Er ist erst 20 Jahre alt und seit November Deutscher Meister im Poetry Slam: Jan-Philipp Zymni aus Wuppertal. Ein junger Mann, der überzeugend sinnlosen Humor von sich geben kann. So beschreiben ihn seine Dichter-Kollegen. Am Dienstagabend stand er beim Poetry Slam am Campus Koblenz auf der Bühne des Audimax. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Zentrum für Kultur- und Wissensdialog (ZKW) der Universität Koblenz-Landau. UniBlog hat den Slam-Meister interviewt.
Herr Zymny, fangen wir ganz am Anfang an: Seit wann sind Sie in der Poetry Slam Szene und wie kam es dazu?
Durch Zufall habe ich 2003 Volker Strübing, einen Slammer und Schriftsteller, auf YouTube gesehen und fand ihn einfach gut. Dann habe ich bei Wikipedia die Regeln für den Poetry Slam durchgelesen und dachte mir: Das kann ich auch! Mein erster Auftritt war dann in einem Baucontainer in Wuppertal, in den gerade mal 20 Personen passten. Und dann war ich dabei. Das Schöne am Slammen ist ja, dass es jeder kann.
Aber es gehört doch sicherlich auch ein wenig Vorbereitung dazu, oder? Wie entsteht denn bei Ihnen ein Text?
Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder kommt plötzlich eine Idee, man schreibt los und eine halbe bis Stunde später ist der Text fertig. Die andere Möglichkeit ergibt sich, wenn man konkret auf ein Thema hinarbeiten möchte. Dann setze ich mich hin und schreibe, manchmal zieht sich das über mehrere Wochen. Ganz fertig werden die Texte aber nie, ich verändere sie immer wieder, nach jedem Auftritt und nach jedem erneuten Durchlesen.
Wo schreiben Sie Ihre Texte?
Meistens im Zug, ich bin für verschiedene Slam-Veranstaltungen oft lange unterwegs, da passt das ganz gut. Aber ansonste auch gerne mal während eines Slams, dann stelle ich mir vor, ich müsste ihn gleich vortragen, das erhöht den Druck für mich selbst. Vorgetragen werden sie dann aber nicht.
Die Inspiration zum Schreiben, woraus schöpfen Sie diese?
Einfach aus allem. Ich habe als Grundlage ein reales Thema, entwickle mich dann aber davon weg, in eine skurrile und fantastische Welt. Das ist für mich das Spannende: Von Dingen schreiben, die in der Wirklichkeit so nicht existieren. Ich versuche einfach Unfug mit Struktur von mir zu geben. Dazu schlüpfe ich dann auch mal in eine Tierrolle oder tanze über die Bühne.
Wie ist das dann für Sie, auf der Bühne zu stehen und vor Publikum und Jury Ihre Texte vorzutragen?
Es macht einfach unheimlich viel Spaß. Es ist wie ein Rausch, ich weiß nachher manchmal nicht mehr, was ich alles von mir gegeben habe. Aber es ist wunderbar mit dem Publikum zu arbeiten, auf die Reaktionen zu warten und darauf zu reagieren.
Das Publikum hat Sie im November ja auch zum Deutschen Meister gekürt. Wie fühlt sich das an?
Ich würde es nicht überbewerten, immerhin habe ich nur knapp vor dem anderen Finalisten gewonnen. Es ist ja mehr oder weniger eine Momentaufnahme des Publikums. Wären andere als Jury ausgewählt worden, wäre das Ergebnis vielleicht ein anderes. Aber auf den Deal lassen sich alle Poetry Slammer ein. Natürlich bin ich aber auch unglaublich dankbar und glücklich. So einen Titel bekommt man immerhin nicht alle Tage.
Hannah Wagner
Jan-Philipp Zymny hat seine Slam-Texte zusammengefasst und in einem Buch veröffentlicht: “Hin und Zurück – Nur bergauf”. Es ist im Handel erhältlich. |