Die Emil-Schüller-Straße in der Koblenzer Innenstadt lernt jeder Studierende im Laufe seines Uni-Lebens kennen, denn hier sitzt das Studierendensekretariat, deren Leiterin seit vielen Jahren Maria Scholten ist. Zu ihrem Berufsalltag gehören aber mehr als nur das Versenden von Zulassungs- und Rückmeldebescheiden.
Auf ihrem Schreibtisch stapeln sich Mappen, Ordner, Papiere und etliche Unterlagen, die darauf warten, bearbeitet zu werden. Mittendrin sitzt Maria Scholten an ihrem Schreibtisch: „Ein gewisses Chaos inspiriert. Wenn alles geordnet ist, erstickt mich das.“ Mit dieser Einstellung hat Scholten in den letzten 30 Jahren erfolgreich den Uni-Alltag als Mitarbeiterin gemeistert und sagt über sich selbst: “Ich bin wohl das, was man ein Urgestein der Universität nennen kann.”
Das ist sie wirklich: Ursprünglich vom Niederrhein kam Scholten 1989 nach Koblenz, als die Universität noch Erziehungswissenschaftliche Hochschule (EWH) war. Zunächst im BAföG-Amt, dann in der Bauverwaltung, führte ihr Weg schließlich ins Studierendensekretariat, dessen Leitung sie in den 1990er-Jahren übernahm. Mehrmals ist sie in dieser Zeit mit der gesamten Verwaltung umgezogen: Vom Oberwerth in die Hohenzollener Straße, weiter an den Campus und letztlich in die Emil-Schüller-Straße (ESS). Heute haben dort das Studierendensekretariat und andere Verwaltungsstellen ihre Büros. Dementsprechend hat sie viel zu erzählen: „Eine der verrücktesten Sachen war ein riesiges Hochwasser, das alle Gebäude der EWH in Oberwerth unzugänglich machte“, erinnert sich die heute 63-Jährige. „Da musste ich Veranstaltungen absagen, umorganisieren und sogar mit Gummistiefeln durch die Gebäude waten, um an notwendige Unterlagen zu kommen.“ Alle Aufgaben hat sie mit Humor gemeistert, wie sie sagt. Das glaubt man ihr sofort, denn das Lachen weicht nur selten aus ihrem Gesicht, wenn sie von früher erzählt.
Studien- und manchmal auch Lebensberatung
Auch wenn Scholten mittlerweile im Koblenzer Stadtzentrum und nicht am Campus sitzt, schätzt sie nach wie vor den direkten Kontakt zu Studierenden: „In einem persönlichen Gespräch lässt sich vieles besser erklären. Die Verwaltungssprache ist für den Laien oft unverständlich.“ Sie hilft gern dabei, den Verwaltungs-Dschungel der Verwaltung zu lichten und hat kein Problem damit, Dinge auch ein zweites oder drittes Mal zu erklären.
Zu ihren Aufgaben als Leiterin des Studierendensekretariats zählen die Koordination der sechs Mitarbeiter und die Abwicklung des Zulassungsverfahrens und der Rückmeldung zum neuen Semester, Immatrikulationsvorgänge sowie die Beratung und Organisation von Fachwechseln. Diese Vorgänge sind inzwischen sehr viel komplexer sind als früher: „Wir bemühen uns immer im Rahmen der Möglichkeiten, die verschiedenen Wege aufzuzeigen und verständlich darzustellen.“ Auch wenn sie manchmal ein Paket Taschentücher reichen muss, hat sie dennoch das Gefühl, in vielen Situationen helfen zu können. „So bin ich auch Lebensberaterin und Entscheidungshelferin für Studierende, die mit ihren Problemen zu mir kommen. All diese persönlichen Geschichten und Erfolgserlebnisse zeigen mir, dass sich meine Arbeit lohnt und etwas Wert ist”, resümiert sie. Vor allem der Blick über den eigenen Tellerrand ist ihr wichtig, was ihr langjähriges Engagement als nicht-wissenschaftliches Mitglied im Senat der Universität zeigt. Natürlich musste Scholten auch schon Kritik einstecken: „An manchen Sachen knabbert man, auch wenn man längst zu Hause ist.“ Trotzdem überwiegen für sie die schönen Dinge ihres Berufslebens: “Dazu gehören auch die vielen netten Kollegen und Mitarbeiter.” Von diesen begleiten sie einige schon seit dem ersten Tag an der Universität, wie zum Beispiel die Familie Endres. “Schon damals beim Hochwasser haben wir gemeinsan angepackt”, erinnert sich Scholten lachend.
Viel erzählen kann die Wahl-Koblenzerin auch von ihrer persönlichen Leidenschaft: Katzen. Dass sie eine echte Liebhaberin ist, zeigen zahlreiche Bilder in ihrem Büro: „Sie sind die große Liebe meines Lebens“, verrät Scholten über ihre drei Vierbeiner. Auch wenn sie noch ein paar Jahre am Campus bleibt, schmiedet sie schon jetzt den ein oder anderen Plan für die Rente: “Vielleicht schreibe ich ein Buch über all die Geschichten an der Uni”, schmunzelt sie. Dass da eine Menge Stoff zusammenkommt, ist klar.
Hannah Wagner