Die App „Defi Now!” weist Ersthelfern den Weg zum nächsten Laien-Defibrillator in der Umgebung, um sie im Ernstfall bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung zu unterstützen. Entwickelt wurde die Anwendungssoftware von einem Team um Prof. Dr. J. Felix Hampe, Vizepräsident der Universität am Campus Koblenz und Professor am Institut für Wirtschafts- und Verwaltungsinformatik.
Bei einem plötzlichen Herzstillstand ist Erste Hilfe lebenswichtig. Mit einem Anruf beim Rettungsdienst und der Einleitung einer manuellen Herz-Lungen-Wiederbelebung ist in einer solchen Situation schon viel getan. Was viele nicht wissen: Ersthelfer können mithilfe eines Laien-Defibrillators, auch AED (Automatisierter Externer Defibrillator) genannt, eigenständig eine Wiederbelebung vornehmen, auch wenn noch kein Notarzt vor Ort ist. “Leider ist bisher nur wenig bekannt, dass solche Laien-Defibrilatoren in zahlreichen öffentlichen und privaten Gebäuden frei zugänglich sind und von Ersthelfern genutzt werden können”, weiß Marco Krause, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschafts- und Verwaltungsinformatik und Mitentwickler der Defi Now!-App. “Bei der Bedienung eines AED kann man nichts falsch machen. Mit der App versuchen wir, Aufklärung zu betreiben.”
Erste Hilfe in drei Schritten
Die Nutzer der App werden dabei zunächst durch ein dreistufiges Menü gelotst, das den Ersthelfer sicher durch die Erste Hilfe führt. In einem ersten Schritt wird der Nutzer zunächst angewiesen, einen Notruf abzusetzen. “Wir wollen nicht den Eindruck vermitteln, dass man bei einem eventuellen Herzstillstand zuerst sein Smartphone zücken und nach einem Defibrillator schauen soll. Den Rettungsdienst unmittelbar zu kontaktieren, ist unerlässlich”, betont Krause. Oft seien Betroffene im Ernstfall aber unsicher und ratlos. Die App soll in diesem Fall als Handlungsanleitung dienen.
Im weiteren Verlauf wird der Ersthelfer angeleitet, selbst mit den Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen. Kleine Grafiken dienen als grobe Orientierung, auch ein Akkustiksignal gibt dem Hilfeleistenden vor, in welchem Rhythmus die Herz-Lungen-Massage durchgeführt werden soll. Erst im dritten Schritt kann das Defibrillator-Register der App aufgerufen werden, das den Weg zum nächstgelegenen Defibrillator weist. Ersthelfer müssen keine Angst vor der Nutzung haben, auch wenn sie medizinische Laien sind: “Die Bedienung eines Defibrillators ist sehr sicher, denn das Gerät löst nur im Falle eines tatsächlich vorliegenden Herzstillstandes einen elektrischen Impuls aus”, betont Krause.
Ein nutzerbasiertes Netzwerk
Die kostenlose App wurde 2008 im Rahmen von zwei Diplomarbeiten entwickelt und seitdem mit zwei Updates stetig verbessert. Das Defibrillator-Register wird dabei von einer Nutzergemeinde getragen, die frei zugängliche Defibrillatoren in die Übersichtskarte eintragen kann. Rund 300 Nutzer melden regelmäßig neue Standorte und Wegbeschreibungen zu den Defibrillatoren deutschlandweit, bisher wurden im mobilen Register rund 6000 Standorte eingepflegt. Um die Richtigkeit der neuen Standorte zu gewährleisten, können neu eingepflegte Defibrillatoren von anderen Usern überprüft und verifiziert werden, zusätzliche Angaben sowie Öffnungszeiten oder Fotos erleichtern Hilfeleistenden den Zugang zu den Geräten.
Wer im Akutfall keinen AED in der Defi Now!-App findet, kann auch auf anderen Internetseiten wie aed-katatser.net oder definetz.de nach einem Defibrillator suchen, empfiehlt Krause. “Da wir ein nutzerbasiertes Netzwerk sind, können wir natürlich nicht immer garantieren, dass jeder AED im Onlineregister vermerkt ist. Länder wie die Niederlande sind etwas weiter, da gibt es ein staatliches Register, auf das jeder Zugriff hat.” In jedem Fall sei Koblenz mit 30 verifizierten Defibrillatoren gut ausgelastet. Und falls jemand am Koblenzer Campus in einen Notfall geraten sollte: Im Foyer der Turnhalle ist ein Laien-Defibrillator angebracht.
Sandra Erber
Oh je,
gibts die Defi now app nicht mehr ?
An was liegt es ?