Habe ich mich für das richtige Studium entschieden? Sehe ich darin wirklich meine berufliche Zukunft? Oder wäre etwas anderes nicht doch besser? Wen diese Fragen nachts wach halten, der kann sich seit 2016 an NeuStArt wenden. Unter dem Dach des Kompetenzzentrums Studium und Beruf (KSB) bietet das Projekt Hilfestellung, zeigt neue Perspektiven auf und unterstützt so beim Entscheidungsprozess für oder gegen einen Studienausstieg.
“Manchmal muss man einfach nur zuhören, das hilft vielen Studierenden bereits ein gutes Stück weiter”, weiß Anna Lauermann. Die Erziehungswissenschaftlerin ist Projektkoordinatorin von NeuStArt und nimmt sich den Sorgen von Studierenden an, die an ihrer Studienfachwahl zweifeln. Zu Beginn sei es das Wichtigste, potenziellen Studienaussteigern die gewünschte Hilfe zukommen zu lassen. In der Eingangsberatung werden die Probleme der Betroffenen ermittelt und konkrete Ziele für die Zukunft formuliert. “Mit einer neutralen Person über die akuten Abbruchgedanken oder die Studienzweifel zu sprechen, fällt vielen leichter.”
Eine gute Vertrauensbasis ist für das anschließende Coaching unumgänglich. Durch den Aufbau von Motivation werden die Studierenden in ihrer Entscheidungsfindung gestärkt. Ab 2017 sollen auch Workshops angeboten werden, die der Orientierung dienen, das Meistern der Studienanforderungen erleichtern und auf die künftige Arbeitswelt vorbereiten. Im Koblenzer Projektbüro in der Emil-Schüller-Straße findet jeden Dienstag eine offene Sprechstunde statt, am Campus Koblenz wird diese Möglichkeit alle zwei Wochen angeboten. Studierende können auch telefonisch oder per E-Mail einen individuellen Beratungstermin vereinbaren. Mitte 2018 wird das Projekt auf den Landauer Campus ausgeweitet.
Eigene Interessen in den Vordergrund stellen
Bei NeuStArt geht es darum, mögliche Studienabbrecher dabei zu unterstützen, den richtigen Weg zu finden. Lauermann betont, dass die eigenen Interessen dabei im Mittelpunkt stehen. Viele Studierende sind sich nicht darüber bewusst, warum sie ihren Studiengang überhaupt ausgewählt haben. Die Aussicht auf einen guten Job oder der elterliche Wille sind häufige Beweggründe, unfreiwillig im Studium zu verharren. Hier setzt die Arbeit von Lauermann an. Mit ihr können die Studierenden offen über ihre wirklichen Interessen und Wünsche sprechen. “Es geht in erster Linie darum, herauszufinden, was der Studierende will – und niemand sonst.” Dabei ist es Lauermann wichtig, dass die Betroffenen selbst zu einer Entscheidung gelangen: “So festigt sich zusätzlich ihre Persönlichkeit und sie können eine bewusstere Wahl treffen.”
Über den Tellerrand hinausblicken
Stress, Panik, Hektik. Jeder Mensch steht im Laufe seines Lebens vor Entscheidungen, die ihm den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Sobald Verzweiflung als Reaktion auf Stresssituationen auftritt, ist es, als befinde man sich vor einer Wand. Ohne Hilfe ist es schwierig, an ihr vorbeizusehen, sie zu durchdringen oder zu überblicken. Lauermann unterstützt dabei, neue Perspektiven für die Zukunft zu finden. Im Coaching geht es um die Motivation der Betroffenen. Ihre Stärken und Interessen werden visuell festgehalten. „Viele Studierende haben grobe Vorstellungen, wie ihr Leben zukünftig verlaufen soll. Seltener werden sich diese allerdings wirklich vor Augen geführt.” So kann etwa über Moderationskarten austariert werden, was man sich von einem glücklichen Leben verspricht. Was ist das Beste, was passieren kann? Was das Schlimmste? Wo kann ich Kompromisse schließen?
Die Scheuklappen ablegen
Während die Beratung und das Coaching in Einzelgesprächen stattfinden, sollen 2017 Workshops eingeführt werden, die methodisches Arbeiten vermitteln. Auch werden Studienschwierigkeiten thematisiert, um an deren Lösung zu arbeiten. Dabei ist es unwichtig, ob man sich weiter studieren möchte, den Studiengang wechselt oder tatsächlich abbricht. Lauermann erklärt, dass selbst der Studienabbruch als Chance für etwas Neues sein kann: “Man befinde sich nicht umsonst in einer unglücklichen Situation. Durch eine methodische Herangehensweise lernen die Studierenden, ihre inneren Ressourcen und Netzwerke zu nutzen. Sie erkennen auf eigene Weise, welche Fähigkeiten in ihnen stecken. Letztlich muss man ja für sich selbst den richtigen Beruf finden. Die Enttäuschung anderer darf dabei keine Rolle spielen. Der Mensch braucht nun einmal das, was ihn glücklich macht.“