Wo möchte ich leben? Wo eröffne ich mein Steakhouse? Wie hoch ist das Angebot an Kindergärten und Sportangeboten in meiner Stadt? Die Internetanwendung eLISA (erweiterte Lokale Information, Suche und Aggregation) hat auf all diese Fragen eine Antwort: Sie verpackt frei zugängliche Datenquellen, die von Behörden zur Verfügung gestellt werden, in eine anschauliche Karte. Diese kann genutzt werden, um sich einen Eindruck von den Lebensumständen in einer Stadt zu verschaffen.
Die Serie
Was gibt es Neues in der Wissenschaft? Wir stellen Personen und Projekte vor, die im Dienst der Universität Koblenz-Landau die Forschung voranbringen.
Oft ist es schwierig, sich einen Überblick über die Fülle an Informationen zu verschaffen, die Behörden, Kommunen und Vereine auf ihren Internetseiten zur Verfügung stellen. Die Internetanwendung eLisa ermöglicht es Nutzern, diese Daten in gebündelter, übersichtlicher Form anhand einstellbarer Suchkriterien abzurufen.
Die Entwicklung der Anwendung ist ein Projekt des Institute for Web Science and Technologies – kurz WeST, und entstand aus dem Projekt Live and Gov. Ins Leben gerufen wurde eLISA von Dr. Matthias Thimm vom Fachbereich 4. Zusammen mit Kollegen entwickelte er die Anwendung weiter. Im Januar 2012 reichte das Team das Konzept bei dem Programmierungswettbewerb Apps4Deutschland ein. Mit Erfolg: eLISA belegte den ersten Platz. Dies bestärkte das Team darin, die Idee weiterzuentwickeln.
Öffentlich zugängliche Daten werden aggregiert
Die Applikation führt Informationen aus verschiedensten Datenbeständen zusammen. Thimm erläutert, wie sich diese zusammensetzten: “Die Informationen werden von den jeweiligen Städten aus verschiedenen Mikrozensus gewonnen und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Eine andere Quelle, die für eLISA genutzt wird, sind offene Daten, wie sie zum Beispiel bei dem Programm Open Street Map vorkommen.”
Die Kartendarstellung der verschiedenen Stadtteile erinnert an die Bilder einer Wärmebildkamera. Für den Nutzer besonders geeignete Bereiche färben sich dunkelrot. So ist übersichtlich erkennbar, welche Lebensräume in einer Stadt den individuellen Suchkriterien entsprechen.
Die Einstellung der Suchfaktoren geschieht in zwei Schritten. Im oberen Teil der Seite werden die sogenannten Bezirkskriterien angegeben, im unteren die Wichtigkeit diverser Lokalitäten. Unter Bezirkskriterien fallen unter anderem der Altersdurchschnitt, die Verkehrsdichte und die Präsenz von Single- oder Pärchenhaushalten. Unter Lokalitäten kann ausgewählt werden, wie wichtig einem die Anzahl von Einrichtungen wie Kindergärten, Tankstellen, Schulen, Supermärkten, Restaurants, Ärzten und Baumärkten ist.
Welches ist der beste Stadtteil für mich?
Zum Beispiel könnte sich eine Zwanzigjährige, die weit weg von Koblenz wohnt und keine Zeit hat, ihren zukünftigen Studienort zu besuchen, mit eLISA über die Gegebenheiten vor Ort informieren. Aufgrund der in der Karte dargestellten Suchergebnisse kann sie sich in den angegebenen Stadtteilen an die Wohnungssuche machen. Wählt sie etwa die Priorität “Eher junge Bewohner/innen” sowie “Geringe Verkehrsdichte” und gibt “Singlehaushalten” den Vorzug, markiert eLISA die Stadtteile Goldgrube und Ehrenbreitstein als passend. Sind der Studieninteressierten weiterhin zahlreiche Supermärkte und Restaurants in der Wohngegend wichtig sowie eine mittelmäßige Anzahl von Tankstellen und Ärzten, verfärben sich die Bereiche in und um Ehrenbreitstein, die Altstadt, Koblenz Mitte und die Goldgrube dunkelrot. Diese vier Stadtteile bieten die ehesten zu ihr passenden Lokalitäten und Lebensbedingungen. Das weiß sie nun, ohne selbst in die Stadt kommen zu müssen oder sich stundenlang einen Überblick über Webseiten von Vereinen und Behörden zu verschaffen.
Derzeit sind Karten für die Städte Koblenz und München verfügbar, bei der jetzigen Version von eLISA handelt es sich um einen Prototypen. Weitere Karten sind in Planung. Thimm erklärt: “Mein Wunsch für die Zukunft der Anwendung ist, dass sie sich zu einem Selbstläufer entwickelt und sich immer mehr Städte dafür entscheiden, die ihnen zur Verfügung stehende Daten in eLISA darzustellen.” Auch Bürger sollen in Zukunft die Möglichkeit haben, Daten in das Programm einzutragen.
Inga Stapel