Läden mit Unikat-Charakter, die das Studentenleben außerhalb des Campus bereichern. Verloren im Dickicht der Gastronomie-Ketten sucht man diese scheinbar vergeblich. Doch versteckt zwischen immergleichen Hoefer-, L’Osteria- und Hans im Glück-Filialen gibt es sie noch – die Läden, die man nur in Koblenz findet und die der Stadt einen individuellen Charakter verleihen.
Auf der Verkehrsinsel des Friedrich-Ebert-Rings zieht wieder ein neues Schnellrestaurant ein. Es überrascht mich nicht sonderlich, als ich einen Dönerspieß rotieren sehe, wo früher raffinierte Salate und Kaffeespezialitäten lockten. Aus dem liebvoll gestalteten Café Wartesälchen ist ein Dönerimbiss geworden. Einer unter Tausenden. Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, wie so ein Imbiss zum Lebensretter werden kann – besonders nach einer durchtanzten Nacht. Aber ein guter Döner ist eben nicht alles. Koblenz hat viel mehr zu bieten als Kalbfleisch in einem Fladenbrot, denke ich mir. Croissants zum Beispiel. Der frische Blätterteig von Hand ausgerollt, versetzen sie einen in der französischen Pâtisserie Croissant de Paris wirklich in die Stadt der Liebe. Daneben findet man eine exquisite Auswahl an Éclaires, fruchtigen Tartelettes und fluffigen Chouquettes, die einem der Besitzer Ibrahim Bello mit französischem Charme öfter auch persönlich über die Ladentheke reicht.
Hat man diese Kalorienbomben verdaut, findet man auch zur Mittagszeit genug Möglichkeiten, abseits der Restaurant-Ketten zu flanieren. Das Soulfood in der Koblenzer Altstadt hält, was es verspricht: Essen mit und für die Seele. Dort findet man auf der wöchentlich wechselnden Karte immer etwas Neues zu entdecken. Gerichte wie Grünkern-Parmesan Bratlinge mit Zitronengras und Steckrüben-Cashew-Gratin mit Blutorangen-Petersilien-Salsa lassen mein Entdeckerherz höher schlagen. Neben einer kulinarischen Abenteuerreise gibt es das gute Gewissen gleich mit dazu. Das Soulfood-Team entsagt der Wegwerfmentalität der Gastronomieszene und sorgt für die bestmögliche und vollständige Verarbeitung der eingekauften Produkte. Diese werden überwiegend saisonal und soweit möglich von lokalen Biobauern bezogen.
Individualität statt Industrie
Mein Motto für den Nachmittag: Nach dem Essen ist vor dem Kuchen. Aber Backwaren und Industrie? Für mich ist das ein Widerspruch. Denke ich an Kuchen und Co., kommen mir keine Hochleistungsöfen oder Lebensmittelingenieure in den Sinn, sondern heimelige Küchen und Großmütter in Backschürzen. Bloß noch eine romantische Illusion? Nicht im Café Guglhupf. In der Kuchentheke des liebevoll eingerichteten Cafés in der Emil-Schüller-Straße gibt es neben italienischem Kirschkuchen, schwedischer Mandeltorte und Blaubeerkuchen mit Zimt-Walnussstreuseln viele weitere hausgemachte Köstlichkeiten. Zwar steht dort statt meiner Großmutter die Besitzerin des Cafés in der Küche, aber für mich bleibt das Prinzip das gleiche. Es müssen eben nicht immer die Blechkuchen der Großbäckereien sein – und lokale Schätze wie dieser sind keine Seltenheit in Koblenz. Neben dem Guglhupf finde ich mit der Kaffeewirtschaft, dem Essgeschäft und dem Pfefferminzje viele Möglichkeiten, den Bäckerei-Ketten aus dem Weg zu gehen.
French Martini statt Franchising
Für ein gemütliches Abendessen mit Freunden fällt meine Wahl auf das C’s am Rheinufer. Bei unserem Besuch dort bekomme ich zum Medium gebratenen Cheeseburger einen Riesling aus Winningen empfohlen. Der Name des Weinguts lässt mich aufhorchen. Mit dem Sohn des Besitzers bin ich zur Schule gegangen, stelle ich fest – so nah kann eben lokal sein. Mein Burger ist vom Patty über den Bun bis hin zur Beilage hausgemacht. Convenience-Produkte sucht man hier vergeblich. Stattdessen erwarten uns marktfrische, unverfälschte und naturbelassene Zutaten, die im C’s mit Leidenschaft verarbeitet werden.
Vom Rheinufer aus ist es nicht weit bis zum Public, der Lounge-Bar, die vor etwa einem Jahr in der Nähe des Görresplatz Eröffnung feierte. Ob Shortdrinks, Longdrinks, Highballs oder die Cocktail-Klassiker – hier gibt es alles, um den Abend mit einem guten Drink ausklingen oder beginnen zu lassen. Daneben überzeugen mich aber vor allem die erfrischend kreativen Eigenkreationen des Public. Die kann ich nur hier genießen und das ist auch gut so.
Natalie Henzgen