Claudia Detzels Karriere beginnt klassisch: Sie studiert Lehramt für Grund- und Hauptschule in Karlsruhe, nach dem Studium entschließt sie sich jedoch gegen den Schuldienst und für ein Betriebspädagogik-Studium am Campus Landau. Heute arbeitet Detzel als Referatsleiterin in der Verwaltung des Landkreises Südliche Weinstraße.
Was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie an Ihre Alma Mater und an Ihre Studienstadt Landau zurückdenken?
Die familiäre Atmosphäre. Man kannte und schätzte sich unter den Studierenden, aber auch unter den Dozenten. Dazu trugen auch die überschaubaren Wege bei. Trotz der vielen Außenstellen, an denen Veranstaltungen stattfanden, war immer alles gut zu erreichen und jeder Standort hatte seinen eigenen Charme. Da der Landauer Campus direkt am Wald liegt, ermöglichte er in den Pausen immer einen Kaffee im Grünen oder einen netten Grillabend mit der Fachschaft U-F-O. Auch die wunderschöne Bibliothek ist mir in Erinnerung geblieben. Dank der guten Sortierung und der ruhigen und freundlichen Arbeitsumgebung lud sie stets zum Verweilen ein.
Warum haben Sie sich für ein Studium an der Universität Koblenz-Landau entschieden?
Die Serie
Wie soll es nach dem Abschluss weitergehen? Inspiration bieten Alumni der Universität Koblenz-Landau: In unseren Porträts erzählen sie von Karriere, Arbeitsalltag und Erinnerungen an die Studienzeit.
Nach dem Abschluss meines Lehramtsstudiums an der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe war für mich klar, dass dieses Studium eine sehr gute Basis darstellte, um mit und für Menschen arbeiten zu können. Dies konnte ich fachlich mit dem Studienschwerpunkt Betriebspädagogik vertiefen. Da dieses Studienfach damals noch nicht so häufig angeboten wurde, war Landau die nahe liegende Wahl.
Wussten Sie schon zu Studienbeginn, was Sie später machen wollen? Was war Ihr Traumjob?
Zu Studienbeginn in Landau hätte ich mir nie träumen lassen, wie viele interessante Arbeitsbereiche mir dieses Studium ermöglichen würde. Ich spielte mit dem Gedanken, nach dem Abschluss zu promovieren und im wissenschaftlichen Bereich an einer Hochschule Fuß zu fassen. Aber schon mein erstes Praktikum in den Semesterferien machte mir den Facettenreichtum des Studiums klar und der Promotionsgedanke war verworfen.
Sie sind derzeit Leiterin des Referats Personal und Organisationsentwicklung im Landkreis Südliche Weinstraße. Was macht man da genau?
Ich kümmere mich im Auftrag unsere Landrätin Theresia Riedmaier um die Personaladministration der knapp 500 Mitarbeiter des Landkreises Südliche Weinstraße. Darunter fallen alle, die für die Verwaltung des Landkreises tätig sind, also Beamte und Angestellte unterschiedlichster Berufsgruppen. Meine Aufgabe besteht, neben der Beratung der Landrätin, überwiegend aus der Bearbeitung von Grundsatzfragen. In den Bereich Organisationsentwicklung fallen beispielsweise die Analyse von Arbeitsabläufen und die daraus resultierenden Personalbedarfsermittlungen, um den Fachabteilungen Anregungen geben zu können. Zum Bereich Personal gehören unter anderem die Personalwirtschaft, also das Erarbeiten von Dienstvereinbarungen und die Gestaltung von Arbeitszeitregelungen. Aber auch die juristische Betreuung von Personalproblemen unterschiedlichster Art ist Teil meiner Arbeit.
Wie sieht ein normaler Arbeitstag aus?
Meist anders als geplant. Ich beginne meinen Arbeitstag zwischen 7.15 Uhr und 7.30 Uhr, um vor den ersten Terminen meinen Tagesplan sichten zu können und die Post durchzugehen. Bis 12.30 Uhr herrscht meist viel Betrieb in meinem Referat. Mitarbeiter suchen den Kontakt, Fachabteilungen erbitten Auskünfte oder Rückmeldungen oder es stehen verschiedenste Gesprächstermine an. Während der Mittagszeit wird es ein wenig ruhiger und es bleibt Zeit, längere Schriftwechsel und natürlich die E-Mails des Vormittages zu sichten und zu bearbeiten. Der Nachmittag gestaltet sich dann wieder umtriebiger, aber hier versuche ich für gewöhnlich maximal einen Termin am Nachmittag fest zu vergeben, um noch Zeit für die Bearbeitung komplexerer Sachverhalte zu haben. Ab 16 Uhr kehrt langsam Ruhe im Haus ein und es bleibt Zeit, sich schwierigen Themen zu widmen oder in Ruhe einen Sachverhalt juristisch aufzuarbeiten.
Was ist die größte Herausforderung in Ihrem Job?
Im Spannungsfeld zwischen den Wünschen der Abteilungen und der Mitarbeiter, aber auch der geltenden Rechtslage einen Konsens zu erarbeiten, der von allen akzeptiert und meinen Grundsätzen der Fairness und situativen Gleichbehandlung aller Betroffenen gerecht wird.
Wie sind Sie an den Job gekommen?
Die Stelle war ausgeschrieben, ich habe mich klassisch auf Papier beworben, für das Vorstellungsgespräch meinen Sommerurlaub abgebrochen und danach, trotz meiner verwaltungsfremden Ausbildung, den Zuschlag bekommen. Ob meine vorausgehende Tätigkeit als Projektmanagerin bei einer Unternehmensberatung dabei hilfreich war, kann ich mir aus heutiger Sicht nur schwer vorstellen, da diese Stelle vollkommen andere Inhalte hat. Ich glaube, man wollte eine Veränderung erreichen, was nur durch das Beschreiten neuer Wege möglich war. Dieser neue Weg, aber auch das Risiko dahinter, wurde mit mir als Diplom-Pädagogin gegangen. Das damals in mich gesetzt Vertrauen weiß ich bis heute sehr zu schätzen. Innerhalb einer öffentlichen Verwaltung gibt es so viele Rahmenbedingungen, die das Verwaltungsrecht vorgibt, die in der freien Wirtschaft nicht berücksichtigt werden müssen, aber das tagtägliche Tun bestimmen. Das war zu Beginn vollkommenes Neuland für mich und es war eine intensive Einarbeitung notwendig.
Generalist oder Spezialist – auf was sollten Studierende Ihres Faches bei der Wahl der Schwerpunkte achten?
Ich denke, man sollte nach Neigung und Interesses studieren. Die Tätigkeitsfelder sind sehr vielfältig und man wird sich erst nach Abschluss des Studiums mit dem Antritt der ersten Stelle spezialisieren.
Was haben Sie im Studium gelernt, was nicht in den Lehrbüchern zu finden ist?
Dreh- und Angelpunkt war für mich meine Mitgliedschaft in der Fachschaft U-F-O, kurz für „Unternehmen-Führung-Organisation“. Dort lernte ich Netzwerkarbeit zu gestalten und zu leben sowie Zielstrebigkeit und Ehrgeiz zu entwickeln. Zuletzt lernte ich, wertvolle Freundschaften zu knüpfen, die bis heute Bestand haben.
Ihr schönstes Erlebnis an der Universität Koblenz-Landau?
Das schönste Erlebnis kann ich nicht nennen, denn ich bringe dieses Studium mit vielen schönen Erinnerungen in Verbindung. Das Schönste und Traurigste zugleich war die Feierstunde zum Abschluss im Festsaal der Bürgerstraße. Ein wunderschöner Raum mit stuckverzierten Wänden und Decken. Der Abschluss war geschafft, die Freude über den Berufseinstieg groß. Gleichzeitig stand der Abschied von dieser einmaligen Zeit und den Freunden bevor. Damals war für uns alle klar, dass wir uns in alle Himmelsrichtungen verstreuen und die enge Bindung gelöst werden würde.
Halten Sie noch Kontakt zur Uni?
Über Heidemarie Komor, der Alumni-Referentin, halte ich noch Kontakt zur Uni. In der Vergangenheit durfte ich bereits zweimal im Rahmen des Mentoring-Programms als Mentorin eine Mentee bei ihrem Berufseinstieg über ein Jahr hinweg begleiten. Daneben besuche ich immer wieder die Bibliothek, um aktuelle Themen zu recherchieren.
Der beste Rat, den Sie je bekommen haben?
Willst du etwas erreichen, dann tu was dafür. Wollen andere das auch erreichen, tu mehr dafür, als die anderen, aber vergiss dabei nie, täglich in den Spiegel schauen zu können.
Was raten Sie unseren Studierenden, die sich für Ihre Berufsbranche interessieren?
Obwohl ich während meines Studiums stets jobben musste, nahm ich mir in den Semesterferien immer die Zeit, um berufsspezifische Praktika zu machen. Das war das Wichtigste in meinem Studium überhaupt. Ich konnte vieles lernen und erfahren, in welchen Aufgabenfeldern potenzielle Stellen für mich zu finden sein würden und bereits erste wertvolle Kontakte knüpfen. Pflichtpraktika allein sind meiner Meinung nach zu wenig. Was ich und viele Kollegen während beziehungsweise direkt nach dem Studium begonnen hatten, waren Zusatzausbildungen, die ich jedem empfehlen kann. Ob das eine systemische Ausbildung ist oder eine Weiterbildung in Transaktionsanalyse, hängt vom jeweiligen Interesse ab. Sollte jemand den Wunsch haben, in die Beratung zu gehen, dann ist eine solche Qualifikation unerlässlich und bringt einen nicht nur beruflich, sondern vor allem persönlich sehr viel weiter.