Diese Studierenden haben es sich in einer außergewöhnlichen musikalischen Nische bequem gemacht: Jakob Link, Franziska Schmitt, Rafaela Echle und Simon Schellen machen seit ihrer Kindheit Musik und spielten schon in vielen Bands. In Landau lernten sich die Musiker kennen und gründeten die Band „RockyTops“, mit der sie dank fiedelnden Bluegrass-Klängen den amerikanischen Südstaaten-Sound in die Landauer Fußgängerzone holen.
Zwischen zwei Einkaufsgassen hat sich ein Halbkreis aus Passanten um vier junge Menschen gesammelt, die mit Kontrabass, Mandoline, Violine, Banjo und Mundharmonika bekannte Country-Stücke ertönen lassen. Jeder von ihnen ist am Gesang beteiligt, es ertönt ein vierstimmiges Arrangement, der Kontrabass gibt den Beat vor und das Publikum klatscht begeistert mit. „Das ist noch handgemachte Musik mit Liebe zum Detail“, meint Zuhörerin Barbara Hagenbuch lächelnd. Die „RockyTops“ stehen mal wieder in der Fußgängerzone in Landau und begeistern mit Bluegrass, einer schnelleren Variante des Country mit vielen Solo-Parts. Seit Ende 2014 macht die Band zusammen Musik, hat sich Folk-, County- und Bluegrass-Klängen verschrieben und bespielt am liebsten offene Bühnen, Weinfeste und Straßen in Neustadt, Trier, Saarbrücken und natürlich ihre Studienstadt Landau.
Eine Band zum Lernen
„Alles hat damit angefangen, dass Simon sich ein Banjo gekauft hat. Damit wollte er Bluegrass machen, denn das Instrument ist einfach typisch für dieses Genre“, erinnert sich Bandgründer und Psychologiestudent Jakob Link. Er rief gemeinsam mit Simon Schellen, Student der Sonderpädagogik, eine „Lernband“ ins Leben. Schellen wollte sich am Banjo ausprobieren und Kontrabassist Jakob Link versuchte sich zum ersten Mal am Solo-Gesang. „Anfangs haben wir grausig geklungen, aber wir wollten uns musikalisch weiterentwickeln und gründeten eine Band“, erzählt Link. Auf Partys fragte das Duo herum, ob jemand bei ihnen mitmachen wolle. So holten sie Violinistin und Psychologiestudentin Rafaela Echle mit ins Boot: „Ich wollte mit meiner Geige auch mal etwas Ungewöhnliches spielen, statt immer nur Klassik.“ Auch Franziska Schmitt, die seit 13 Jahren Mandoline spielt und Gesang als Nebenfach in ihrem Musikstudium belegt hat, war schnell überzeugt von der Originalität des Musikstils. Der für Bluegrass typische mehrstimmige Gesang war für die Bandmitglieder zunächst eine Herausforderung. „Wir mussten lernen, zusammen zu singen und haben schnell Fortschritte gemacht“, erinnert sich Echle.
Lange trat die Band ohne Namen auf, schließlich nannten sie sich „RockyTops“, denn der Song „Rocky Top“ der Osborne Brothers war einer der ersten in ihrem Repertoire. Inzwischen hat sich das Quartett rund zwanzig Lieder angeeignet, darunter viele traditionelle Stücke wie „You are my sunshine“, „Jolene“ oder „Wagon Wheel“ und Hits von Hank Williams, Johnny Cash, Willie Nelson und Brandi Carlile. Dabei übernehmen die Musiker das Grundgerüst des Stücks, tüfteln und arrangieren dann so lange, bis es eine interessante, bandeigene Note hat. Berühmtes Beispiel für ein solches Vorgehen ist die erfolgreiche britische Folk-Rock-Band „Mumford and Sons“.
Die Arbeit mit den traditionellen Stücken ist ein kreativer Prozess, an dem sich alle Mitglieder beteiligen. „Bei uns kann jeder seine Ideen einbringen, wir sind alle flexibel“, erzählt Echle. Dabei hat die Straßenmusik eine besondere Funktion für die Bandmitglieder: Das Spielen vor Passanten sei wie eine extra Probe, bei der man direkte Rückmeldung bekommt. „Es zeichnet uns aus, dass wir unsere Musik spielen, damit es den Leuten gefällt – auch wenn sie nach zehn Minuten weitergehen“, findet Schmitt. Für die Zukunft wünscht sich die Band, auf mehr Weinfesten und dem Landauer Sommer zu spielen. Und, dass ihr Publikum mittanzt. „Ich glaube es ist ein schönes Hobby, aber keiner von uns möchte berühmt werden“, meint Link.
Mehr Informationen zur Band gibt es unter www.facebook.com/rockytops.band
Katharina Greb