Wie kann man Schüler in Zeiten von Digitalisierung und Social Media erreichen? Diese Frage stellte sich Eva Korn, angehende Lehrerin für Kunst und Deutsch im Gymnasium, im Rahmen ihrer Masterarbeit. Ihre Idee: Indem man mit ihnen Instagram-Kurzfilme zu Themen dreht, die sie bewegen. Mit ihrem modernen Unterrichtsentwurf gewann die 25-Jährige einen Wettbewerb des Bundes Deutscher Kunsterzieher (BDK) und durfte das Projekt mit Schülern der 7. und 8. Klasse in Berlin umsetzen.
Im Sommersemester 2017 besuchte die Lehramtsstudentin Eva Korn zwei Seminare am Campus Landau: „Digitale Medien in der Kunstpädagogik. Historische, aktuelle und zukünftige Herausforderungen“ bei Dr. Marc Fritzsche vom Institut für Kunstwissenschaft und Bildende Kunst und „Zeitgenössisches Kino. Von Hollywood zum Autorenfilm” bei Dr. Björn Hayer vom Institut für Germanistik. “Eines Tages kam Dr. Fritzsche mit einem Flyer des BDK-Bundeswettbewerbs ins Seminar, der engagierte Studierende der Kunstpädagogik fördert. “Für den Wettbewerb musste man einen Unterrichtsentwurf einreichen, der für drei Tage à vier Stunden konzipiert werden musste”, erzählt Korn. Ihr Ehrgeiz war geweckt und die Idee zu den Instagram-Kurzfilmen mit Schülern geboren: So konnte sie das Thema gleichzeitig für den Wettbewerb und die Masterarbeit ausarbeiten. Bei der Umsetzung stand Korn Dr. Fritzsche helfend zur Seite, der auch der Betreuer ihrer Masterarbeit ist.
Erster Platz beim Wettbewerb für Kunstpädagogik
Korns Unterrichtkonzept ist so simpel wie genial: “Einerseits liegt Instagram sehr nah am Alltag der Schüler und motiviert diese deshalb in hohem Maße bei der Verwendung im pädagogischen Umfeld. Außerdem ist die Nutzung kostenlos, da für das Projekt lediglich ein Smartphone pro Gruppe mit drei bis vier Schülern und die Instagram-App benötigt wird. So ist gewährleistet, dass kein Schüler ausgeschlossen ist, die nicht über ein solches Gerät verfügt”, erklärt Korn. Auch die Umsetzung ist niedrigschwellig: Jedes Smartphone hat eine Kamerafunktion, die ausreichend ist, um im schulischen Kontext einen Kurzfilm zu drehen. Des Weiteren erspart die App ein zusätzliches Schnittprogramm und macht es möglich, über 700 Millionen Nutzer zu erreichen.
Die Nachricht vom ersten Platz überraschte Korn dennoch. Ihre Idee überzeugte die Jury und sie durfte für fünf Tage nach Berlin in die größte Jugendkunstschule Deutschlands, das ATRIUM. Dort konnte Sie mit fachkundiger Begleitung ihr Konzept mit zwölf Schülern der Jahrgänge 7 und 8 in einer projektartigen, künstlerischen Werkstattwoche umsetzen. Die Fahrt-, Übernachtungs- und Verpflegungskosten wurden durch den BDK übernommen. Korn erzählt von ihren Erfahrungen mit den Jugendlichen: “Ich denke, ich konnte den größten Teil der Schülerschaft für die Idee begeistern. Vor allem die Älteren waren enthusiastisch, achteten auf die filmischen Mittel und versuchten diese umzusetzen.”
Kurzfilme über Konfrontation
In der Werkstattwoche entstand ein Kurzfilm, den man auf Instagram unter „@lesterschwestern8957“ sehen kann. Kurz darauf durfte Korn an den Kreationstagen ihr Projekt mit 15- bis 16-Jährigen realisieren. Diese gehörten zu den Gewinnern des Alexandra-Lang-Jugendkunstpreises, der ebenfalls vom BDK ausgeschrieben wird. Es entstand der Kurzfilm „@fuenfsiebenacht.kurzfilm“ auf Instagram. “Beide Filme haben das Thema Konfrontation, da alle Jugendlichen im Alltag die verschiedensten Konfrontationssituationen erfahren und den Umgang mit ihnen erlernen müssen. Der Kurzfilm erlaubt eine Auseinandersetzung mit diesen Situationen” erklärt Korn. Ihr Ziel ist es deshalb, mit ihrer Masterarbeit, an der sie im Moment schreibt, zur Arbeit mit sozialen Medien und Smartphone im Unterricht anzuregen. Die BDK-Mitglieder und das pädagogische Personal des ATRIUMs hat sie dafür schon begeistert: Sie können sich eine weitere Umsetzung der Idee gut vorstellen.
Evrim Kamik