Französisches Flair und spitzbübischen Charme brachte der Bestsellerautor Éric-Emmanuel Schmitt mit nach Landau: Als Inhaber der 6. Poetik Dozentur, deren Gastgeber das Zentrum für Kultur- und Wissensdialog (ZKW), die Deutsch-Französische Gesellschaft Landau (DFG) und die Stadtbibliothek Landau sind, plauderte der Philosoph unaufgeregt von seiner Arbeit, erklärte, warum es nicht immer einfach ist, einfach zu schreiben und sprach darüber, was seine literarischen Werke mit seiner Person zu tun haben.
Éric-Emmanuel Schmitt ist ein Bestsellerautor zum Anfassen: Zusammen mit der Romanistin Kirsten Dickhaut der Universität Koblenz-Landau sprach er bei der 6. Poetik Dozentur über seinen Roman “Die Frau im Spiegel” und las daraus Auszüge vor. In dem 2012 erschienenen Werk portraitiert er drei ungleiche Frauen aus unterschiedlichen Epochen, die doch miteinander verbunden sind. Schmitt beschreibt seinen Schreibstil so: „Um einfach zu schreiben, bedarf es einer großen Arbeit. Denn einfach zu schreiben heißt nicht, vereinfacht zu schreiben, sondern die Lösungen in einfachen Worten zu finden.“ Der Roman erzählt die Geschichte dreier Frauen, die sich anders fühlen. Im Gespräch mit Dr. Kirsten Dickhaut tauchten die Zuschauer in die literarische Welt von Schmitt ein.
Die Hauptpersonen des Romans: Anne aus Brügge zur Zeit der Renaissance, Hanna aus Wien, die während der Renaissance lebt, und Anny, eine Schauspielerin aus dem heutigen Hollywood. Sie alle stammen aus verschiedenen Epochen, der Stil des Romans wechselt laufend. Schmitt berichtet vom Schaffensprozess des Buches: „Es war schwierig, diesen Roman so zu schreiben, denn jedes Kapitel ändert nicht nur die Hauptperson, sondern auch die Epoche und den Stil. Wichtig ist, dass die Welt abgebildet wird. Die Person ist zwar in ihrer jeweiligen Epoche verhaftet, in der sie lebt, aber insgesamt entsteht dadurch ein Werk, dass mehrere Epochen erfasst.“
Die Frauen in Schmitts Buch hadern mit ihren Rollen in der Gesellschaft. Das ist ihr verbindendes Element. „Die drei Frauen sind unfähig, die Rolle der Gattin, Hausfrau oder Hure zu spielen. Sie sind Rebellen aus einer Notwendigkeit heraus. Sie verweigern sich dem, was die Männer ihnen zuschreiben.“ Wie in seinen vorherigen Werken greift auch Schmitts neuer Roman das Thema Glaube und Religion auf. Schmitt legt seinen drei Protagonistinnen einen Schlüssel in die Hand, mit dem sie sich auf die Suche nach der Unendlichkeit machen.
Ein Buch über Frauen, geschrieben von einem Mann – stecken auch autobiografische Momente in „Die Frau im Spiegel“? Der Autor witzelt: „Es ist natürlich nichts Autobiografisches enthalten, zum einen weil ich keine Frau bin und zum anderen habe ich in keiner dieser Epochen gelebt. Jeder Roman hat durchaus autobiografische Momente, aber nicht für mich, sondern für den Leser.“
Professor Roman Heiligenthal, Präsident der Universität Koblenz-Landau, überreichte dem französischen Autor, Dramatiker und Regisseur die Poetik Dozentur-Urkunde „für seine Gabe, gleichsam Geschichten zu erzählen und Ideen zu vermitteln“. Poetik Dozentur-Initiatorin Dr. Anja Ohmer vom Zentrum für Wissensdialog (ZKW) lobte Éric-Emmanuel Schmitt als „tief analytischen Philosophen, der keine Angst vor Emotionen hat“.
Katharina Greb
Ausblick
Die nächste Poetik-Dozentur findet vom 15. bis zum 17. Juli mit Sibylle Lewitscharoff statt, die im vergangenen Jahr mit dem Georg-Büchner-Preis, der als bedeutsamster Literaturpreis Deutschland gilt, geehrt wurde. Schon am 22. Mai geht die Reihe „Große Begegnungen“ mit dem deutschen Familienunternehmer und Künstler Claus Hipp in eine nächste Runde. Weitere Informationen zur Poetik-Dozentur