Zwischen Rheinland-Pfalz und der südchinesischen Provinz Fujian besteht eine lange Partnerschaft. Nun werden auch die Universitäten Koblenz-Landau und Fuzhou in Lehre und Forschung miteinander kooperieren. Beim Besuch einer Delegation der Fuzhou University Mitte Oktober wurde am Campus Landau die Zusammenarbeit final besiegelt.
Die Fuzhou University ist mit 50.000 Studierenden deutlich größer als der Campus Landau. Inhaltlich passe deren College of Environment and Resources aber sehr gut zum Institut für Umweltwissenschaften, ist sich Umweltökonomieprofessor Dr. Oliver Frör sicher. Der Fachleiter für die umweltwissenschaftlichen Studiengänge war auf Vermittlung der Rheinland-Pfalz Akademie Fujian (RPAF) bereits zweimal in Fuzhou, hat Gespräche geführt, Kooperationen ausgelotet, die Universität Koblenz-Landau und die Studiengänge vorgestellt. „Das Themenspektrum in Fuzhou und Landau passen sehr gut zusammen“, erklärt Frör. Zusätzlich gibt es mit der Umwelttechnik in Fuzhou Themen, die Landau nicht abdeckt. „Dadurch lassen sich inhaltliche Lücken schließen“, freut sich Professor Dr. Ralf Schulz, Vizepräsident für Forschung, Wissenstransfer, wissenschaftlichen Nachwuchs und Internationalisierung. Mittelgroße Universitäten wie Koblenz-Landau müssten verstärkt auf Internationalisierung setzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Denn die vergleichsweise wenigen Professoren in den einzelnen Fachbereichen könnten Teilbereiche nicht abdecken. „Um fächerübergreifend umfangreiche Fragestellungen angehen zu können, sind unsere Wissenschaftler auf nationale und internationale Kooperationen angewiesen“, bekräftigt Schulz.
Die Kooperation startet zunächst im Bereich der Lehre. In einem Double-Degree-Master studieren junge Chinesen ein Jahr in Fuzhou und zwei Jahre in Landau in den bestehenden Masterstudiengängen Environmental Sciences und Ecotoxicology in englischer Sprache. Der Abschluss wird sowohl von der Fuzhou University als auch der Universität Koblenz-Landau anerkannt. Ein analoges Modell für deutsche Studierende scheitert bisher an der Sprachhürde. Um diese zu überwinden, ist in Fuzhou eine Summer School mit Veranstaltungen in englischer Sprache geplant.
Die Kooperation mit der Fuzhou University soll weiter ausgebaut werden: Kontakte gibt es bereits zwischen der Informatik und Mathematik in Fuzhou und entsprechenden Koblenzer Kollegen, um für die Studiengänge WebScience und Mathematical Modelling of Complex Systems ebenfalls ein Double-Degree-Programm zu entwickeln. Künftig soll es auch einen Austausch von Dozenten und Wissenschaftlern geben, um die Kooperation in Lehre und Forschung zu erweitern.
Fujian ist eine sehr grüne Provinz und wurde auf nationaler Ebene zur Öko-Pilotzone ausgerufen. Denn der Druck wächst, im Bereich Umwelt- und Naturschutz etwas zu tun. „Wir haben großes Interesse, an der Lösung dieser Probleme mitzuarbeiten“, so Frör. Daher soll die Kooperation auch auf Forschung ausgedehnt werden. China ist ein Land mit großen Umweltproblemen. „Es gibt dort aber die Möglichkeit, Dinge neu zu denken oder schneller umzusetzen“, berichtet Frör. So gebe es mittlerweile Pilotversuche, Politiker nicht mehr nur aufgrund des wirtschaftlichen Wachstums sondern auch im Hinblick auf die Verbesserung der Umweltkriterien zu bewerten. „Im Idealfall entstehen durch diese Anstrengungen neue Arbeitsplätze, gar eine neue Ökonomie, die umweltverbessernd und gleichzeitig wertschöpfend ist“, betont Schulz. China könne von deutschem Wissen in alternativen Energien sowie Natur- und Umweltschutz profitieren und habe zudem die Kapazitäten zu produzieren.
Besuch aus dem Reich der Mitte
Mitte Oktober besuchte eine Delegation um Professor Chen Yongzheng, Parteisekretär der Fuzhou University, den Campus Landau. Das Ziel: Mit der Unterzeichnung eines „Memorandum of Understanding“ die Kooperation zu besiegeln und den Campus in der Südpfalz kennenzulernen. Auch wenn die Zusammenarbeit beider Universitäten erst begonnen habe, existiere schon eine Freundschaft, bekräftigte Chen. Den Zeitpunkt der Reise hat die Delegation aus gutem Grund gewählt: „Oktober ist Erntezeit im Weinbau und wir hoffen auf gute Ernte der Kooperation“, so Chen. Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung in China gäbe es keine finanziellen Engpässe zur Finanzierung von Kooperationen mit ausländischen Universitäten. Internationalisierung sei nicht nur eine Strategie seiner Universität, bekräftigt Chen, sondern auch ein Wunsch der Studierenden.
Die ersten Studierenden in China haben den Double-Degree-Masterstudiengang begonnen. Zum kommenden Wintersemester werden sie dann ihr Studium in Landau fortsetzen. Zunächst ist der Studiengang auf 15 Studierende begrenzt. Hilfe bei der Organisation rund um Visa oder Bewerbung, leistet die Rheinland-Pfalz-Akademie Fujian.
Kerstin Theilmann
Die Fuzhou University…
… wurde 1958 gegründet. Sie ist eine von elf Universitäten der gleichnamigen chinesischen zwei-Millionen-Metropole und eine von 100 Universitäten im nationalen 211-Programm, einer Art chinesischer Exzellenzinitiative. An der Fuzhou University studieren zirka 50.000 Studierende. Unter ihrem Dach wird an 21 Fachbereichen gelehrt und geforscht.