Roland Solonik hat ein Auslandssemester im Land der Superlative gemacht: Der Student verließ für ein Semester den Campus Landau und studierte an der San Diego State University in den USA. Hier lernte er schnell: Das Wörtchen „klein“ scheint man in Amerika nicht zu kennen – von der Cola bis zum Campus ist alles groß.
Ein guter Freund von mir hat ein Auslandssemester in Amerika gemacht und ich war beeindruckt, wie sehr er in dieser Zeit seine Englischkenntnisse verbessern konnte. Für mich stand deshalb schnell fest, dass ich auch in die Vereinigten Staaten möchte, um dort die Sprache, aber auch das Land, die Menschen und die Kultur kennenzulernen.
Und tschüss… !
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Ich war als Free Mover in den Vereinigten Staaten und organisierte mein Auslandssemester selbst. Dabei hat mir eine Checkliste von College Contact geholfen. Im Vorfeld musste ich den Englischsprachtest des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) auf dem Sprachlevel C1 am Campus Landau absolvieren, um überhaupt an eine amerikanische Universität gehen zu dürfen. Darüber hinaus brauchte ich ein Visum, dass sechs Monate gültig war. Dafür fuhr ich gemeinsam mit einem Freund, der ebenfalls ein Auslandssemester plante, zu einem Interview nach Frankfurt. In der amerikanischen Botschaft mussten wir ganz genau erklären, warum wir in die Vereinigten Staaten reisen wollten. Über verschiedene Facebook-Gruppen haben wir gemeinsam nach einer Unterkunft gesucht, denn auch die mussten wir selbst organisieren. Unsere Dreizimmerwohnung war für studentische Verhältnisse ein echtes Schmuckstück: Zusammen mit zwei Däninnen haben wir direkt am Strand gewohnt. Mein Kumpel und ich teilten uns ein zwölf Quadratmeter großes Zimmer, in dem nur zwei Betten und ein Kleiderschrank standen. Die Lage hatte seinen Preis: Jeder von uns musste trotz Roomsharing 850 Dollar Miete im Monat zahlen. Für ein Auslandsemester in den Vereinigten Staaten sollte man auf jeden Fall vorher Geld ansparen, denn alles ist sehr teuer. Man sollte auch Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung, wie zum Beispiel das Auslands-BAföG, prüfen.
Campusleben nach amerikanischer Art
Die Studierenden in den USA identifizieren sich sehr mit ihrer Universität: Alle tragen ganz selbstverständlich T-Shirts und Pullover mit dem Logo ihrer Uni und sind stolz auf ihre Hochschule. Unter den amerikanischen Universitäten gibt es zahlreiche sportliche Wettbewerbe, zum Beispiel im Football oder im Basketball. Wenn die Footballmannschaft der San Diego State University ein Heimspiel hat, ist das Interesse unter den Studierenden und Professoren sehr groß und etwa 30.000 Zuschauer finden sich im Stadion der Stadt ein, dass insgesamt 100.000 Zuschauer fasst. Und auch sonst hat der Campus viel zu bieten, sodass ich praktisch den ganzen Tag dort verbachte: Es gab ein Schwimmbad, ein Fitnesscenter, ein Bowlingcenter und eine sogenannte Food-Area mit zahlreichen Fastfood Restaurants der bekannten Fastfood-Ketten. Der Campus ist so groß, dass ich zu Fuß 20 Minuten von einem Ende des Geländes zum anderen gebraucht habe. Viele Studierende waren dort auf dem Skateboards unterwegs, um die großen Entfernungen schneller zurücklegen zu können. Da musste man schon richtig aufpassen, um Zusammenstöße zu vermeiden. Auf acht Parkdecks gab es mehrere tausend Parkplätze für die 36.000 Studierenden vor Ort.
Und auch mein Studium der Sozial- und Kommunikationswissenschaften kam nicht zu kurz: Ich habe Seminare zum Thema Organisationskommunikation, Prinzipen des Journalismus, Social Media und Marketing besucht. Vor dem Auslandsemester war ich bereits scheinfrei, aber ich habe für die absolvierten Seminare ein Zeugnis bekommen. Über das Semester verteilt schreiben die Studierenden dort zwei bis vier Klausuren und nicht eine große Klausur am Ende des Semesters, so wie das bei uns in Deutschland oft der Fall ist. In allen Veranstaltungen wurde die Anwesenheit kontrolliert. Darüber hinaus musste ich Online-Hausaufgaben abgeben. Ich hatte den Eindruck, dass von den Studierenden nicht so viel Eigenverantwortung verlangt wird wie bei uns in Deutschland. Die Studierenden haben viel häufiger Dinge nachgefragt, sich Inhalte immer wieder erklären lassen und waren nicht so eigenständig organisiert. Die Professoren waren aber immer sehr hilfsbereit. Man schätzt dort die Disziplin, die Arbeitsmoral und die Zuverlässigkeit der Studierenden aus Deutschland. Bei Gruppenarbeiten haben die anderen Studierenden deshalb sehr gerne mit Studierenden aus Deutschland zusammen gearbeitet.
Vor- und Nachteile des American Way of Life
San Diego ist mit etwa 1,4 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Kalifornien und liegt direkt an der Küste. Ich durfte Robben im Meer streicheln, habe einen Surfkurs gemacht und bin Wakeboard gefahren. Außerdem war ich auf dem Potato Chip Rock, einer dünnen Felsplatte über einer Schlucht mit einer beindruckenden Aussicht. Sehr gut gefallen hat mir auch der Balboa Park, die größte Grünanlage der Stadt. Dort gibt es große Liegeflächen und Spielplätze. Ein schöner Ort, um sich zu entspannen. Das Partyleben in Kalifornien war auch klasse, aber auch sehr teuer. Der Eintritt in die Clubs schlug schon mal mit umgerechnet 30 Euro zu Buche.
Weil es von San Diego nicht weit bis zur mexikanischen Grenze ist, war ich auch in Mexiko und habe dort viel Armut und Elend gesehen. Auch in den USA ist die Schere zwischen Arm und Reich groß. Das hat mich an vielen Stellen schockiert. In den Vereinigten Staaten gibt es keine soziale Absicherung, so wie wir sie mit unserem Netz aus den Sozialversicherungen in Deutschland kennen. Wenn man in den Vereinigten Staaten scheitert, landet man sehr schnell auf der Straße. Ich habe dort Menschen gesehen, die auf den Gehwegen in Zelten lebten. Auf der anderen Seite sind die Lebenshaltungskosten ambivalent: Für ein bisschen Obst und Gemüse habe ich schnell mal zehn Dollar bezahlt, während ein Burger-Menü schon für 2,50 Dollar zu haben war. Viele Amerikaner leben eher ungesund, so wie man es von den Klischees kennt. Die Burger schmecken dort wirklich sehr gut und dazu gibt es natürlich Softdrinks in großen Mengen. Ich habe in der Zeit dort auch ein paar Kilo zugenommen. Vor allem habe ich deutsches Brot und deutsches Bier vermisst. Wenn Besuch aus Deutschland kam, habe ich mir deshalb immer Essen aus der Heimat mitbringen lassen.
Viele Leute in Kalifornien haben eine sehr entspannte Lebenseinstellung, sind lässig gekleidet und gemütlich in Flip-Flops unterwegs. Pünktlichkeit ist für viele nicht so wichtig. Die Einheimischen sind sehr hilfsbereit und freundlich. Im Supermarkt sind die Kassierer immer für ein kurzes, freundliches Gespräch aufgelegt. Das kenne ich aus Deutschland nicht. Auch für die vielen Obdachlosen ist die Hilfsbereitschaft unter den Leuten groß und man gibt gerne eine Kleinigkeit ab, um zu helfen. Dennoch hat mich die Situation der vielen armen Menschen schon sehr traurig gestimmt.
Ich habe während der Zeit in den Vereinigten Staaten auf jeden Fall meine Englischkenntnisse verbessert und viel Kontakt zu Menschen aus verschiedenen Ländern gehabt. Ich habe nette Menschen aus Frankreich, Dänemark und den Niederlanden kennengelernt. Der lässige Lebensstil wäre auf Dauer aber nichts für mich. Ich habe irgendwann sogar mein geordnetes Leben in Deutschland vermisst und weiß jetzt auch unser System der sozialen Absicherung noch mehr zu schätzen.
Protokoll: Jan Lücking