Uni-Menschen

Professorin mit Bühnenerfahrung: Kathleen Starck mag es, Wissenschaft anders zu präsentieren

Kathleen Starck zu Gast beim Improvisationstheater WildWechsel in Stuttgart. Foto: Gregor Kern

Kathleen Starck zu Gast beim Improvisationstheater WildWechsel in Stuttgart. Foto: Gregor Kern

Zwei Leidenschaften schlagen in Kathleen Starcks Brust: Die Wissenschaft und das Improvisationstheater. In Lehrveranstaltungen und erstmals auch bei einem Science Slam-Auftritt verbindet die Landauer Professorin für Cultural Studies beides.

Die Bühne ist Kathleen Starck bestens vertraut. Seit vielen Jahren spielt die Professorin Improvisationstheater. Aktuell hat sie keine feste Theater-Gruppe. Als so genannte Impro-Ambulanz „vermietet“ sie sich jedoch selbst immer wieder an verschiedene Gruppen, die auf der Suche nach Verstärkung sind. Nimmt sie als Professorin die Improvisations-Künstlerin an die kurze Leine oder lässt sie ihr im Beruf auch freien Lauf? „Ich kann beides gut trennen“, erklärt Kathleen Starck. Aber im Theater lerne man auch für den Beruf nützliche Dinge, beispielsweise wie wichtig der Augenkontakt mit den Zuhörern sei oder das Gespür, wann einem das Auditorium abzudriften drohe. „Das hilft bei Lehrveranstaltungen wie bei Vorträgen auf wissenschaftlichen Kongressen“, so Starck.

Für angehende Lehrer kann dieses Wissen den späteren Alltag vor der Schulklasse erleichtern. Daher hat Starck im vergangenen Wintersemester erstmals ein Blockseminar angeboten, in dem die Studierenden lernten, wie man Improvisationstheater als Unterrichtselement im Englischunterricht einsetzen kann. Gleichzeitig trainierte Starck mit den Teilnehmern Techniken des Improvisationstheaters. „Erfahrungen im improvisierten Schauspiel tragen enorm zur Persönlichkeitsentwicklung bei den Studierenden bei“, unterstreicht Starck. Dadurch bekämen sie eine andere Präsenz und Wirkung vor der Klasse.

Kathleen Starcks Leidenschaft im Beruf gilt Gender-Themen –beispielsweise das britische Frauentheater oder politische Männlichkeitsforschung, zu der Starck ein Netzwerk gegründet und schon zwei Konferenzen organisiert hat. Mit dem Auftritt beim Karlsruher Science Slam Mitte Juni hat die Professorin nun erstmals Beruf und Hobby auf der Bühne miteinander verbunden. „Die Herausforderung, mein wissenschaftliches Thema einmal ganz anders zur präsentieren, hat mich sehr gereizt“, verrät die Wissenschaftlerin. „Und es zeigt, dass Wissenschaft unterhaltsam sein kann“. Da Science Slams für Studierende und Nachwuchswissenschaftler sind, trat Kathleen Starck außerhalb der Wertung auf. Mit ihrem Vortrag „Eine kleine Geschichte der Frau als Krankheit. Oder: Warum Mario Barth funktioniert“ nahm Starck ihr Publikum mit auf eine Reise durch Unterschiede zwischen Mann und Frau und zeigte auf, wie pathologisch der Uterus und damit die gesamte Frau in den verschiedenen Epochen angesehen wurde. Erfolgreich, wie die Resonanz des Publikums zeigt. Und wann steht der nächste Science Slam an? „Ich habe große Lust, nochmals bei einem Science Slam aufzutreten“, gesteht Starck. Denn durch die andere Darstellung des eigenen Forschungsthemas bekomme man eine neue Sicht auf die Dinge, man hinterfrage wieder mehr. Aktuell gibt es eine Anfrage aus Dortmund.

Zu dem Thema „Frau als Krankheit“ hat Starck auch bereits Uni-Seminare gehalten. Gerade im Viktorianismus im 19. Jahrhundert wurden Frauen in England oft als krank dargestellt. Da dies für junge Frauen und Männer heute ziemlich weit weg ist, durften sich die Studierenden mit einem Rollenspiel gedanklich in diese Welt versetzen. Thema war ein medizinischer Kongress zu Zeiten Königin Victorias, auf dem sich die Ärzte – alle männlich – über das Thema „Frauen und Hysterie“ austauschen sollten. Die Studierenden mussten sich auf ihre zugeteilten Rollen richtig vorbereiten, fast wie in einem Theaterstück. „Es ist ein tollen Erlebnis zu sehen, wie tief einige Studierende in ihre Rolle einsteigen“, ist Kathleen Starck begeistert.

Erste Rückmeldungen von Teilnehmern ihres Blockseminars zu Improvisationstheater im Englischunterricht hat Kathleen Starck schon: Eine Studentin hat das Erlernte in einer Schule eingesetzt und die Schüler waren begeistert. „Techniken und Spiele aus dem Improvisationstheater sind auch gut geeignet, damit sich Kinder Dinge besser merken können“, so Starck. Das Körpergedächtnis werde dadurch aktiviert. Weitere Seminare zu dem Thema soll es wieder geben, konkret ist aber noch nichts geplant. Denn zurzeit improvisiert Kathleen Starck jeden Tag Zuhause als frisch gebackene Mutter eines kleines Sohnes.

Kerstin Theilmann