnung befindet. Der 38-Jährige beschreibt seine Einrichtung als “etwas spießig”, dennoch fühlt er sich hier wohl und lebt sein Faible für alte Möbelstücke aus.
Für die Serie So wohnt der Campus gewähren uns Studierende und Lehrende Einblicke in die eigenen vier Wände.
Herr Hannappel, Sie sind der erste Dozent, der seine Wohnung in So wohnt der Campus zeigt. Wie kamen Sie zu dieser Entscheidung?
Ich führe selbst gerade ein Forschungsprojekt zu studentischem Wohnen durch, deshalb konnte ich die Anfrage nicht ablehnen. Wenn die Studierenden ihre Wohnung zeigen, muss ich auch die Türen öffnen. Ich hätte aber auch so kein Problem damit – ich habe nicht viel zu verbergen.
Haben Sie ein liebstes Möbelstück oder einen Lieblingsgegenstand?
Meinen Schreibtisch, den müssen Sie sich anschauen, um es zu verstehen. Er ist spießig, aber authentisch. Ich liebe alte Möbel, denn die haben etwas Beständiges. Man wirft sie nicht so schnell weg, obwohl sie schäbig werden, sondern restauriert sie lieber. Mein Lieblingsgegenstand in der Wohnung ist der Plattenspieler. Den habe ich von einem Studienfreund geschenkt bekommen. Ich höre häufig Platten: Die Beatles und Krachmusik von einer Band aus Limburg. Nach deren Gitarrist haben wir auch unseren Sohn benannt.
Welche Spuren hinterlässt ihr Dozentenleben in der Wohnung?
Keine, außer in meinem Büro. Auch hier mag ich alte Möbel: Alles fing mit dem Tisch und der Kommode an. Die Stühle habe ich von Prof. Dr. Clemens Albrecht bekommen, dem ehemaligen Institutsleiter der Soziologie, sie sind handgearbeitet. Das Bild ist von einer Kunststudentin der Uni. Ich bin im Flur der Uni an dem Bild vorbeigegangen und es ist irgendwie bei mir hängen geblieben. Ich denke, weil es einen Makel hat. Meiner Frau Katrin gefiel die Kunst auch sehr gut und wir haben noch ein Bild der Künstlerin ins Schlafzimmer gehängt.
Sie wohnen hier mit Ihrer Frau und Ihrem dreijährigen Sohn. Was war Ihnen bei der Wohnungssuche wichtig?
Vor etwa drei Jahren sind wir hier eingezogen, das war kurz vor der Geburt unseres Sohnes. Vorher haben wir in einer kleineren Wohnung gelebt. Aber ich mag es groß und nicht zugestellt, sondern übersichtlich. Die alte Wohnung war gut, aber wenn ich eine Neue suche, dann ja keine schlechtere. Wir sind gerade auf Haussuche. Die Idee ist, etwas Eigenes zu haben, mit viel Platz für das Kind. Ich könnte auch wieder mit dem Schlagzeugspielen anfangen, wenn mich nicht mehr so viele Nachbarn hören. Bis jetzt steht das Schlagzeug noch bei den Eltern. Wir sind aber an sich sehr zufrieden mit der Wohnung.
Und wie ist das Familienleben hier im Vergleich zu der Zeit, als Sie studiert haben?
Ich habe auch in WGs gewohnt, je nach Mitbewohner war es manchmal chaotisch. Aber mein Zimmer war eigentlich immer ordentlich – da lag kein Essen oder Müll herum. Aber das ist 15 oder 20 Jahre her. Im Büro sieht man das gut: Es ist nicht picobello, aber auch nicht Kraut und Rüben bei mir.
Zum Thema Haushalt: Wie funktioniert das Zusammenleben?
Wir bekommen Unterstützung im Haus, das heißt eine Reinigungskraft kommt für zwei Stunden in der Woche. Sonst macht Katrin alles, sie ist da sehr penibel. Ich trage aber gerne den Wocheneinkauf die vier Stockwerke hoch.
Gibt es eine Ecke, die nicht aufgeräumt ist?
Ich habe nur die Fahrradsachen auf dem Balkon nicht aufgeräumt, hier lässt meine Frau mich walten. Da liegen sogar Socken. Aber das ist okay, weil es draußen ist. Ich habe auch im Büro eine Schmuddelecke mit Gymnastikutensilien. Ich sollte mehr Gymnastik machen, wegen meines Rückens. Im Sommer fahre ich viel Fahrrad im Stadtwald und auch zur Uni.
Was haben Sie verändert, bevor wir gekommen sind?
Nichts. Wir haben gegessen und dann habe ich Kekse auf den Tisch gestellt.
Wo ist ihr Lieblingsort in der Wohnung?
Ich sitze gerne in dem Ohrensessel und würde auch viel darin lesen, wenn ich nicht abends meistens zu kaputt wäre. Wenn der Kleine manchmal nach uns im Kinderstuhl am Tisch isst, mache ich vom Sessel aus Blödsinn mit ihm.
Gibt es etwas, dass Sie in der Wohnung vermissen?
Ein Aufzug wäre gut: Es ist anstrengend, zwei Kästen Wasser hoch zu schleppen. Was übrigens auch Katrin macht und zwar auf einmal. Ich hätte vielleicht noch gerne einen Hobbyraum, wo ich das Schlagzeug reinstellen kann und wo alles andere aus meiner Schmuddelecke auch seinen Platz hat.
Wenn die Wohnung einen Charakter hätte, wie würden Sie ihn beschreiben?
Solide, elegant und eklektisch: Es gibt keinen einheitlichen Stil, aber die einzelnen Gegenstände sind an sich schön und passen deshalb zusammen. Wir kaufen mittlerweile gerne solide Sachen, die auch einen Umzug überstehen. Als Student hatte ich aber noch meine Kindermöbel.
Was ist das Beste daran, in Koblenz zu wohnen?
Ich möchte definitiv nicht aufs Land, da bin ich aufgewachsen. Ich mag schon das Anonyme in der Großstadt – Gartenzaungespräche sind nichts für mich. Es ist toll hier: Wir sind in fünf Minuten in der Altstadt oder am Rhein. Ich muss mich nicht festlegen, sondern kann spontan gucken, worauf ich Lust habe. Das will ich nicht missen.
Interview: Lisa Engemann