Manchmal muss man die Dinge einfach nehmen, wie sie kommen, findet Judith Wagner. Sie studierte Umweltwissenschaften auf Diplom am Campus Landau und arbeitet seit 2017 als Beauftragte für Umweltschutz bei der Deutschen Bahn Netz AG. In ihrem Job ist sie mit vielfältigen Aufgaben konfrontiert. Das kann manchmal eine Herausforderung sein, trägt aber vor allem dazu bei, dass sie Spaß an ihrer Arbeit hat.
Sie arbeiten als Beauftragte für Umweltschutz bei der DB Netz AG. Wie sind Sie an den Job gekommen?
Das war Zufall. Ich habe mich einfach beworben. Es gab eine Stellenausschreibung und innerhalb von vier Wochen kam die Zusage. Seitdem pendele ich jeden Tag mit der Bahn von Landau zu meiner Arbeitsstelle nach Karlsruhe.
Was sind Ihre Aufgaben?
Die Serie
Wie soll es nach dem Abschluss weitergehen? Inspiration bieten Alumni der Universität Koblenz-Landau: In unseren Porträts erzählen sie von Karriere, Arbeitsalltag und Erinnerungen an die Studienzeit.
Zusammen mit zwei Kollegen kümmere ich mich um den betrieblichen Umweltschutz. Wir sorgen zum Beispiel dafür, dass bei den umweltrelevanten Anlagen entsprechende Gesetzgebungen eingehalten werden. Wir betreuen verschiedene Stützpunkte, an denen wir die Mitarbeiter, die die Arbeit draußen machen, beraten. Es geht um die Einhaltung der Vorschriften, der Umweltgesetzgebungen und auch des Regelwerks des Konzerns. Ab und an machen wir Begehungen bei Baumaßnahmen und von Anlagen. Projektmäßig betreuen wir, vor allem in Bezug auf Artenschutzthemen, das sogenannte Oberbauprogramm. Das ist die Instandhaltung von Gleis, Schwelle, Schiene, Schotter, kurz von allem, was man als Bahnfahrer sieht. Außerdem gehören auch entsprechende Unterweisungen, Schulungen und Workshops zu meinen Aufgaben. Insgesamt ist es also ein sehr vielfältiges Programm und deshalb macht es viel Spaß.
Wie sieht ein normaler Arbeitsalltag aus?
Das Tolle ist, dass es keinen normalen Arbeitstag gibt. Ich bin eigentlich immer um 8 Uhr im Büro, wenn ich nicht gerade einen Außentermin habe. Darüber hinaus ist man aber sehr flexibel. Manchmal nehme ich mir Sachen vor und dann kommt es doch ganz anders. Dadurch, dass meine Position eine Art Beratungs- und Kontaktstelle ist, kann man nicht so richtig gut planen. Natürlich haben manche aktuellen Angelegenheiten Priorität, deshalb gibt es keinen klassischen Tagesablauf.
Bemühen Sie sich auch privat um einen nachhaltigen Lebensstil?
Ja, das tue ich. Ich gehe zum Beispiel in Landau regelmäßig in den Unverpackt-Laden oder auf dem Markt einkaufen. Ich versuche, plastikarm zu leben. Außerdem habe ich kein Auto, sondern fahre Fahrrad und Bahn. Das sind alles Dinge, die man als Normalsterblicher für den Umweltschutz umsetzen kann.
Was ist die größte Herausforderung in Ihrem Job?
Das Schöne an meinem Job, nämlich dass nicht jeder Tag wie der andere verläuft, ist natürlich auch die größte Herausforderung. Man muss schnell auf Themen reagieren können. Es kommen oft Fragen, die ad hoc beantwortet werden müssen. Wenn es komplexe Sachen sind, kommt dann schon mal Hektik auf, aber es ist alles machbar, man wächst da hinein.
Wussten Sie schon zu Studienbeginn, was Sie später machen wollen? Was war Ihr Traumjob?
Ich weiß gar nicht, ob ich einen Traumjob in dem Sinne hatte. Man kann mit dem Studium der Umweltwissenschaften wirklich sehr viel machen. Viele meiner ehemaligen Mitstudierenden sind zum Beispiel bei Behörden gelandet, sitzen im Umweltamt oder sind jetzt Klimaschutzmanager. Die, die sich auf Ökotoxikologie spezialisiert haben, arbeiten vor allem im Labor. Das war auch das Spannende an dem Studium, dass man nicht wusste, wo man später landet. Man hat viel Spielraum bei dem, was man machen möchte und kann sich ausprobieren. Ich war vorher zum Beispiel in einem Umweltplanungsbüro, in das ich über meine Diplomarbeit, die ich über den Ebenberg geschrieben habe, gekommen bin. Den Weg, den es mittlerweile im Naturschutzgebiet Ebenberg gibt, habe ich damals mitentworfen.
Welche Rolle spielt Ihr Studium für Ihre Tätigkeit als Beauftragte für Umweltschutz?
Dadurch, dass das Studium so vielfältig ist, hat man natürlich eine gute Basis. Wir hatten zum Beispiel Chemie, Physik und Biologie, aber auch Fächer, die ich jetzt gar nicht mehr brauche wie VWL oder BWL. Diese Fächer sind eher für Studierende wichtig, die anschließend ins Management gehen. Jedoch muss ich sagen, dass alles, was man im Studium an Input bekommt, nur die Basis ist. Das Wichtige lernt man erst im Job, den man später hat. Denn es gibt immer andere Aufgaben und Themen, die man bearbeitet. Etwas sehr Wichtiges, das ich in meinem Studium gelernt habe, ist, selbstständig zu arbeiten. Die Uni hat an dieser Stelle vermutlich gute Arbeit geleistet, denn es haben mir bereits viele bescheinigt, dass ich das ganz gut kann.
Warum haben Sie sich für ein Studium an der Universität Koblenz-Landau entschieden?
Das war damals eine der letzten Unis, die diesen Studiengang mit Diplomabschluss angeboten hat. Ich habe im Wintersemester 2007 angefangen. Zu der Zeit hatten schon viele auf das Bachelor-Master-System umgestellt. Ich war damals ganz froh, diesen Studiengang noch auf Diplom gefunden zu haben.
Was haben Sie im Studium gelernt, was nicht in den Lehrbüchern zu finden ist?
Das selbstständige Arbeiten zum einen, zum anderen aber auch die offene Art der Pfälzer. Man lernt schnell, auf andere Leute zuzugehen. Das ist etwas, was man auch später im Berufsleben gut gebrauchen kann. Außerdem kann ich mich gut in neue und schwierige Themen einarbeiten. In der Schule lernt man das noch nicht, zumindest nicht in dem Ausmaß.
Was war Ihr schönstes Erlebnis an der Universität Koblenz-Landau?
Damals gab es noch die Atriumspartys, die inzwischen wieder stattfinden. Ich fand toll, dass man auch an der Uni mal feiern konnte. Das war einfach mal etwas anderes und auch den Landauer Sommer oder das Sommercafé habe ich immer genossen.
Was ist der beste Rat, den Sie je bekommen haben?
Das ist eine schwierige Frage. Ich komme aus dem Kölner Raum und dort gibt es das Sprichwort: “Et kütt, wie et kütt“. Das bedeutet: Es kommt, wie es kommt. Man kann nicht alles planen. Man muss auch mal akzeptieren, wie es kommt und das Beste daraus machen. Wenn man mal die eine Klausur nicht schafft, schafft man es eben beim nächsten Mal. Und so ist es auch beim Job. Man will vielleicht den einen, kriegt aber den anderen und findet ihn dann schließlich doch ganz gut.
Generalist oder Spezialist – auf was sollten Studierende Ihres Faches bei der Wahl der Schwerpunkte achten?
Als Umweltwissenschaftler ist man ein Generalist. Das hat den Vorteil, dass man später viele Möglichkeiten hat und viele Jobs ausprobieren kann. Das ist aber auch gleichzeitig der Nachteil. Als ich fertig war, wusste ich nicht, auf was ich mich bewerben soll oder was ich eigentlich machen will. Man muss es einfach ausprobieren.
Was raten Sie unseren Studierenden, die sich für Ihre Berufsbranche interessieren?
Für das Studium sollte man ein breites Grundwissen mitbringen. Außerdem braucht man Durchhaltevermögen. Man muss sich bei Themen, die einem nicht so liegen, durchschlagen und sollte auch nicht gleich aufgeben, wenn man die erste Klausur nicht bestanden hat. Und wenn man so weit ist, kann ich auch nur empfehlen, möglichst viele Praktika zu machen, damit man ein bisschen abstecken kann, in welche Richtung man gehen will. Darüber hinaus empfehle ich, die Diplomarbeit extern zu schreiben. Ich bin zwar nicht dort geblieben, wo ich geschrieben habe, aber es war eine einzigartige Erfahrung.
Das Interview führte Carolin Frank. Es ist in freundlicher Kooperation mit dem Alumni-Referat der Universität Koblenz-Landau entstanden.
Das ist ein sehr klarer, aussagekräftiger und erfreulicher Bericht. Das Foto und die Aussagen von Frau Wagner passen zueinander: Das ist eine gelungene Reportage.
Das freut uns im Alumni-Referat sehr!