In diesem Teil der Serie “Studierende und ihre Nebenjobs” spricht die Koblenzer Studentin Alexa Menzel von ihrem Nebenjob. In den Semesterferien bildet sie Pferde aus. Das ist nicht nur körperlich sehr anspruchsvoll, sondern fordert auch die volle Konzentration auf den eigenen Körper und das Tier.
Wer sind Sie?
Mein Name ist Alexa Menzel, ich bin 23 Jahre alt und studiere 2-Fach-Bachelor mit den Basisfächern Soziologie und Psychologie. Derzeit bin ich im 5. Semester und bin als Zweitfach in Informationsmanagement eingeschrieben.
Die Serie
Das WG-Zimmer, das eigene Auto, der Kinobesuch mit Freunden: Das alles will bezahlt werden. Viele Studierende verdienen sich neben der Unterstützung der Eltern und Bafög etwas dazu oder finanzieren ihr Studium komplett selbst. Uniblog stellt in einer Serie Studierende und ihre Nebenjobs vor. Von alltäglich bis kurios ist fast alles dabei. Bisher erschienene Artikel finden sie hier.
Was für einen Nebenjob machen Sie?
Neben meinem “normalen” Nebenjob in der Gastronomie bilde ich in den Semesterferien selbstständig Pferde aus. Auf dem Hof verbringe ich, je nach dem, wie es mit Klausuren und Hausarbeiten passt, vier bis acht Wochen und arbeite täglich von 7 bis 18 Uhr. Die ganze Woche über.
Was sind Ihre Aufgaben?
Von der Fütterung über Pflege und Ausbildung mache ich alles selber. Oft denken Leute, Reiten sei nur im Sattel sitzen und sich tragen lassen, aber vor allem die Ausbildung von Jungpferden ist nicht immer reines Vergnügen. Am Anfang stehe und bewege ich mich mehr neben, als auf dem Pferd.
Erst einmal ist es das Ziel, eine Vertrauensbasis zu schaffen und dem Tier die Angst vor allem Neuen zu nehmen. Ein Pferd ist ein lebendiges Wesen mit Persönlichkeit und Gefühlen und kein Sportgerät. Man braucht viel Einfühlungsvermögen. Die Methoden sind da sehr unterschiedlich und individuell, das ist wie bei Kindern, man muss eben flexibel sein.
Mein Tag beginnt um sieben Uhr mit der ersten Fütterung, danach gibt es für uns ein schnelles Frühstück. Bis mittags kümmere ich mich dann um die unerfahrensten Pferde. Nach einer kurzen Mittagspause geht es dann mit den Tieren weiter, die in ihrer Ausbildung schon weiter fortgeschritten sind. Neben Springen und Dressurgrundlektionen geht es dann auch schon mal raus ins Gelände, das ist dann die Belohnung für einen harten Tag Arbeit.
Was bereitet Ihnen am meisten Freude bei dieser Arbeit?
Die Arbeit auf dem Hof steht in vollem Gegensatz zu meinem Unialltag. Hier verbringe ich den gesamten Tag draußen und muss mich vor allem körperlich anstrengen. Meistens habe ich nach den ersten paar Tagen unbeschreiblichen Muskelkater. Auch spielt die Sprache bei der Arbeit eine ganz andere Rolle. Tiere reagieren vor allem auf Körpersprache und Energie und spiegeln dabei immer genau das wieder, was man ihnen entgegen bringt. Sie verstellen sich nicht, wie Menschen es oft tun. Das gefällt mir besonders.
Natürlich ist es auch sehr zufriedenstellend, wenn man nach einem halben Jahr zurück auf den Hof kommt und sieht, wie sich die Tiere entwickelt haben.
Wie kamen Sie an Ihren Nebenjob?
Schon seit ich denken kann, habe ich mit Pferden zu tun. Erst hatte ich ein eigenes, das bereits eingeritten war, mein zweites habe ich dann selbst ausgebildet.
Wie ich zu der Arbeit auf dem Hof kam, ist eine lustige Geschichte: Ich kam grade aus Australien wieder und war auf der Heimreise, während der ich meiner Mutter und meinem besten Freund, die mich abgeholt hatten, von meinen Erlebnissen in Australien berichtete. Dort hatte ich unter anderem sechs Wochen beim Rindertrieb geholfen, natürlich zu Pferd. Uns gegenüber saß eine Frau, die immer mal wieder zu uns herüber sah und mich schließlich ansprach: Sie bräuchte dringend jemanden, der ihre Jungpferde weiter ausbilden könne. Sie gab mir ihre Nummer und ein paar Wochen später war ich das erste Mal auf ihrem Hof.
Was verdienen Sie bei diesem Nebenjob?
Ich habe kein festes Gehalt. Ich bin mitlerweile ein Teil der Familie und bekomme Kost und Logis und abends geht es auch mal gemeinsam in die Dorfkneipe. Der Verdienst ist dann letztendlich aber davon abhängig, wie lange ich bleiben kann und wie viele Tiere ich betreue.
Kann man diesen Job weiter empfehlen? Braucht man bestimmte Voraussetzungen dafür?
Man sollte die Aus- und Weiterbildung von Pferden nicht unterschätzen. Es ist eine Aufgabe, die geistig und körperlich sehr fordernd ist. Man muss nicht nur körperlich hart arbeiten, sondern auch ständig auf die eigene Körpersprache achten. Ein kurzer Moment der Unkonzentriertheit kann fatale Folgen haben. Außerdem ist natürlich eine gewisse Kenntnis über das Verhalten der Tiere nötig, sowie mehr als Grundkenntnisse in der klassischen Reiterei.
Wie „studienkompatibel“ ist Ihre Arbeit? Bitte vergeben Sie Sterne von 1 bis 5 (5 Sterne = super kompatibel)
Da ich diese Arbeit ausschließlich in den Semesterferien ausübe, überschneidet sie sich nicht oder kaum mit meinem Studium. Aber natürlich ist während diesem Zeitraum keine Zeit für Lernen, Praktika oder andere studienbezogene Dinge, ich würde also 4 Sterne vergeben.
Hannah Wagner