Thomas Baschab ist einer der erfolgreichsten Redner und Mentalcoaches in Deutschland. Er trainiert Spitzensportler wie Andi Birnbacher und Topmanager großer Unternehmen darin, die eigene Leistung durch mentale Stärke zu verbessern. Vor 25 Jahren studierte Baschab an der Universität Koblenz-Landau berufsbegleitend Betriebspädagogik. Der Abschluss des Studiums war für ihn der Startschuss seiner Karriere als selbstständiger Coach.
Warum haben Sie sich für ein Studium an der Universität Koblenz-Landau entschieden?
Ich war Schulungsreferent in einem schweizerischen Versicherungsunternehmen. Mein damaliger Chef hat den Studiengang Betriebspädagogik in Landau besucht. Der Studiengang lief berufsbegleitend an den Wochenenden unter Leitung von Professor Hülshoff. Mein Chef war begeistert und bot mir an, ebenfalls teilzunehmen.
Wussten Sie schon früh, was Sie beruflich machen möchten?
Die Serie
Wie soll es nach dem Abschluss weitergehen? Inspiration bieten Alumni der Universität Koblenz-Landau: In unseren Porträts erzählen sie von Karriere, Arbeitsalltag und Erinnerungen an die Studienzeit.
Das Thema Training und Schulung hat mich schon immer fasziniert. Ich bin eigentlich gelernter Versicherungskaufmann. Diese Ausbildung habe ich gemacht, um eine gewisse Fachkompetenz zu erlangen und diese später als Trainer nutzen zu können. Alle anderen Kompetenzen hat mir dann das Leben mitgegeben.
Wie meinen Sie das?
Ich bin im Leben keinen geraden Weg gegangen, sondern habe viele Dinge ausprobiert und so manches davon ging schief. Gerade die Suche nach dem Traumberuf gestaltete sich etwas holprig. Diese Erfahrungen waren dennoch lehrreich. Von dem Zeitpunkt an, als ich mich entschied, etwas im Bereich Training und Schulung zu machen, wurden die Dinge besser. Dazu hatte ich schon immer einen Bezug. Nach dem Abschluss an der Universität Koblenz-Landau wagte ich den Schritt, mich als Trainer selbstständig zu machen. Ich hatte schon während meiner Anstellung als Schulungsreferent nebenher freiberuflich Seminare gegeben und musste mich irgendwann entscheiden. Nach dem Studium hatte ich den Mut dazu.
Heute sind Sie Mentalcoach, ein außergewöhnlicher Beruf.
Ja, das kann man wohl so sagen.
Wie kann man sich einen Arbeitstag als Mentalcoach vorstellen?
Die Arbeitstage sind sehr unterschiedlich. Gestern stand ich den halben Tag mit einem Golfspieler auf dem Golfplatz und habe mit ihm Mentaltraining gemacht. Heute hatte ich einen Bürotag und morgen bin ich in Belgien und halte einen Vortrag vor Vertriebsmitarbeitern von Mercedes Benz. Am Wochenende bin ich in meiner Wahlheimat Bayern und bilde zusammen mit meiner Frau neue Mentalcoaches aus. Jeder Tag in der Woche ist also anders. Allgemein lässt sich meine Arbeit in drei Tätigkeitsfelder aufteilen: Ich bin Einzelcoach für Sportler oder Topmanager und ich bilde zudem neue Mentalcoaches aus. Vor allem aber reise ich durch die Lande und halte Vorträge zum Thema mentales Training. Im Jahr habe ich um die 30.000 Seminarteilnehmer.
Und was erwartet Seminarteilnehmer bei Ihnen?
Ich transportiere das Thema Mentaltraining in die jeweilige Situation der anwesenden Personen. Sind es Führungskräfte, geht es darum, wie man durch mentales Training eine bessere Führungspersönlichkeit wird. Sind es Vertriebsmitarbeiter, dann zeige ich ihnen, wie sie ihre mentalen Möglichkeiten einsetzen können, um ein besserer Vertriebsmitarbeiter zu sein. Da gibt es alle möglichen Zielgruppen und es geht immer um die Frage: Wie kann ich meine Potenziale optimal ausschöpfen? Mir fällt oft auf, dass Menschen ihre Potenziale vollkommen falsch einschätzen. Manche überschätzen sich – das ist aber eher die Minderheit. Die Mehrheit sind Leute, die sich unterschätzen und sich dessen gar nicht bewusst sind oder nicht wissen, wie sie ihre Fähigkeiten nutzen können. Ich mache mentale Übungen mit ihnen und lasse sie so etwas Neues erleben. Das hat natürlich auch Elemente einer Unterhaltungsshow. Da sitzen 500 Leute und die haben ein gemeinsames, faszinierendes Erlebnis. Und dann helfe ich ihnen, diese positiven Erfahrungen in die gewünschte Situation zu übertragen, also in ihre Arbeitswelt oder den Sport.
Woher haben Sie ihr Know-how?
Ich habe vieles selber entwickelt, denn der Begriff Mentalcoaching war vor 25 Jahren eher neu. Zum einen ist es viel Lebenserfahrung, die ich gesammelt habe, aber das allein reicht natürlich nicht. Das Zweite, was man braucht, ist das Wissen über mentale Mechanismen. Ich kann den Leuten erklären, wie ihr Gehirn funktioniert, wie unser Unterbewusstsein arbeitet und wie man das Unterbewusstsein beeinflussen kann. Ich habe selbst Seminare belegt, viele Bücher zu dem Thema gelesen und daraus ein neues Konstrukt gemacht. Gewürzt mit den eigenen Erfahrungen entsteht daraus ein eigenes System, dass ich über die Jahrzehnte immer weiter entwickle. Dabei ist es auch eine Kunst, die Dinge nicht zu kompliziert zu gestalten. Ich versuche, sehr komplexe Zusammenhänge auf einen einfachen Nenner zu bringen. Das ist mein Erfolgsgeheimnis: Das Wissen kann sich im Prinzip jeder aneignen, aber ich habe eine spezielle Weise gefunden, es zu transportieren. Die Leute erkennen, dass sie bereits durch kleinste Aspekte ihr Leben verändern können. Bessere Ergebnisse zu erzielen ist nicht zwangsläufig damit verbunden, größeren Aufwand zu betreiben.
Was ist die größte Herausforderung in Ihrem Job?
Ich möchte eine ständige Mischung aus Humor und Tiefgang erreichen. Meine Seminare sind lustig und locker, aber auch ernsthaft. Das ist natürlich fordernd, aber diese Mischung entspricht auch meiner Person. Die größte Herausforderung ist, jeden Tag die gleiche Geschichte zu erzählen und es muss immer so aussehen, als würde ich sie gerade zum ersten Mal zu erzählen. Das gelingt mir, weil zwar nicht der Inhalt meines Tuns jeden Tag neu ist, aber die Teilnehmer, die vor mir sitzen, sind immer andere. Und die zu gewinnen, ist jeden Tag eine frische Situation.
Was reizt Sie besonders an Ihrer Arbeit?
Für viele Menschen steht im Vordergrund, was sie tun. Meiner Meinung nach ist das Warum aber viel wichtiger. Früher hat man etwas getan, um einen Lebensunterhalt zu verdienen und die Familie durchzubringen. Wenn man heute junge Leute fragt, steht meistens der Spaß im Vordergrund. Aber was glauben Sie, macht jeden Tag Spaß? Und das 40 Jahre lang, acht Stunden am Tag? Die Antwort ist ganz einfach: Nichts. Deshalb ist die Frage, warum sie etwas tun, so wichtig. Wenn Sie das Gefühl haben, einer Berufung nachzugehen statt einem Beruf, wird es Ihnen viel leichter fallen, etwas jeden Tag zu tun. Dadurch werden Sie selbst glücklicher und das wirkt sich wiederum positiv auf Ihren Erfolg aus, weil Sie dann viel überzeugender sind. Der Schlüssel zum Erfolg ist, etwas zu finden, an dem man auch ohne den Anreiz einer Bezahlung Spaß hat. Das ist bei mir so. Ich gebe Seminare nicht, um Geld zu verdienen. Das würden die Leute sofort merken und ich würde keinen Cent verdienen. Ich gebe Seminare, weil ich den Menschen dabei helfen kann, genau das zu verstehen: Tut was ihr liebt und ihr werdet glücklich und erfolgreich sein.
Was ist, wenn ein Topmanager während des Seminars feststellt, dass er an seinem Job nichts spannend findet, außer sein Gehalt und daraufhin kündigt. Ist dann nicht das Ziel Ihres Auftraggebers – seinem Chef – verfehlt?
Ganz im Gegenteil. Der Manager hätte seine Potenziale in diesem Job sowieso nicht optimal ausschöpfen können. Das gibt es bei mir permanent. Ich habe eine gewisse Quote, was Kündigungen oder auch Trennungen und Scheidungen angeht. In so einem Moment bricht jemand auf, um die Dinge richtig zu machen. Der hat vielleicht seinen ganzen Lebenszweck darauf reduziert, Geld zu verdienen und plötzlich merkt er, dass er viel lieber Heilpraktiker wäre. Meine Seminare und auch die Ausbildung zum Mentalcoach konfrontieren die Leute mit entscheidenden Lebensfragen und das kann zu großen persönlichen Veränderungen führen.
Der beste Rat, den Sie je bekommen haben?
Der stammt von Reinhold Messner: Wir lernen nicht aus unseren großartigen Leistungen, sondern aus unseren Niederlagen. Messner hat alle 14 Achttausender dieser Welt bestiegen. Was die wenigsten Leute wissen: Er hat dafür 27 Versuche gebraucht. Die 13 Versuche, bei denen er es nicht geschafft hat, waren notwendig, damit er seine Ziele erreichen konnte.
Was raten Sie unseren Studierenden, die – wie Sie – beruflich außergewöhnliche Wege beschreiten möchten?
Sucht nach eurer Berufung. Vergesst Geld, Ruhm, Ehre und Erfolg, wenn ihr dafür einen Job nur absolvieren müsst. Menschen, die einen Beruf nur für Geld machen, erzeugen einen gewissen Druck auf sich selbst und ihre Umwelt. Menschen, die etwas machen, weil es sie glücklich macht, erzeugen hingegen einen Sog. Sie üben eine gewisse Anziehung aus. Dadurch kommen die Kunden quasi von allein. Das funktioniert in jeder Branche. Ich habe noch nicht einen Euro für Werbung ausgegeben. Die Leute sind im Seminar und fühlen sich angesprochen. Die beste Werbung, die ich für mich selbst mache, ist, dass ich mit ganzem Herzen dabei bin.