Diskriminierung und Ausgrenzung sind in der Schule oder am Arbeitsplatz keine Seltenheit. Diplom-Psychologin Franziska Ehrke, Doktorandin in der Abteilung für Wirtschafts- und Sozialpsychologie in Landau, erprobt und evaluiert für ihre Dissertation Diversity-Trainings: Übungen, die den Abbau von Vorurteilen und die Anerkennung sozialer Vielfalt im Bildungs- und Berufskontext unterstützen sollen.
Bitte beschreiben Sie Ihre Forschung in wenigen Sätzen.
Die Serie
Sie forschen, organisieren Tagungen oder schreiben Fachartikel: In dieser Serie berichten wir über Promovierende und ihre Forschung an unserer Universität. Und fragen: Was ist ihr Thema? Was sind ihre Leidenschaften? Wieso haben sie sich für eine Promotion entschieden? Wie organisieren sie ihr Arbeitspensum?
Für meine Doktorarbeit entwickle und evaluiere ich Maßnahmen und Übungen für Diversity-Trainings – also Anti-Vorurteilsintervention, die sich mit der Wahrnehmung von sozialer Vielfalt beschäftigt. Das heißt, ich leite aus sozialpsychologischen Theorien Strategien ab und überprüfe sie auf ihre Wirksamkeit. Damit ist meine Forschung sehr anwendungsorientiert. Diversity-Trainings werden sehr häufig im Bildungs- oder Berufskontext eingesetzt, um beispielsweise Sexismus und Diskriminierung aufgrund religiöser Zugehörigkeit, ethnischer Herkunft oder sexueller Orientierung vorzubeugen und zu reduzieren. Bisher gibt es sehr wenig Forschung, die überprüft, ob und wie solche Maßnahmen überhaupt wirken. In Studien überprüfe ich dann beispielweise, ob so ein Diversity-Training dafür sorgt, dass Teilnehmende nach dem Training mehr Vielfalt innerhalb von Gruppen wahrnehmen als vorher und ob sich soziale Einstellungen verbessern.
Was fasziniert Sie an diesem Thema?
Ich habe mich bereits während meines Studiums in einem Antidiskriminierungsprojekt engagiert, das Trainings solcher Art, beispielsweise zur Prävention von Sexismus, in Schulklassen durchgeführt hat. Dabei habe ich mich immer gefragt, was wir mit solchen Übungen tatsächlich erreichen können, ob sie in manchen Fällen vielleicht sogar kontraproduktiv sind und wie man sie effektiver gestalten könnte. Dem kann ich nun gezielt in meiner Doktorarbeit nachgehen.
Wieso haben Sie sich für eine Promotion entschieden?
Bereits in meiner Diplomarbeit konnte ich mich mit sozialpsychologischer Forschung auseinandersetzen, damals habe ich noch an der Universität Jena studiert. Anschließend hat mich meine Betreuerin, Prof. Melanie Steffens, zu einer Promotion in diesem Bereich angeregt und mir quasi den Blick für eine wissenschaftliche Laufbahn geöffnet. 2013 wurde sie zur Professorin für Sozial- und Wirtschaftspsychologie nach Landau berufen und ich bekam so die Möglichkeit, meine Doktorarbeit mit Aussicht auf ein Stipendium in Landau zu beginnen.
Wie wird Ihre Promotion finanziert?
Durch eine halbe Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut. Vorher habe ich mich über ein Stipendium finanziert.
Welche zusätzlichen wissenschaftlichen Aktivitäten planen oder machen Sie bereits neben der Promotion?
Da gibt es einiges. Beispielsweise besuche ich regelmäßig die Tagung der Fachgruppe für Sozialpsychologie. Diese findet alle zwei Jahre statt und bietet auch ein umfassendes Qualifikationsprogramm für Nachwuchswissenschaftler an. Darüber hinaus publiziere ich natürlich und habe vor einiger Zeit unter anderem gemeinsam mit meiner Betreuerin im Band “Diversität, Diversifizierung, Entsolidarisierung” ein Überblickswerk zur Diversitätsforschung im deutschsprachigen Raum, einen Fachtext zu empirischen Befunden von Diversity-Trainings, veröffentlicht. Darüber hinaus bin ich im interdisziplinären Forschungsschwerpunkt “Kommunikation, Medien und Politik” (KoMePol) involviert und erforsche, wie es sich auf politisches Vertrauen auswirkt, wenn Parteien und ihre Politiker als sozial vielfältig wahrgenommen werden. Aktuell plane ich außerdem gemeinsam mit zwei anderen Doktorandinnen, Nadine Knab und Julia Dupont, sowie meiner Betreuerin, Prof. Steffens, die 29. Tagung des Forums Friedenspsychologie, die unsere Arbeitseinheit gemeinsam mit der Friedensakademie Rheinland-Pfalz ausrichtet. Die Tagung wird Anfang Juli 2016 am Campus Landau stattfinden.
Was sind Ihre beruflichen Pläne für die Zukunft?
Im kommenden März möchte ich meine Dissertation einreichen. Glücklicherweise werde ich dann mit einer halben Stelle am Institut weiterarbeiten und eine Habilitation anschließen.
Was sollten Studierende mitbringen, die an eine Promotion denken?
Man sollte auf jeden Fall wissen, welche Ziele man mit der Promotion verfolgt und mit Leidenschaft für sein Thema brennen. Vor allem, wenn man finanziell nicht abgesichert ist, ist dieser Aspekt nicht unwichtig, da eine Promotion mitunter trotz Stipendium oder einer Stelle an der Uni schwierig zu finanzieren ist. Außerdem ist und war die Betreuung für mich sehr wichtig. Diese hat einen entscheidenden Einfluss auf das eigene Vorankommen. Eine ausreichende Unterstützung im Forschungsprozess durch regelmäßige Gespräche und Forschungskolloquien ist nur ein Faktor. Zudem kann man von seinem Betreuer auch lernen, wie man publiziert und für die Sichtbarkeit seiner Forschung sorgt. Außerdem sollte der Doktorand angeregt werden, seine Forschung regelmäßig auf Tagungen zu präsentieren. Nebenbei lernt man auch so das Vernetzen. In dieser Sache konnte ich mir bei meiner Betreuerin viel abschauen. Abgesehen davon empfehle ich jedem Studierenden, Lehrende direkt nach Möglichkeiten zu fragen, sich im Fachbereich zu engagieren oder eventuell über eine Hiwi-Stelle an Forschungsprojekten mitzuarbeiten. So öffnen sich leichter Wege.
Welche Aufgaben ergeben sich noch im Zuge Ihrer Promotion?
Aktuell übernehme ich in unserer Arbeitseinheit die Koordination für die Labore und Rechner. Darüber hinaus bin ich natürlich auch in die Lehre eingebunden. Ich lege großen Wert darauf, gute Lehre zu machen. Darüber hinaus betreue ich Abschlussarbeiten von Studierenden.
Was unternehmen Sie, um sich zusätzlich zu qualifizieren?
Wie viele Doktoranden habe auch ich einige Angebote des Interdisziplinären Promotionszentrums (IPZ) wahrgenommen. Dazu zählen unter anderem ein Rhetoriktraining und ein Englischkurs. Außerdem finde ich die Angebote der Hochschuldidaktischen Arbeitsstelle super und besuche dort regelmäßig Veranstaltungen. Nebenher muss ich mich auch in neue Statistik-Programme und Software reinfuchsen, auf die ich als Psychologin beim Analysieren meiner Daten angewiesen bin.
Wie organisieren Sie Ihren Arbeitsablauf?
Das ist oft nicht ganz so einfach und manchmal ist es ein Kampf, alles unter einen Hut zu bekommen. Meist zieht ein zu voller Terminkalender auch Arbeit am Wochenende nach sich. Da ich meine Lehrveranstaltungen nicht selbst flexibel in meine Wochenplanung integrieren kann, wird es manchmal schwierig, einen größeren Zeitraum für die Dissertation zu blocken. Mir ist außerdem wichtig, einen Ausgleich zum Arbeitsleben zu schaffen, das funktioniert bei mir gut mit Sport in der Freizeit.
Sandra Erber