Anna-Lisa Siebigteroth hat bereits einen Bachelor in Sozialer Arbeit in der Tasche und macht nun ihren Master in Erziehungswissenschaft am Campus Landau. Besonders die Möglichkeit der Spezialisierung auf die Pädagogik der frühen Kindheit hat sie von Köln in die Pfalz gelockt.
Woher kommt Ihre Begeisterung für das Fach Erziehungswissenschaft?
Die Serie
Abiturienten stehen viele Möglichkeiten offen. Studieren oder eine Ausbildung beginnen, Uni oder FH? Und welches Fach ist für mich das Richtige? In unserer Serie “Was studieren?” stellen Studierende der Universität Koblenz-Landau ihren Studiengang vor. Bereits erschienene Artikel finden sie hier.
Als staatlich anerkannte Sozialarbeiterin wollte ich im Anschluss an den Bachelor meinen Master in einem fachverwandten Bereich machen. Ich arbeite gerne mit Kindern und beschäftige mich durch verschiedene Nebenjobs und Praktika schon lange mit dem Thema Bildung in der frühen Kindheit. Das Fach beinhaltet aber auch andere pädagogische Bereiche, die mich interessieren, wie zum Beispiel die Erwachsenenbildung. Es war mir wichtig, mich neben meiner praktischen Arbeit auch in der Theorie mit verschiedenen Modellen der Pädagogik zu beschäftigen.
Warum haben Sie sich für Landau entschieden?
Die Universität Koblenz-Landau bietet am Standort Landau die Möglichkeit, Erziehungswissenschaft unter anderem mit dem Fachschwerpunkt “Pädagogik der frühen Kindheit” zu wählen. Diese vielfältigen Wahl- und Kombinationsmöglichkeiten im Bereich der Erziehungswissenschaften gibt es nur an ganz wenigen Unis in Deutschland. Außerdem habe ich mich im Vorfeld über die Stadt Landau informiert und hatte sofort einen guten Eindruck.
Was machen Sie genau in Ihrem Studium?
In meinem Kernbereich studiere ich Erziehungswissenschaft. Zusätzlich wählt man einen Schwerpunkt aus verschiedenen pädagogischen Handlungsfeldern, wie zum Beispiel Betriebspädagogik oder Sonderpädagogik. Anders als es der Begriff zuerst vermuten lässt, befassen wir uns vielmehr mit Bildung als mit Erziehung. Darüber hinaus belege ich im Master ein Wahlpflichtfach, das eine weitere Spezialisierung ermöglicht. Hier stehen unter anderem Medienpädagogik, Virtuelle Bildung und Interkulturelle Bildung zur Wahl. Ich habe mich für die Kombination aus Pädagogik der frühen Kindheit und Interkultureller Bildung entschieden und bin sehr zufrieden damit.
Welche konkreten Inhalte werden in Ihrem Studienfach vermittelt?
Wir beschäftigen uns ganz allgemein mit der frühen Bildung von Kindern, aber auch mit den gesellschaftlichen Strukturen, in denen Kinder aufwachsen und Menschen miteinander leben. In meinem Schwerpunkt werden uns vor allem verschiedene Erziehungsmodelle und pädagogische Konzepte wie zum Beispiel Montessori, Waldorf oder der Situationsansatz vermittelt. Es gibt einen großen und vielfältigen theoretischen Background hinter der Entscheidung, ob Kinder als Mitgestalter ihrer Umwelt erzogen werden und viele Freiheiten haben, oder ob man eher Befürworter einer etwas autoritäreren Erziehung ist. Für mich besonders interessant sind die Themen im Rahmen von Diagnostikverfahren. Wir befassen uns damit, Entwicklungsstände von Kindern zu analysieren und lernen Methoden der Sprachschatzförderung. Außerdem erlernen wir konkrete Fördermaßnahmen, die zum Beispiel im Umgang mit aggressiven Kindern oder bei Kindern mit Migrationshintergrund relevant sind. Im Bereich der interkulturellen Bildung vergleichen wir zum Beispiel internationale Schulkonzepte und befassen uns allgemein mit dem Kulturbegriff.
Was gefällt Ihnen am besten?
Am besten gefällt mir, dass sich meine Interessen, die ich privat und im Beruf ausüben kann, so gut und spezifisch mit den Studieninhalten verknüpfen lassen. Durch die Kombinationsmöglichkeiten der Fächerschwerpunkte habe ich die Chance, beide für mich interessanten Bereiche intensiv kennenzulernen. Vom Verhältnis her würde ich mir noch etwas mehr Einblick in die interkulturelle Bildung wünschen, da ich es spannend finde, welche Erziehungskonzepte in anderen Ländern bevorzugt werden. Die Veranstaltungen in meinem Wahlpflichtfach enden aber mit Abschluss des zweiten Semesters.
Welche Fähigkeiten sind in Ihrem Studium besonders gefragt?
Die grundlegenden Fähigkeiten, um ein Studium zu meistern, sind für alle Fächer gleich, denke ich. Man braucht ein gesundes Maß an Selbständigkeit und Disziplin und muss lernen, eigenständig zu arbeiten. Für mein Fach besonders wichtig ist ein gewisses soziales Interesse. Man muss empathiefähig sein und braucht so etwas wie eine soziale Ader.
Was möchten Sie nach der Uni machen?
Da ich mir viele verschiedene Sachen vorstellen kann, habe ich mich noch nicht endgültig festgelegt. Ich könnte mir vorstellen, an einer Berufsschule Erzieher auszubilden oder eine leitende Position in einer pädagogischen Institution wie in einem Kindergarten zu übernehmen. Außerdem würde mich interessieren, für eine Stiftung zu arbeiten und konkrete Projekte zum Beispiel zum Thema „Medienkompetenz“ oder „Forschen mit Kindern“ zu entwickeln, die dann real in Kindergärten umgesetzt werden.
Wie bereiten Sie die Studieninhalte auf Ihr zukünftiges Berufsleben vor?
Man muss sich darüber bewusst sein, dass ein universitäres Studium der Erziehungswissenschaft keine Ausbildung zum Erzieher ist. Das erlernte Theoriewissen kann in der Praxis nicht immer eins zu eins umgesetzt werden und die praktische Erfahrung sammelt man außerhalb der Uni. Aber die Inhalte meine Fachs bereiten mich darauf vor, mich in verschiedene pädagogische Konzepte einzuarbeiten und diese im Berufsalltag praktisch nachvollziehen zu können. Außerdem helfen die Lehrveranstaltungen dabei, sich immer weiter zu spezialisieren und Experte für seinen Schwerpunkt der Erziehungswissenschaften zu werden. Das hilft ungemein bei der Wahl der beruflichen Richtung.
Konnten Sie schon Praxisluft schnuppern?
Ja, aktuell arbeite ich hier in Landau neben dem Studium in einer Kita mit Krippe und habe zuvor in einer Grundschule zur Sprachförderung mit Flüchtlingskindern gearbeitet. Es gab aber selten eine Pause, ich habe nebenbei immer versucht, möglichst viele Erfahrungen zu sammeln. Neben Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung habe ich einige Praktika in Kindergärten und Kitas gemacht. Ich war als Au Pair und Praktikantin in London und in Kanada, wodurch sich auch mein Interesse an der interkulturellen Pädagogik verfestigt hat. Nach dem Bachelor habe ich in Köln ein Jahr lang in einer bilingualen Kita gearbeitet, was mir sehr viel Spaß gemacht hat und mich auch in der Wahl meines Studienfachs bestärkt hat.
Welchen Tipp geben Sie denjenigen, die noch auf der Suche nach dem passenden Studienfach sind?
Das Wichtigste ist, so viel Praxiserfahrung wie möglich zu sammeln. Man muss herausfinden, was man wirklich machen will oder ausschließen, welche Bereiche einem doch nicht liegen. Jede Erfahrung hilft bei der Entscheidungsfindung. Man sollte sich vor allem an seinen eigenen Interessen orientieren und nicht daran, womit sich am meisten Geld verdienen lässt.
Nina Seel