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Das Leben in einer Wohngemeinschaft

Ein harmonisches WG-Leben - geht das? Foto: Fotolia/JiSIGN

Ein harmonisches WG-Leben - geht das? Foto: Fotolia/JiSIGN

In einer Wohngemeinschaft zu leben hat viele Vorteile – wenn sich alle an die Regeln halten. Was ist das Geheimnis gut funktionierender WG’s? Ist das Zusammenleben ohne Reibereien überhaupt möglich? Wie reagiert man am besten bei Streitigkeiten und Problemen? UniBlog hat bei WG-erprobten Studierenden in Koblenz und Landau nachgefragt.

Bei der Wohnungssuche haben  Michael, Stephan und Yannik alles richtig gemacht. Sie haben in Koblenz eine Wohnung gefunden, die drei fast gleich große Zimmer, ein Wohnzimmer, Küche, Bad und sogar einen kleinen Balkon hat. So können die Zimmer gerecht aufgeteilt werden. Auch gemeinsame Anschaffungen wie ein Kühlschrank oder ein Sofa haben die WG-Mitglieder zusammen gekauft. Die Kosten werden in einer gemeinsam geführten Excel-Liste dokumentiert, damit sie für jeden immer abrufbar sind. Ein gemeinsames Mietkonto vereinfacht den Geldfluss. Die drei kennen sich schon aus der Oberstufe des Gymnasiums, aber wenn es um Geld geht, zerbrechen oft auch langjährige Freundschaften. Damit das nicht passiert, ist die gerechte Verteilung der Kosten für die Wohngemeinschaft sehr wichtig.

Die Mischung macht’s

Wohngemeinschaft bedeutet nicht, dass immer alle beste Freunde werden müssen. Gegenseitiger Respekt und Verständnis helfen aber dabei, dass Zusammenleben angenehmer zu gestalten. Wie das genau aussieht, ist von WG zu WG unterschiedlich. Die drei Koblenzer WG-Bewohner leben seit ungefähr drei Jahren zusammen und haben sich nicht nur wohnlich aneinander angepasst. „Wir studieren zwar alle unterschiedliche Fächer und treffen uns in der Stadt öfter auch mit anderen Bekannten, aber unser engster Freundeskreis ist eigentlich derselbe“, erklärt Michael. „Ansonsten hat man ja noch sein eigenes Zimmer, um sich zurück zu ziehen“, ergänzt Stephan. Wichtig sei eine gute Kommunikation untereinander, so lerne man sich mit der Zeit besser kennen. Und das helfe, Situationen besser einzuschätzen und Streitigkeiten womöglich gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Ordnung und Sauberkeit

„Einen Reinigungsplan brauchen wir nicht“, dachten sich die WG-Bewohner zu Beginn, „jeder kümmert sich einfach um sein Zimmer, übernimmt einmal die Woche das Bad und Küche und Wohnzimmer machen wir, wenn nötig, gemeinsam.“ Doch nach einiger Zeit, in der ersten Klausurphase, verschoben sich plötzlich die Prioritäten für einige der Bewohner. Staub auf den Heizkörpern, Haare im Bad, benutze Töpfe in der Spüle – für Michael ein Graus. Also begann er, seine Mitbewohner an ihre Pflichten zu erinnern. Die reagierten auf diesen Eingriff in ihre Zeitplanung genervt. Weil seine Erinnerungs-Nachrichten ignoriert wurden, suchte Michael einige Wochen später das klärende Gespräch. Die Lösung: Verständnis und Flexibilität. „Besuch ankündigen ist das beste Druckmittel zum Aufräumen und Putzen“, scherzt Stephan, „denn wir wollen uns ja immer von unserer besten Seite zeigen.“

Gemeinsame Erledigungen & Pflichten

Das  Zusammenleben der drei WG-Bewohner funktioniert auch deshalb so gut, weil jeder für den anderen mittdenkt und ihn unterstützt. Zum Beispiel tragen Yannik und Stephan öfter den Müll hinunter, weil Michael das Haus oft mit Laptop, schwerem Rucksack und Sporttasche verlassen muss. Michael steht dafür etwas früher auf, weil es ihm nichts ausmacht, früh in den Tag zu starten, damit er im Bad fertig ist, bevor die anderen beiden duschen möchten. Für den Einkauf von Toilettenpapier oder Spülmittel gibt es keinen Einkaufsplan. „Wenn ich sehe, dass nicht mehr viel da ist, dann kauf ich es bei der nächsten Gelegenheit selbst ein, oder sage in unserem WG-Chat Bescheid, und dann bringt es meist schnell ein anderer mit.“

Alles hat ein Ende

Bald wird auch das WG-Leben der drei Jungs aufgemischt.  Denn wie in jeder WG, zieht irgendwann auch mal einer aus. Stephan plant, mit seiner Freundin zusammenzuziehen. Yannik verbringt das nächste Semester im Ausland, möchte danach aber wieder zurück in die WG. Die Suche nach Nach- und Zwischenmieter erledigen die drei: gemeinsam.

Adrian Müller

Diese Erfahrungen haben andere Wohngemeinschaften gemacht:

Familienersatz
“Unsere Mädels-WG ist unsere Partytruppe, Ersatz-Familie, unser Fünf-Sterne-Restaurant, unsere Band und das beste Seelsorgeteam. Wir haben unwahrscheinlich viel Glück gehabt.“

Jenny (23, Lehramt Ethik/Germanistik), Jenna (22, Lehramt Geschichte/Germanistik) und Lidia (23, Lehramt Englisch/Germanistik)

Keine Zweck-WG
„Wir wohnen zu Viert in der WG, zwei Mädels und zwei Jungs. Ich finde, es ist das Beste, wenn das Geschlechterverhältnis ausgeglichen ist.  Außerdem ist es schön, dass wir keine reine Studenten-WG sind, weil man einfach auch mal über andere Themen als die Uni spricht. Dadurch sind wir vier, obwohl wir uns am Anfang nicht kannten, inzwischen doch ganz gute Freunde geworden.“ 

Alexa (22, Zwei-Fach-Bachelor Psychologie und Soziologie)

WG-Stern
„Für die verschiedenen Erledigungen haben wir einen WG-Stern gebastelt.  Jeder Zacken ist mit einem Namen beschriftet. Die Sachen, die gekauft werden müssen, stehen dann auf Wäscheklammern, die immer eine Position weiter wandern, wenn der nächste an der Reihe ist.“ 

Bastian (27, Lehramt Geografie/Wirtschaft und Arbeit)