Studium & Lehre

Tierische Nachbarn: Zu Besuch in der Landauer Zooschule

Jan Magg arbeitet bereits seit fünf Jahren als Zoopädagoge in der Zooschule und übt sich im Lehrer-Dasein. Foto: Lisa Leyerer

Jan Magg arbeitet bereits seit fünf Jahren als Zoopädagoge in der Zooschule und übt sich im Lehrer-Dasein. Foto: Lisa Leyerer

Auf dem Weg zum Campus Landau wird man täglich von Vogelgezwitscher und mit einem Blick auf die Geparden des Landauer Zoos begrüßt. Mit auf dem Gelände befindet sich seit fast 25 Jahren die Zooschule, gegründet von Dr. Gudrun Hollstein. Im Interview erläutert die Leiterin der Zooschule die besondere Kooperation zwischen Uni und Zoo. Im Video gibt Zoopädgoge Jan Magg einen Einblick in das einzigartiges Praxisfeld für Studierende.

Welches Konzept steht hinter der Zooschule?

Es handelt sich um eine Kooperation zwischen der Universität und dem Landauer Zoo. Der Grundgedanke besteht darin, mit der Zooschule ein Praxisfeld vor allem für angehende Lehrer anzubieten. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein Studium sehr praxisfern sein kann. Ich arbeite als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter an der Uni und empfand die örtlichen Gegebenheiten mit der unmittelbaren Nähe zwischen Campus und Zoo als eine tolle Möglichkeit, im Zoo ein pädagogisches Veranstaltungsprogramm einzurichten. Da es wichtig ist, sich auszuprobieren und Erfahrungen im Unterrichten von Kindern zu sammeln, wollte ich mit der Gründung der Zooschule 1992 eine Plattform dafür schaffen. Die theoretische Ausbildung der Studierenden findet in speziellen Lehrveranstaltungen an der Uni statt, der Zoo bietet ergänzend die Möglichkeit für Forschung und Arbeit mit den Kindern auf dem Gelände. So gewinnt der Zoo eine moderne Zooschule und die Uni ein Praxisfeld für Studierende und zugleich ein vielschichtiges Forschungsfeld. Diese Kooperation ist in dieser Form einzigartig.

An welche Zielgruppen richtet sich die Zooschule?

Dr. Gudrun Hollstein gründete 1992 die Zooschule Landau. Foto: Privat

Dr. Gudrun Hollstein gründete 1992 die Zooschule Landau. Foto: Privat

Wir haben ein breites Publikum von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Bis zu fünfzehntausend Besucher kommen pro Jahr aus Kindergärten und Schulen in der Region, auch über Landau hinaus. Oft binden die Lehrkräfte den Besuch der Zooschule in ihren Biologie- oder Sachunterricht ein. Unser Unterricht besteht aus modernem, erlebnisgebundenem, spielerischem Lernen sowie handlungsorientierter und kindgerechter Wissensvermittlung. Die Inhalte sind vielfältig gestaltbar, je nachdem, was mit der Gruppe vereinbart wurde. In den Unterrichtseinheiten kann zum Beispiel ein bestimmtes Tier thematisiert werden, die Kinder können mit den ausgewählten Tieren in Kontakt kommen und auch der Arten- und Naturschutz liegt uns nicht nur als Unterrichtsthema sehr am Herzen. Inzwischen haben wir das Angebot auch für ältere Zielgruppen erweitert und Klassen aus weiterführenden Schulen nutzen die Möglichkeit, die Zooschule zu besuchen.

Welche Veranstaltungen finden noch in der Zooschule statt?

Über den Zooschulunterricht hinaus bieten wir ein vielfältiges Programm an: Vom Bilderbuchkino über Kindergeburtstage bis hin zu Ferienlagern, Übernachtungscamps, Workshops, durchgehender Kinderbetreuung in den Schulferien, Abend- und Erlebnisführungen ist alles geboten. Wir haben außerdem Veranstaltungen für Menschen mit speziellem Förderbedarf im Programm. Zooführungen mit thematischen Schwerpunkten für Erwachsene mit und ohne Beeinträchtigung sowie für Senioren und Demenzkranke gehören auch zum Repertoire.

Wer kann in der Zooschule unterrichten?

In der Zooschule unterrichten fast ausschließlich Studierende aus verschiedenen Studiengängen. Derzeit besteht das Zooschulteam aus 25 Personen, darunter sind angehende Lehrer und Umweltwissenschafter, Psychologen und Pädagogen. Seit einigen Monaten unterstützt uns ein festangestellter Zoopädagoge. Man kann sich bereits ab dem ersten Semester bei mir melden, wenn man den Wunsch hat, neben dem Studium in der Zooschule tätig zu sein. Die Arbeit erfolgt auf freiwilliger Basis und findet unabhängig von den Lehrveranstaltungen in der Uni statt, also nicht im Rahmen eines Seminars oder Praktikums. Zu Beginn durchlaufen die Studierenden eine Ausbildungsphase, in der sie sich methodische und didaktische Kenntnisse aneignen, in einem Begleitseminar werden diese und das nötige zoologische Wissen vermittelt. Neben Einarbeitung und Fortbildungen absolvieren die Studierenden ein Praktikum im Tierpflegebereich des Zoos und erhalten so einen Überblick über den Tierbestand. Zugleich lernen sie dabei die Tierpflegerinnen und Tierpfleger kennen, mit denen sie im Zoo häufig kooperieren müssen, zum Beispiel, wenn ein Tier aus einem Terrarium im Zooschulunterricht eingesetzt werden soll.

Im Video nimmt Sie Jan Magg mit auf einen kleinen Rundgang durch den Landauer Zoo und zeigt, wie er den Kindern die Tierwelt näher bringt.

Wie sieht ein Tag in der Zooschule aus?

Der Unterricht findet sowohl in den Räumlichkeiten der Zooschule als auch draußen statt. Die Termine, die mit den Besuchern ausgemacht werden, verteile ich an die Zoopädagogen. Dabei berücksichtige ich, welche Themen sie unterrichten und welche Veranstaltungsformen sie umsetzen können. Meist beginnt ein Unterrichtstag gegen 9 Uhr morgens und dauert etwa zwei bis drei Stunden, je nach Thema und Alter der Kinder. Am Anfang wird die Zooschule vorgestellt und die Zoopädagogen gehen mit den Kindern die Zooregeln und das richtige Verhalten im Zoo durch. Im Anschluss werden zwei ausgewählte Tierarten in den Gehegen beobachtet und ausführlich besprochen. Oft wird von den Schulklassen und Gruppen auch ein Erlebnisrundgang durch den Zoo gewünscht, bei dem die Kinder viele verschiedene Tiere kennen lernen können.

Was macht für Sie die Arbeit in der Zooschule so spannend?

Es ist toll zu beobachten, welche starke Entwicklung hier einige Studierende durchlaufen. Im Laufe der Zeit lernen sie zum Beispiel immer besser, frei vor einer Gruppe zu sprechen und entwickeln die Fähigkeit, im Umgang mit den Kindern und den Inhalten flexibel zu sein. Es macht Spaß zu erleben, wie die Studierenden reifen und lernen, zu kooperieren. Das ist für Lehramtsstudierende bereits vor dem Einstieg in das Referendariat eine gute Vorbereitung auf das spätere Berufsleben. Aber auch Studierende aus anderen Fachbereichen können ihre individuellen Kompetenzen weiterentwickeln. Die Aufgaben, die Zoopädagogen im Laufe der Zeit übernehmen können, werden immer anspruchsvoller, die Besuchergruppen können auch mal schwierig sein, es gibt unzählige Möglichkeiten, eigene Ideen einzubringen und sich auszuprobieren. Darüber hinaus können Studierende auch für Prüfungsarbeiten das Umfeld der Zooschule nutzen. Die durchweg positive Rückmeldung durch die Studierenden und die Auszeichnungen, die wir für unsere Arbeit erhalten haben, zeigen uns, dass wir mit dem Konzept der Zooschule richtig liegen. Das freut uns natürlich sehr und gibt uns immer wieder neuen Schwung, die bestehende Kooperation zwischen Uni und Zoo weiterzuführen.

Nina Seel