Über ein internationales Programm seiner Universität erhielt der chinesische Austauschstudent Hongtao Liu die Chance auf einen Master im Ausland. Der englischsprachige Studiengang Mathematische Modellierung am Campus Koblenz lockte den 26-Jährigen nach Koblenz.
Woher kommt Ihre Begeisterung für den Master-Studiengang Mathematical Modeling of Complex Systems?
In unserer Serie Was studieren? stellen Studierende der Universität Koblenz-Landau ihren Studiengang vor.
Ich interessiere mich für die Kombination des Studiengangs, der aus Mathematik, Physik und Informatik besteht. Was wir in dem Studiengang lernen, ist praktisch anwendbar und man kann im Nachhinein wirklich gute Jobs finden, nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern. Außerdem habe ich die Möglichkeit, andere internationale sowie deutsche Studierende kennenzulernen. Dadurch kann ich meinen Horizont enorm erweitern.
Was machen Sie genau in Ihrem Studium?
Es geht um die mathematische Modellierung komplexer Systeme. Angewandte Mathematik ist die wichtigste Komponente. Physik und Informatik kommen als Ergänzungsfächer hinzu. Konkret lernen wir im Studiengang moderne mathematische und computergestützte Methoden zur Modellierung, Simulation und Optimierung komplexer Systeme. In einem zweiten Schritt wird uns gezeigt, wie wir diese Methoden so anwenden und kombinieren, dass sie zur Lösung von Problemen in der realen Welt beitragen.
Ab dem dritten Semester können wir uns auf einen Teilbereich spezialisieren und ein Projektseminar belegen, dass auch bei der Vorbereitung auf die Masterarbeit helfen soll. Der Studiengang ist komplett auf Englisch und zielt darauf ab, dass wir für den Arbeitsmarkt und den Forschungsbereich gerüstet sind.
Was gefällt Ihnen am besten?
Ganz klar: Die praktische Anwendbarkeit.
Welche Fähigkeiten sind in Ihrem Studium besonders gefragt?
Es schadet nicht, wenn man Programmiersprachen kennt. Sie sind sehr wichtig, auch für die Zukunft. Ebenfalls sollte man ein Basiswissen in Physik haben und ein technisches Verständnis mitbringen. Ich hatte keine perfekten Grundlagen in Physik, da mein Bachelor eher mathematisch ausgerichtet war. In China beziehen wir unsere verwandten Disziplinen nicht so sehr ein, wie es hier in Deutschland der Fall ist. Am allerwichtigsten ist eine Affinität zur Mathematik.
Warum haben Sie sich für Koblenz entschieden?
Zum einen weil es ein internationales Studienprogramm ist. Die Universität in Fuzhou hat eine Kooperation mit der Universität Koblenz-Landau. Ich habe ein Jahr in China studiert und werde insgesamt zwei Jahre hier sein. Dadurch kann ich gleichzeitig zwei Abschlüsse machen. Einmal in Deutschland und einmal in China. Dafür muss ich meine Masterarbeit auch auf Chinesisch übersetzen. Ich kenne noch zwei chinesische Mitstudentinnen, die über das Studienprogramm in Landau studieren.
Was unterscheidet Koblenz von Fuzhou?
Die Gegend hier ist sehr schön. Viel ländlicher mit den Bergen und Flüssen. Ich werde meiner Familie auf jeden Fall raten, hier Urlaub zu machen. Es ist einfach toll, wie leise es hier ist. Mittags auf dem Mikado-Platz empfinde ich es als wirklich ruhig, obwohl es für die Koblenzer schon überfüllt und laut ist. Was ich wirklich vermisse, ist das chinesisches Essen. Darauf freue ich mich jetzt schon. Aber ich fühle mich hier wirklich wohl. Ich studiere gerne in Koblenz, ich mag die Altstadt und den Campus. Die Menschen in Koblenz sind freundlich und sehr international.
Was möchten Sie nach der Uni machen?
Es kommt darauf an, welche Jobchancen sich nach dem Studium für mich ergeben. Da ich bald fertig bin, werde ich zunächst nach China zurückgehen, um dort meinen Studiengang anerkennen zu lassen. Für alles, was danach kommt, bin ich offen und lasse mich überraschen. Ich könnte mir vorstellen, an einer Universität zu arbeiten, gern auch im Ausland.
Wie bereiten Sie die Studieninhalte auf Ihr zukünftiges Berufsleben vor?
Man kann nach dem Studium gut im IT-Bereich arbeiten. Wichtig ist aber auch, dass man sich in seinem speziellen Bereich selbst weiterbildet, vor allem, wenn man später kein Programmierer sein möchte. Für mich war es eigentlich auch wichtig, Deutsch zu lernen. Da aber die Vorlesungen auf Englisch sind und jeder Englisch spricht, ist das leider etwas zu kurz gekommen.
Konnten Sie schon Praxis-Luft schnuppern?
Wir hatten Workshops mit anderen Universitäten. Vergangenes Jahr war ich im Februar zwei Wochen in Italien, um dort praktische Erfahrungen zu sammeln. Im Mai vergangenen Jahres kamen wir fünf Tage auf dem Campus Koblenz zusammen, um Probleme der mathematischen Modellierung anzugehen und Lösungsstrategien zu finden.
Welchen Tipp geben Sie denjenigen, die noch auf der Suche nach dem passenden Studienfach sind?
Sich etwas zu trauen, wie zum Beispiel einen internationalen Studiengang zu belegen. Vorab kann man über das Vorlesungsverzeichnis schauen, welche Veranstaltungen angeboten werden und was die Inhalte des Studienfaches sind. Schon da sollte man sich überlegen, ob dieses oder jenes Fach zu einem passt.
Interview und Übersetzung aus dem Englischen von Esther Guretzke