Souverän vor vielen Menschen sprechen, strukturiert präsentieren und Dinge auf den Punkt bringen: Das lernen die Mitglieder des Debattierclubs am Campus Landau. Seit einem halben Jahr arbeitet Jonas Melcher an seinen Kommunikationsfähigkeiten und konnte mit seinen Argumenten den Rhetorik Slam gewinnen.
Wer sind Sie und wie kamen Sie zum Debattierclub?
Ich bin Jonas Melcher, 23 Jahre alt, und studiere im fünften Semester Sonderpädagogik mit den Fächern Mathe und Evangelische Theologie in Landau. Durch das Seminar Moderne Kulturgüter bin ich auf den Debattierclub aufmerksam geworden. Unser Kurs ist gegen den Club angetreten und seit dem vergangenen Wintersemester bin ich selbst jeden Donnerstag dabei.
Was kann man sich unter einem Debattierclub vorstellen?
Wie der Name schon sagt, üben wir Debatten. Es geht darum, Argumente für oder gegen ein Thema zu finden, diese sprachlich aufzubereiten und gut darzustellen. Wir üben, wie man sich gut ausdrückt und wie man mit seiner Körperhaltung, Gestik und Mimik das Publikum mit allen Sinnen ansprechen kann. Der Debattierclub bietet ein Format, in dem man lernen kann, wie Meinungsbildung funktioniert.
Der Campus ist nicht nur zum Studieren da. In Campus Aktiv zeigen wir euch, was ihr hier noch erleben könnt.
Wie läuft so ein Treffen im Debattierclub ab?
Wir treffen uns einmal pro Woche im Konferenzraum. Meistens sind wir etwa 15 Leute. Wir überlegen uns ein Thema und losen aus, wer im Pro- und wer im Contra-Team ist. Laut Regelwerk hat jede Gruppe etwa eine Viertelstunde Vorbereitungszeit, um Argumente für die eigene Seite zu erarbeiten. Das Team bestimmt, welche drei Personen sprechen und wer Eröffnungs-, Haupt- und Schlussredner ist. Am Ende jeder Debatte geben wir uns gegenseitig Feedback. Dabei unterstützt uns Sophia Kuhs, die Leiterin des Debattierclubs.
Wir üben die offene parlamentarische Debatte, die nach festen Regeln abläuft, die auch in Turnieren eingehalten werden. Den größten Teil davon haben wir übernommen. Es gibt eine Streitfrage, zu der man sich entweder klar für oder gegen positionieren kann. Man schlüpft in die Rolle der Regierung oder der Opposition. Die drei Redner müssen in der vorgegebenen Redezeit von sieben Minuten – bei uns verkürzt auf drei Minuten – das Publikum von den eigenen Argumenten zu überzeugen.
Worüber debattieren Sie?
Meist dreht es sich um den politischen Kontext, weil sich oft eindeutige Pro- und Contra-Argumente zu einem Thema finden lassen. Zuletzt haben wir darüber debattiert, dass der CSU-Chef Markus Söder in öffentlichen Gebäuden Kruzifixe aufhängen lassen will. Wir debattieren aber auch darüber, ob es richtig oder falsch war, dass Kollegah und Farid Bang einen Echo bekommen haben. Ich persönlich finde die politischen Themen am spannendsten.
Was macht Ihnen am meisten Spaß beim Debattieren?
Der Wettkampfcharakter „Wir gegen Die“ kann als Hobby richtig Spaß machen. Man rutscht in diese Rolle, auch wenn man im echten Leben vielleicht von der Gegenseite überzeugt ist. Deshalb bin ich in den Übungsdebatten am liebsten in der Position, die meiner eigentlichen Meinung widerspricht, um das Thema aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Aber das Los entscheidet. Es kommt letztendlich nicht darauf an, wer gewinnt, sondern, dass man über seinen Schatten springt und sich persönlich weiterentwickeln kann.
Wie kann Ihnen das für Ihren Beruf als Lehrer helfen?
Wir lernen verschiedene Argumentationsweisen, und machen Übungen dazu, wie man sich präsentiert – gerader Stand, die Hände nicht hinter dem Rücken halten, weil das dem Gegenüber signalisiert, man fühle sich unsicher oder habe etwas zu verstecken. Hilfreich ist auch die Methode der Stehgreifrede, also spontan drei Minuten lang über ein Thema sprechen zu müssen.
Meine Körperhaltung beim Reden hat sich verändert. Ich stehe nicht mehr so gebückt, sondern aufrecht. Früher hatte ich immer das Gefühl, schlecht vorbereitet zu sein, wenn ich keine vorgefertigte Rede hatte. Heute kann ich mich an Stichpunkten entlang hangeln und meine Argumente trotzdem sprachlich gut rüberbringen. Insgesamt bin ich sicherer darin geworden, vor vielen Leuten zu sprechen und es fällt mir leichter, Präsentationen zu halten. Es macht inzwischen sogar Spaß, wenn alle zuhören und man seine Gedanken erklären kann. Auf Schülerfragen kann man sich auch nicht immer vorbereiten und doch kann man eine Routine entwickeln, dann nicht mit Unsicherheit zu reagieren. Auch privat kann ich schneller auf den Punkt bringen, was ich sagen möchte und wirke sicherer.
Sie haben den Rhetorik Slam gewonnen. Wie war dieses Erlebnis?
Dass ich dort sprechen durfte, war eine tolle Erfahrung. Es gab vier vorgegebene Themen und ich habe darüber debattiert, ob die Schreibschrift in der Schule noch gelehrt werden soll. Im Debattierclub haben wir zuvor gemeinsam geübt, wie ich meine Argumente gut und sicher rüberbringen kann. Die Debatte fand im Festsaal der Bürgerstraße vor einem größeren Publikum statt. Die erste Rede habe ich knapp gewonnen. Im Finale konnte ich die Zuhörer mit meiner Contra-Argumentation zur Wiedereinführung der Wehrpflicht deutlicher überzeugen. Ich würde jederzeit wieder mitmachen, weil man das Gelernte dort vor größerem Publikum anwenden kann. Vielleicht treten wir auch mal gegen einen anderen Debattierclub an, da gibt es ja richtige Meisterschaften.
Haben Sie ein paar einfache Tipps, wie man im Reden und Präsentieren besser wird?
Man sollte schulterbreit stehen und die Schulten zurücknehmen, sodass man gut Luft bekommt. Die Arme hält man am besten vor dem Körper, die Hände zum Beispiel in der Merkel-Raute, oder man hält sich ein wenig am Tisch fest. So strahlt man Sicherheit aus und wirkt glaubwürdig. Gestikulieren sollte man dann, wenn es zur Argumentation passt – bei einerseits dies und andererseits das oder bei Aufzählungen bietet es sich an, die Hände dazu zu bewegen. Es ist wichtig, deutlich zu sprechen. Mit dem Blickkontakt zum Publikum und einer ruhigen, kraftvollen Stimme kann man gut überzeugen.
Was die Argumente betrifft, kommt es immer auch auf das Publikum an. Ich persönlich lasse mich eher von Studien und Fakten überzeugen, statt von emotionalen Geschichten. Andere kann man vielleicht eher mit höheren Werten und Moral packen. Seit ich im Debattierclub bin, schaue ich die Debatten im Bundestag ganz anders an und achte nicht nur auf die Inhalte, sondern auch auf die Methodik, die die Redner anwenden.
Nina Seel