Sie forschen, organisieren Tagungen oder schreiben Fachartikel: In unserer neuen Serie “Promovierende im Interview” berichten wir über Promovierende und ihre Forschung an unserer Universität. Und fragen: Was ist ihr Thema? Was sind ihre Leidenschaften? Wieso haben Sie sich für eine Promotion entschieden? Wie organisieren Sie ihr Arbeitspensum? Patrick Bacherle, Doktorand am Institut für Kommunikationspsychologie und Medienpädagogik in Landau, erforscht in seinem Promotionsprojekt, wie sich Zuschauer in Spielfilme hinein versetzen und dabei Meinung und Einstellung zu bestimmten Themen beeinflusst werden.
Beschreiben Sie Ihre Forschung in drei Sätzen.
Die Serie
Sie forschen, organisieren Tagungen oder schreiben Fachartikel: In dieser Serie berichten wir über Promovierende und ihre Forschung an unserer Universität. Und fragen: Was ist ihr Thema? Was sind ihre Leidenschaften? Wieso haben sie sich für eine Promotion entschieden? Wie organisieren sie ihr Arbeitspensum?
In meinem Promotionsprojekt untersuche ich konkret, wie sich Menschen in die erzählte Welt eines Spielfilms hineinversetzen und welche psychologischen Prozesse dabei ablaufen. Um den Grad der emotionalen Beteiligung beim Schauen eines Filmes messbar zu verifizieren, habe ich verschiedene Indikatoren empirisch untersucht. Beispielsweise mussten sich Versuchspersonen Spielfilme anschauen und anschließend in Fragebögen Auskunft über ihr Erleben wiedergeben. Außerdem konnten die Personen während des Films mit einem Drehregler angeben, wie stark involviert sie sich in bestimmten Momenten des Films fühlten. Dabei untersuche ich auch, ob sich durch den Prozess des Hineinversetzens Veränderungen in der persönlichen Einstellung zu bestimmten Themen ergeben.
Was fasziniert Sie an dem Thema?
Als Medienpsychologie finde ich den Umgang mit Geschichten allgemein spannend. Unter uns Psychologen sagt man auch oft scherzhaft “research is me-search”. Man geht also davon aus, dass die eigene Forschung auch mit der Erkundung der eigenen Persönlichkeit zutun hat. Bei mir persönlich ist es natürlich auch so, dass mich Filme stark gefangen nehmen können und ich mich sehr leicht in einer erzählten Welt verlieren kann. Außerdem ist toll, dass die meisten Leute sich sofort mit meinem Forschungsthema identifizieren können. Jeder kennt das Gefühl, von einer Geschichte unmittelbar gefesselt zu sein. Als Forscher hat es mich gereizt, dieses Thema wissenschaftlich zugänglich zu machen.
Warum haben Sie sich für eine Promotion entschieden?
Das war bei mir eher ein Übergang als eine konkrete Entscheidung. Ich mochte die Uni als Lebensraum und Arbeitsort, da ich auch schon am Institut als studentische Hilfskraft gearbeitet habe. Schon während des Studiums habe ich mich dann auf die Promotionsstelle hier beworben und wurde glücklicherweise genommen.
Welche zusätzlichen wissenschaftlichen Aktivitäten planen oder machen Sie bereits zusätzlich zu Ihrer Promotion?
Ich habe eine volle Landesstelle und bin demzufolge aktiv in die Lehre eingebunden, was mir wirklich viel Spaß macht. Zudem bin ich natürlich auch auf verschiedenen Konferenzen unterwegs. In den vergangenen Jahren habe ich beispielsweise die Konferenz der International Communication Association (ICA) in Singapur besucht. Bei dieser Veranstaltung international renommierte Wissenschaftler zu treffen, gehört definitiv zu den Highlights meiner Promotionsphase.
Was sind ihre beruflichen Pläne für die Zukunft?
Das ist für mich nicht so leicht zu beantworten, denn der Übergang von der universitären Forschung in die freie Wirtschaft gestaltet sich doch etwas schwierig. Mit meinen Qualifikationen sehe ich mich am ehesten im Bereich der Marktforschung gut aufgehoben. Allerdings wird man in der kommerziellen Forschung nie die Chance haben, so gründlich zu arbeiten wie an der Uni.
Was sollte ein Student mitbringen, der an eine Promotion denkt?
Das wissenschaftliche Arbeiten an einer Dissertation erfordert ein hohes Maß an Gründlichkeit und Durchhaltevermögen. Studierenden mit Interesse an einer Promotion rate ich, sich grundlegend über die eigenen Ziele einer Doktorarbeit und die persönliche Motivation klar zu werden. Außerdem ist es wichtig zu prüfen, unter welchen finanziellen und organisatorischen Bedingungen die Promotion stattfinden soll.
Welche Aufgaben ergeben sich noch im Zuge ihrer Promotion?
Da ich sehr stark an der Lehre beteiligt bin, war ich selten in externe Angelegenheiten oder in Kommissionen involviert. Im Zuge der Lehrtätigkeit gehört es natürlich aber auch zu meinen Aufgaben, Prüfungen vorzubereiten und durchzuführen.
Was unternehmen Sie, um sich zusätzlich zu qualifizieren?
Die “Schreibwerkstatt” des Interdisziplinären Promotionszentrums (IPZ) hat mir geholfen, wieder Lust am Schreiben zu bekommen und kreativ damit umzugehen. Wenn man über einen so langen Zeitraum ein Thema bearbeitet, muss man die Freude am Schreiben immer wieder neu entdecken. Zudem habe ich verschiedene hochschuldidaktische Seminare belegt, wodurch ich schnell Spaß an der Lehre entwickelt habe. Außerdem hat mir ein Englischkurs auch dabei geholfen, Hemmungen und Unsicherheit bei Vorträgen auf internationalen Konferenzen abzulegen.
Wie organisieren Sie ihr Arbeitspensum?
Was organisatorisches Geschick angeht, bin ich zugegebenermaßen kein Vorzeige-Doktorand. Meine Promotionsstelle war als Landesstelle von Beginn an auf sechs Jahre angelegt, die Zeit saß mir also nicht unmittelbar im Nacken. Es gibt viele Doktoranden mit einem strikten Zeitplan und streng integrierten Arbeitsphasen für die Dissertation. Für mich hat es so etwas nie gegeben. Oft sind Arbeit am Institut und Lehre dringender, sodass man die eigene Forschung ab und an aus dem Blick verliert. Daher konnte ich erst nach dem kompletten Promotionszeitraum meine Dissertation finalisieren.