Kolumne

Hölle auf Erden

René Lang wagte sich ins Fitnessstudio. Kein Genuss für unseren Autor. Illustration: Designstudio Mathilda Mutant

René Lang wagte sich ins Fitnessstudio. Kein Genuss für unseren Autor. Illustration: Designstudio Mathilda Mutant

In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Heute stellt sich René Lang seinen Ängsten – im Fitnessstudio.

Entspannt liege ich auf meiner Couch und schaue Netflix. Mit einer fließenden Armbewegung führe ich eine Handvoll Chips in meinen Mund. In meinem Inneren knuspert es laut, während meine Zähne ihr zerstörerisches Werk beginnen. Doch ehe die Überbleibsel der Chips meinen Magen erreichen, beginnt der Rhythmus von vorne. Als ich an mir hinuntersehe, fällt mir plötzlich eine sanfte Wölbung auf. Verwundert ziehe ich mein T-Shirt hoch und schnappe nach Luft. Wann war denn das passiert? Da war eine deutliche Rundung zu erkennen – inakzeptabel! Innerhalb weniger Minuten befinde ich mich auf dem Weg ins Fitnessstudio.

Pures Grauen, blankes Entsetzen

In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag.

Kaum angekommen, erinnere ich mich wieder: Fitnessstudios sind die Hölle auf Erden. Ein Chor keuchender Männer begrüßt mich bereits am Eingang. Wenn ich mich umblicke, finde ich kein offenes Fenster. Wozu auch frische Luft? Stattdessen verteilen Ventilatoren den beißenden Duft schwitzender Menschen, bis er in alle Winkel des Studios vorgedrungen ist. Ich werde vom Ekel gepackt, wenn ich mir vorstelle, dass kalter Schweiß an allen Oberflächen haftet. Aber es hilft nichts. Das Fett muss weg. Fest entschlossen eile ich zur Umkleide. Dort angekommen, sehe ich mich drei älteren Herren gegenüber, die einen Plausch über ihre sportlichen Fortschritte führen – nackt. Anscheinend haben sie sich nach einer kurzen Dusche festgeredet. Um vermeintlich die Diskretion zu wahren, schaue ich sofort weg. Aber in Wahrheit fühle ich mich vom intimen Anblick der Männer überfordert.

Einen Versuch war es wert

Zurück im Studio stelle ich mich aufs Laufband, um mich aufzuwärmen. Es dauert nicht lange, bis ich ins Schwitzen komme. Wo war meine Kondition geblieben? Noch etwas länger und mein Kopf nimmt eine hochrote Farbe an. Ich bin komplett außer Atem, als ich das Laufband anhalte. Nach Luft ringend, merke ich, wie eine Gruppe jugendlicher Halbstarker tuschelnd in meine Richtung grinst. Ich bin mir sicher, das Wort ‘Lauch’ gehört zu haben. Beschämt wende ich mich ab. “Ahnungslose Kinder”, denke ich mir und gehe. “Kommt erst Mal in mein Alter.” Doch im Hantelbereich wird es nicht besser. Als ich anfange, Gewichte zu stemmen, fühle ich mich von allen Seiten beobachtet. Mit Stolz hebe ich stetig die Sieben-Kilogramm-Hantel von unten nach oben, bis ich ein tiefes Stöhnen von rechts höre. Mein Nebenmann war gerade dabei, das fünffache an Gewicht nach oben zu führen. Enttäuscht lege ich die Hanteln wieder ab und wende mich dem Ausgang zu. Für heute hat es mal wieder gereicht. Mit der Einsicht, in nächster Zeit kein Fitnessstudio betreten zu wollen, mache ich mich auf den Heimweg. Dabei beginnt mein Magen zu knurren. Gut, dass ich noch Chips zu Hause habe.

René Lang