Am 13. März wird in Rheinland-Pfalz gewählt. Wer noch unentschlossen ist, wo er bei der Landtagswahl das Kreuz setzen soll, kann den Wahl-O-Mat zu Rate ziehen. Seit 2002 bietet die Webpräsenz eine Entscheidungshilfe für Wahlen und gleicht die Übereinstimmung der Position des Nutzers mit den Positionen der Parteien ab. Für die Entstehung des Wahl-O-Maten wird ein Redaktionsteam aus 20 Jungwählern zwischen 18 und 26 Jahren zusammengestellt, die den Fragenkatalog erarbeiten. Auch zwei Studierende von der Universität Koblenz-Landau sind seit vergangenem Jahr an der Entwicklung beteiligt.
Die Politikwissenschaftlerin Prof. Manuela Glaab steht den Jungwählern als Expertin zur Seite. Am Campus Landau forscht sie zu Fragen der Landespolitik, Parteien, Wahlen und Wahlkampagnen. Damit ist sie genau die richtige Kandidatin, wenn es darum geht, der Redaktion des Wahl-O-Maten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Je zehn junge Männer und Frauen aus Rheinland-Pfalz haben es mit ihrer Bewerbung in das Redaktions-Team geschafft. Auch Gloria Grötzschel, die am Campus Landau Sozialwissenschaften studiert, hat sich als Redakteurin beworben: „Ich interessiere mich sehr für das politische Geschehen und war neugierig, wie der Wahl-O-Mat entsteht.“
Für die Web-Anwendung „Wahl-O-Mat“ haben sie verschiedene Thesen aufstellt, die für die Wahlentscheidung relevant sein können. So können Nutzer die Positionen aller wählbaren Parteien auf einen Blick erfassen. Kein einfacher Job für die zwanzig Freiwilligen, die dafür sorgen müssen, dass der Wahl-O-Mat rund vier Wochen vor der Wahl an den Start gehen kann. Schon im Dezember vergangenen Jahres trafen sich die jungen Redakteure, darunter zwölf Erstwähler, um ein Wochenende lang mit fünf Politik-Experten in der PfalzAkademie in Lambrecht zu recherchieren und zu diskutieren. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich so viel an den Inhalten mitwirken darf. Wir wurden in den gesamten Entstehungsprozess eingebunden und konnten unsere Ideen einbringen. Wir standen allerdings unter Zeitdruck, weil wir an dem Workshop-Wochenende die ersten Thesen erstellen mussten“, berichtet Grötzschel in der Rückschau.
Parteiprogramme auf einen Blick: Der Weg zum Wahl-O-Mat
In fünf Arbeitsgruppen bereiteten sie Thesen zu den Themen „Arbeit, Wirtschaft und Finanzen“, „Bildung und Familie“, „Inneres, Justiz, Demokratie, Europa und Föderalismus“, „Soziales, Gesundheit, Kultur, Religion und Freizeit“ und „Umwelt, Energie, Verkehr, Infrastruktur, Bauen und Wohnen“ vor. Prof. Glaab begleitete den Workshop zum Thema „Bildung und Familie“. „Die Experten waren in der Rolle Hilfestellung zu geben, wenn man sich im Dickicht der Aussagen nicht mehr zurecht fand. Ich habe Hintergrundwissen geliefert, damit die Redakteure bestimmte Inhalte besser einordnen können. Bei der Recherche konnte ich ebenfalls unterstützen, weil wir intensiv die Parteiprogramme gesichtet haben, um zu identifizieren, was relevante Themen im Wahlkampf sind“, berichtet Glaab.
Auf der Grundlage von Programmen, Positionspapieren, Reden, Anträgen und Presseberichten entwickelten die Arbeitsgruppen erste relevante Thesen. Über einen mehrstufigen Abstimmungsprozess und mehrere Arbeitsstufen einigten sie sich auf 78 aussagekräftige Thesen. Glaab: „Das Themenspektrum in der Breite abzubilden ist natürlich eine gewisse Herausforderung. Denn am Ende sollen sie ein Profil der Parteienlandschaft abbilden können.”
Neben der Landauer Forscherin standen den Workshop-Teilnehmern die Politikwissenschaftler Prof. Faas von der Universität Mainz und Prof. Jun von der Universität Trier zur Seite. Die SWR Redaktionsleiterin von „Zur Sache! Rheinland-Pfalz“ Andrea Bähner und der Journalist Arno Becker von der „RheinPfalz“ konnten die Redakteure ebenfalls mit ihrem politischen Know-how unterstützen. Doch mit dem ersten Workshop ist der Wahl-O-Mat längst nicht fertig. Im nächsten Schritt wurden die Thesen an die Parteien zurückgeschickt. In einem erneuten Treffen findet eine Überprüfung der Parteiantworten statt. Am Ende dieses Workshops werden die finalen 38 Thesen ausgewählt, die auch im Online-Tool umgesetzt werden. „Ausgewählte Redakteure der jeweiligen Arbeitsgruppen treffen sich nochmal und treffen aus den vorhandenen Thesen eine Endauswahl, die schlussendlich in den Wahl-O-Mat aufgenommen werden“, berichtet Grötzschel. Die Parteien hatten vier Wochen Zeit, diese zu bearbeiten und zu begründen.
Erfolgsgeschichte Wahl-O-Mat
Die Bundes- und Landeszentralen für politische Bildung organisieren die Entwicklung des Wahl-O-Mats, die wissenschaftliche Leitung liegt bei Prof. Marschall der Universität Düsseldorf. Da im Wahljahr 2016 fünf Landtagswahlen anstehen, muss neben dem Webtool für Rheinland-Pfalz auch für Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin ein Wahl-O-Mat geplant werden. „Der Wahl-O-Mat ist eine ziemliche Erfolgsgeschichte, wenn man sich die Nutzerzahlen anguckt. Es ist ein Tool, was gerade für jüngere Menschen attraktiv ist, weil es die gewohnte Medienumwelt und Netzaffinität anspricht. Man kann sich innerhalb kürzester Zeit einen guten Überblick über das Spektrum der Themen verschaffen.“ Glaab findet das Online-Instrument praktisch, weil es die Informationskosten senke. Es sei weitaus zeitintensiver, sich alle Parteiprogramme durchzulesen. Aus Studien wisse man, dass die Nutzer der Wahl-O-Maten eher die jüngeren, höher gebildeten Menschen sind, die sich oftmals politisch interessieren und selbst schon eine Vorstellung haben, wie sie sich positionieren möchten. „Der Wahl-O-Mat dient als Gegencheck. Das entspricht den Trends, die wir aus dem Wahlverhalten kennen. Immer mehr Wähler entscheiden sich eher kurzfristig. Insofern bietet der Wahl-O-Mat wenige Wochen vor der Wahl nochmal eine Gelegenheit, sich Orientierung zu verschaffen“, resümiert Glaab.
Ein heißer Wahlabend
Wer am 13. März das Rennen macht, steht noch in den Sternen. Einige Trends zeichnen sich für Glaab jedoch jetzt schon ab: „Die Umfragen deuten darauf hin, dass es ein höchst spannender Wahlabend wird. Wir gehen davon aus, dass es nicht beim Dreiparteienparlament bleibt, sondern weitere Parteien in den Landtag einziehen werden. Allen voran gilt das für die AfD. Die Zahlen deuten darauf hin, dass sie die Fünf-Prozent-Hürde schaffen.“ Aber es könne auch für die FDP noch reichen. Die Linke schwanke ebenfalls um die Fünf-Prozent-Hürde und so werde es um die Frage gehen, welche Regierungsmehrheit man bilden könne. „Insofern wird es ein heißer Wahlkampf. Die Parteien werden jetzt natürlich nochmal alles daran setzen, dass sie ihre Anhänger mobilisieren und dass sie möglicherweise Unentschlossene für sich gewinnen.“
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Katharina Greb