Ob eine Sprachreise nach England, ein Au-Pair-Aufenthalt in den USA oder ein Job als Kellner in Australien: Im Rahmen eines Lehramtsstudiums mit dem Fach Englisch für Gymnasium oder Realschule plus absolvieren Studierende einen dreimonatigen Auslandsaufenthalt in einem englischsprachigen Land. Ein ganz besonderes Ziel: Botswana im Süden Afrikas.
14 Flugstunden entfernt liegt dieses atemberaubende und vielen doch eher unbekannte Land, das Studierende der Anglistik am Campus Landau als Ziel für ihre Auslandserfahrung auswählen können. Bereits seit zehn Jahren besteht die Partnerschaft mit der University of Botswana in Gaborone, berichtet Prof. Dr. Martin Pütz, Geschäftsführender Leiter des English Departments am Campus Landau: “Ich besuchte eine Konferenz zur Globalisierung des Englischen in Afrika und kam dort mit einem Kollegen ins Gespräch. Wir tauschten uns über Kooperationsprojekte aus und plötzlich fiel das Stichwort Botswana.”
Der fachbezogene Austausch ist inzwischen fest etabliert und hat auch für die Universität insgesamt eine Ausnahmestellung. Das komplette Semester in Botswana (4 Monate) wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert und im Zuge des ISAP-Programms finanziert. Nicht nur die Anreisekosten werden übernommen. Den Studierenden stehen zudem monatlich 800 Euro zur freien Verfügung. Dieses Angebot ist reizvoll, bleibt jedoch den Studierenden der Anglistik am Campus Landau vorbehalten: “Ich werde oft von Studierenden anderer Fachrichtungen angeschrieben, die sich bewerben möchten. Das ist bedauerlicherweise aufgrund der DAAD-Statuten nicht möglich”, erklärt Pütz. Pro Jahr sind drei Plätze in Landau und drei Plätze in Botswana zu vergeben.
Unterstützung von der Bewerbung bis zum Rückflug
Um sich für den Austausch mit Botswana zu bewerben, ist mehr nötig als nur gute Leistungsnachweise. Offiziell werden nur die besten fünf Prozent eines Jahrgangs genommen, doch Pütz kommt es auf viel mehr an: “Der Motivationsbericht ist für mich sehr wichtig. Die Studierenden sollen erklären, warum sie nach Botswana gehen wollen, was sie interessiert und welche Erwartungen sie an ihr Studium stellen. Man sollte sich vorher mit afrikanischer Geschichte und ethnischen Kulturen, mit Land und Leuten und der Universität mit ihren zahlreichen Facetten befasst haben. Natürlich ist auch ein soziales Engagement von großem Vorteil.” Nach einem persönlichen Auswahlgespräch auf Englisch und Deutsch werden die Unterlagen an den DAAD gesendet. Um die nächsten Schritte kümmert sich die International Office-Mitarbeiterin Jutta Bohn. Sie betreut neben Pütz die Studierenden auf ihrem Weg nach Afrika und während des Semesters, sendet Unterlagen nach Botswana und organisiert den gesamten Aufenthalt. Auch bei großen und kleinen Problemen stehen beide zur Seite.
Aufeinandertreffen zweier Welten
Hinter dem Austauschprogramm steckt jedoch nicht nur der Gedanke der attraktiven Möglichkeit eines Studiums in Botswana für Landauer Studierende. Auch die afrikanischen Studierenden erhalten die Chance, ins Ausland gehen zu können. “Es ist einfach eine schöne Sache, besonders für die Afrikaner, die sonst nur wenig Privilegien an ihrer Universität haben”, betont Pütz. “Sie sind sehr dankbar für diesen Austausch. Ich bekomme immer wieder Nachrichten, wie schön und bereichernd die Zeit in Deutschland gewesen sei.”
In Landau erwartet die Austauschstudierenden eine vollkommen neue Welt. Durch Ausflüge und Exkursionen lernen sie die deutsche Sprache und Kultur näher kennen. Besonders beliebt sind Weinproben in der Pfalz. Angetan sind die Afrikaner auch von der Struktur und Organisation an der Universität. Dass der Unterricht pünktlich anfängt und eine Vielzahl technischer Hilfsmittel zur Verfügung steht, ist ihnen fremd. Auch das Essen wird überaus geschätzt. Das Studierendenwerk Vorderpfalz unterstützt die Internationalisierung der Universität. Für die Austauschstudierenden ist das Essen in der Mensa das gesamte Semester kostenlos.
Für die Besucher aus Landau beginnt mit dem Aufenthalt in Botswana ein zweiter Sommer. Die klimatischen Verhältnisse und die Hitze sind gerade am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig für die Deutschen. Dafür machen ihnen die Offenheit und die Freundlichkeit der einheimischen Kommilitonen den Start leichter: “In Botswana besteht ein sehr großes Interesse, Menschen aus anderen Ländern kennen zu lernen. Unsere Studierenden werden schnell integriert und zum Beispiel in Familien eingeladen, in die kein Tourist jemals Eingang findet”, schwärmt Pütz. Die deutschen Studierenden können nicht nur ihre Englischkenntnisse verbessern. Neben den vorgesehen Veranstaltungen, die im Rahmen der Module in Landau anerkannt werden, können auch Sprachkurse in Setswana, der Amtssprache Botswanas, belegt werden.
Anlässlich der erfolgreichen Kooperation mit Botswana besuchte auch der Präsident der Universität Koblenz-Landau, Prof. Dr. Roman Heiligenthal, auf Einladung des Vice-Chancellors die University of Botswana. Ihn begleiteten seine Referentin Dr. Esther Kraus, die Leiterin des International Office, Dr. Iryna Shalaginova, der Stellvertretende Kanzler Michael Ludewig und Prof. Dr. Martin Pütz. Für vier Tage konnten sie die Universität und das Leben in der botswanischen Hauptstadt Gaborone kennen lernen. “Der Besuch war ein voller Erfolg”, freut sich Pütz. “Der Präsident hat einige Gespräche mit der Hochschulleitung und den Dekanen der Universität geführt.” Die Gäste aus Deutschland bekamen sogar eine Einladung ins botswanische Parlament. Als Gastgeschenke wurden neben einer Bibelübersetzung von Gutenberg aus dem Mainzer Museum typische Souvenirs aus Landau überreicht: Tassen, Schlüsselanhänger und sogar selbst hergestellter Honig aus der Region.
Entwicklungen und Zukunftspläne
Von Beginn an können nicht nur Studierende an dem Austausch teilnehmen, sondern auch Gastdozenten, die aufgrund kulturspezifischer Unterrichtsinhalte das Lehrangebot der jeweiligen Universität enorm bereichern. Dadurch werden zwei Bereiche miteinander verzahnt: “Der Dozentenaustausch ermöglicht eine wichtige Erweiterung der Kooperation auf Studierendenebene. Der Fokus liegt nicht mehr nur auf der Lehre, sondern auch auf der Forschung, die sehr wichtig für uns alle ist”, bemerkt Pütz.
Alle zwei Jahre werden in Landau Linguistik-Konferenzen gehalten, zu denen auch Lehrende aus Botswana eingeladen werden. Gastvorträge, Diskussionen und gemeinsame Publikationen fördern den wissenschaftlichen und internationalen Austausch. In Planung ist derzeit ein neues duales Ausbildungsprogramm, das auf Wunsch der Hochschulleitung zu einem späteren Zeitpunkt auch für andere Fächer außerhalb der Anglistik etabliert werden soll. Doch zunächst soll ein Pilotprojekt gestartet werden, das auf dem jetzigen Austausch aufbaut. Im Verlauf des Bachelorstudiums sollen in Zukunft drei Semester in Landau und drei Semester in Botswana studiert werden können. Dadurch bekommen die Studierenden aus Landau und Botswana nicht nur ein Zertifikat, sondern gleich zwei Abschlüsse, die in vielen Staaten Europas anerkannt werden.
Die Anträge zur Programmförderung sollen im Sommer dieses Jahres an den DAAD gestellt werden. “Erste Gespräche in Botswana zur Einführung des Programms haben bereits stattgefunden. Unsere Kollegen in Botswana und wir sind sehr glücklich und freuen uns auf eine gemeinsame, noch intensivere Zukunft”, erklärt Pütz. “Diese Kooperation ist nicht nur meine persönliche Herzensangelegenheit, sie trägt auch einen wichtigen Schritt in Richtung Interkulturalität und Internationalisierung der Universität bei.”
Lisa Leyerer
Hallo, können auch Studenten der Kulturwissenschaft dort ein Auslandssemester verbringen?