Julia Trampert hat Benzin im Blut. Und das schon von Kindesbeinen an. Im Alter von acht Jahren fuhr die heute 20-Jährige bereits begeistert Kart, war sogar schon zweifache deutsche Meisterin. Mit 15 saß sie das erste Mal am Steuer eines Autos. Mit 16 fuhr sie ihr erstes Sechs-Stunden-Rennen. Mit UniBlog-Reporterin Sarah Ochs sprach die Landauer Lehramtsstudentin über ihre außergewöhnliche Karriere als Rennfahrerin.
Der Asphalt ist heiß, die Reifen des etwa 180 PS starken Rennwagens sind warm. Eingepackt in einer feuerfesten Montur, die Hand am Schaltknauf und den Fuß am Gaspedal, wartet Julia darauf, dass die Ampel auf Grün schaltet. Im Kopf geht sie die Strecke durch, macht sich noch einmal klar, wie sie die Kurven nehmen soll. Dann ist es soweit, das grüne Licht geht an. „In dieser Sekunde schaltet mein Kopf aus und ich konzentriere mich nur noch auf das Rennen“, sagt Julia Trampert. Die Lehramtsstudentin fährt im Liqui Moly Team Engstler bei der ADAC PROCAR-Serie der Deutschen Tourenwagen Challenge mit und war mit ihrem Boliden schon auf den bekanntesten Rennstrecken in Europa – wie etwa der im belgischen Spa – unterwegs.
Die Liebe für den Motorsport beginnt schon im Kleinkindalter: „Meine Mutter ist Mitglied in einem Motorsportclub“, erzählt sie. Und obwohl sie ein kleines, zierliches und schüchternes Mädchen gewesen sei, habe man sie einfach in ein Kart gesetzt. Von diesem Tag an veränderte sich das Familienleben. „Wir gingen sonntags nicht mehr in den Zoo, sondern auf die Rennstrecke“, erinnert sich Trampert lachend. Heute hat die Studentin immer einen vollen Terminkalender: „Ich fahre 16 Rennen an acht Renntagen pro Saison“, erklärt sie. „Außerdem stehen noch Trainings und Messeauftritte auf der Agenda.“ Sie hat im Sommersemester ihren Stundenplan so gestaltet, dass sie ihre Wochenenden auf dem Asphalt verbringen kann.
Wenn man Julia sieht, denkt man nicht gleich an eine Rennfahrerin. Sie trägt Jeans, T-Shirt und einen gemusterten Schal, die Haare fallen ihr locker ins Gesicht. Alles in allem sehr feminin. Auch die zierliche Statur ist geblieben. „Im vergangenen Jahr war ich das einzige Mädchen in der Serie“, berichtet sie. „Aber im Auto sind alle gleich.“ Im Unialltag ist die Motorsportlerin eine ganz normale junge Frau, die einen VW Lupo fährt und sich mit Zirkeltraining oder Bodyforming im Hochschulsport fit hält. Wenn Julia ihren Kommilitonen von ihrer Leidenschaft erzählt, sind die meistens überrascht. „Sie trauen mir das gar nicht zu“, sagt sie schmunzelnd. „Die meisten sind dann trotzdem sehr interessiert.“
Motorsport: Ein teures Hobby
Julias Ziele sind hoch gesteckt. „Ich möchte mal bei der DTM mitfahren“, sagt sie schwärmend. Dafür ist aber nicht nur Talent nötig, sondern auch Glück und vor allem: ein dicker Geldbeutel. „Heute kostet mich ein Rennen am Wochenende rund 2000 Euro“, erklärt sie. Und das nur für Reifen und anderen Verschleiß. Deshalb sei sie unentwegt auf der Suche nach Sponsoren. Seit dem vergangenen Jahr wird sie unter anderem von der ADAC Stiftung Sport unterstützt. „Ich genieße jedes Rennen“, berichtet sie etwas nachdenklich. „Es könnte ja sein, dass ich mir den Sport bald nicht mehr leisten kann.“Zu ihren Vorbildern zählen Michael Schuhmacher und Sebastian Vettel. „Sie haben gezeigt, dass man auch dann Erfolg haben kann, wenn man aus einer einfachen Familie stammt.“
Weil Tramperts Zukunft im Motorsport noch etwas ungewiss ist, entschloss sie sich nach dem Abi, in Landau zu studieren. „Eine Ausbildung bleibt trotz allem sehr wichtig.“ Der Motorsport bringt ihr auch für ihre Karriere als Lehrerin einiges: “Man lernt in Interviews spontan mit Fragen umzugehen und vor vielen Menschen frei zu sprechen”, erzählt Julia. Außerdem lerne sie im Team zu arbeiten und sich über längeren Zeitpunkt nur auf eine Sache zu konzentrieren.
Rennfahrer werden – ein Kindheitstraum vieler. Wer im Erwachsenenalter damit anfangen möchte, hat zwar Chancen, sagt Julia. „Die Grundlagen noch zu lernen, dürfte aber ganz schön schwer sein.“ Überhaupt: Einen Rennwagen zu fahren sei viel schwerer, als man sich das so vorstelle. Sie müsse körperlich immer fit sein, starke Bauch- und Rückenmuskeln haben. Außerdem ist während des Rennens volle Konzentration gefragt: „Manchmal fahre ich mit 150 Sachen auf eine Kurve zu und bremse erst kurz vorher ab.“ Das koste ganz schön Überwindung. Im normalen Straßenverkehr sei ein solcher Fahrstil undenkbar. Dort fahre sie übrigens sehr angepasst. „Ich kann auf der Rennstrecke zeigen, was in mir steckt.“ Von ihrem starken Ford Fiesta wieder in ihren kleinen Lupo umzusteigen, um zur Uni zu brausen, ist auch nicht ohne: „Der Fiesta kommt überhaupt erst bei mindestens 4000 Umdrehungen vom Fleck“, erklärt sie. „Wenn ich nach einem Rennwochenende in meinen Lupo steige, kann es schon mal vorkommen, dass ich ihn zwei oder drei Mal abwürge.“
Sarah Ochs