FUNK, das ist die Abkürzung für Fachsprachlicher Förderunterricht. Unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Liebert und Frau Dr. Kallass, beide Mitarbeiter am Institut für Germanistik am Campus Koblenz, dreht sich alles um die Sprachförderung bei jugendlichen Schülern mit Migrationshintergrund und aus sozial schwachen Familien.
Schüler mit Deutsch als Zweitsprache haben es im Unterricht doppelt schwer: Sie müssen den Lernstoff begreifen, und das in einer Sprache, die nicht ihre Muttersprache ist. Um ihnen zu helfen, wurde 2010 FUNK ins Leben gerufen. In Kooperation mit der Stadt Koblenz, mehreren Schulen in der Stadt und der Universität macht sich das Forschungsprojekt zur Aufgabe, Schülern mit Migrationshintergrund Sprachunterstützung bis zum Abitur zu geben. Es gehört zu der Forschungsstelle Wissenstransfer des Instituts für Germanistik. FUNK liegt an der Schnittstelle von Praxis und Forschung und untersucht, welche Methoden in den Bereichen Didaktik und Sprachförderung funktionieren. Gleichzeitig setzt es sich zum Ziel, einen Beitrag zur Lehramtsausbildung zu leisten, indem es Lehramtsstudierenden ermöglicht, sich als Förderlehrer zu erproben.
Sprachförderung im Unterricht
Der Förderunterricht ist ein integrierter Sprach-Fach-Unterricht. Allein das Verständnis einer Aufgabenstellung oder eines fachwissenschaftlichen Textes ist oftmals schon eine Barriere für Schüler. Deshalb liegt bei FUNK im Vergleich zur normalen Nachhilfe der Fokus auf der Sprache und den fachspezifischen Ausdrücken. Etwa 75 Schüler ab der zehnten Klasse nehmen an dem kostenlosen Unterricht teil. Momentan unterrichten sieben Förderlehrer, die zugleich Lehramtsstudierende am Campus Koblenz sind. Montags bis freitags von 14 bis 18 Uhr stehen neben den Hauptfächern Deutsch, Mathe und Englisch auch Physik, Chemie, Geschichte und Biologie auf dem Plan. Die Größe der einzelnen Fördergruppen schwankt zwischen zwei und fünf Schülern, damit eine individuelle Betreuung gewährleistet ist.
Chance für Studierende der Universität
Für Lehramtsstudierende ist FUNK eine tolle Möglichkeit, Praxiserfahrung im Unterrichten zu sammeln. Es bietet einen intensiven Einblick in die Arbeit, Probleme und Chancen des Lehrerberufs. Die Förderlehrer sind als Aushilfskräfte angestellt, können das Projekt aber auch als Praktikumsstelle nutzen.
Förderlehrerin Jenny Eisenkolb hat Spaß an ihrer Arbeit. Seit Januar vergangenen Jahres ist sie dabei. “FUNK bereichert mein Studium sehr und zeigt, wie Lehrersein auch sein kann.” Die Studentin der Anglistik und Biologie unterrichtet fachfremd auch noch Chemie. In den Unterrichtsstunden werden auch Fachartikel gelesen. Kommt es zu Verständnisproblemen, gibt sie Tipps, wie man sich die schwierigen Fachbegriffe herleiten kann.
FUNK aus zwei Perspektiven
Aubrey Czepy kennt das Projekt besser als alle anderen: Sie war 2010 einer der ersten Schüler, die im Rahmen von FUNK unterrichtet wurden. Damals wurde das Projekt in ihrer Schule vorgestellt. “Kommt vorbei und schaut es euch an, stand da”, erinnert sich Czepy an den Informationsstand. Der Unterricht sei sehr angenehm gewesen, ganz anders als in der Schule: “Der Kontakt mit den Studierenden hat den meisten Eindruck hinterlassen. Man wurde geduzt, es kamen Gespräche zustande, ganz anders als mit Lehrern. Durch die kleine Gruppengröße wurden individuelle Baustellen aus dem Weg geräumt. Das hat sich natürlich auch in der Schule bemerkbar gemacht”, erzählt Czepy.
Mittlerweile studiert die 23-Jährige in Koblenz Deutsch und Wirtschaft auf Lehramt. Durch FUNK wurde ihr das Studium schon als Schülerin näher gebracht, und weil der Förderunterricht auf dem Campus stattfindet, hatte sie das Gefühl, die Uni bereits zu kennen. Als Czepy dann im vergangenen Jahr ein Seminar bei Frau Dr. Kallass belegte, kam die Frage auf, ob sie nicht Lust hätte, als Förderlehrerin für FUNK zu arbeiten. “Die Idee fand ich gut und ich fühle mich wohl hier im Projekt.” Die angehende Lehrerin kann sich gut in ihre Schüler hineinversetzen und empfiehlt das Projekt weiter: “Nicht nur für Schüler, sondern auch für Studierende. Durch die individuelle Betreuung und den Kontakt zu den Schülern lernt man ganz andere Facetten des Lehrerberufs kennen.”
Blick in die Zukunft
Ab August 2015 ist ein Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer Koblenz (IHK) geplant. Dann sollen auch Azubis die Möglichkeit haben, in ihrer sprachlichen Kompetenz gefördert zu werden. Mit “Probeschülern“ wird geforscht, wo genau die Förderschwerpunkte liegen sollten, die dann in einem Unterrichtskonzept in der Praxis angewandt werden können.
Clara Jung