Studium & Lehre

Lernwerkstatt Grundschulpädagogik: Praxis fürs Klassenzimmer

Vanessa Will (19) ist angehende Gymnasiallehrerin und experimentiert in der Lernwerkstatt zu naturwissenschaftlichen Themen. Foto: Greb

Vanessa Will (19) ist angehende Gymnasiallehrerin und experimentiert in der Lernwerkstatt zu naturwissenschaftlichen Themen. Foto: Greb

Lehramtsstudierende lernen an der Universität vor allem eins: Theorie. Häufig bleiben Mittel und Wege, die fachlichen Inhalte sinnvoll an Kinder weiter zu vermittelt, offen. Damit angehende Lehrer Anregungen und Unterrichtskonzepte kennen lernen, die bei den Kindern ankommen, gibt es die Lernwerkstatt Grundschulpädagogik am Campus Landau. Hier lernen Studierende gemeinsam mit Lehrern, Erziehern und Schülern unbekannte Unterrichtsansätze kennen.

Jeden Dienstag von 14 bis 16 Uhr können sich Lehramtsstudierende in der Lernwerkstatt Ideen und Anregungen zur Unterrichtsgestaltung holen. In einer Ausleihe, die von der wissenschaftlichen Hilfskraft Anna Ellenberger (23) organisiert wird, haben Interessierte die Chance, sich mit didaktischem Material zu versorgen oder es selbst auszuprobieren: Vom Sprachspiel über Experimentierboxen zu naturwissenschaftlichen Themen bis hin zu Montessori-Materialien gibt es eine große Auswahl an Themen und Vorschlägen zu deren Umsetzung. Daneben findet jede zweite Woche ein Workshop statt.

Die wissenschaftliche Hilfskraft Anna Ellenberger (23) zeigt eine Forscherbox aus der Ausleihe. Foto: Greb

Die Wissenschaftliche Hilfskraft Anna Ellenberger (23) zeigt eine Forscherbox aus der Ausleihe. Fotos: Greb

Die Organisatorin Anna Ellenberger studiert selbst Grundschullehramt und koordiniert unter der Leitung von Professor Astrid Rank vom Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter die Lernwerkstatt. Rank weiß: „Die Studierenden des Grundschullehramts wünschen sich praxisbezogene Angebote im Studium, aber das universitäre Studium hat natürlich einen theoretischen Schwerpunkt. Deshalb ist es wichtig, eine Theorie-Praxis-Verknüpfung zu schaffen. Dazu kann die Lernwerkstatt beitragen.“ Viele didaktische Materialien stehen den Schulen nicht zur Verfügung, weil sie zum Beispiel sehr teuer sind. In der Lernwerkstatt können Studierende solches Material auf Klassenzimmer-Tauglichkeit prüfen. Rank erklärt: „Neben Materialien wie Magneten, Drähten und Batterien aus den Forschungsboxen gibt es auch Unterrichtsordner, die über den Einsatz des Materials informieren und eine fachliche Analyse ermöglichen.“

Selbst tätig werden

Professor Rank vom Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter leitet die Lernwerkstatt Grundschulpädagogik. Foto: Privat.

Professor Rank vom Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter leitet die Lernwerkstatt Grundschulpädagogik. Foto: Privat

2011 begann die Professur von Astrid Rank in Landau. Seitdem füllt sie das Konzept Lernwerkstatt mit neuem Leben: „Anfangs haben wir in der Werkstatt einen besonderen Schwerpunkt auf naturwissenschaftliches Lernen gelegt, weil aus der Forschung bekannt ist, dass Studierende des Lehramts an Grundschulen viele Fehlvorstellungen haben, was diese Inhalte betrifft. Diese Hemmungen und Abneigungen gegenüber den Naturwissenschaften wollten wir abbauen. Denn wenn man solche Inhalte später als Lehrkraft nicht unterrichtet, dann erfahren auch die Kinder diese Themen nicht. Es war uns wichtig, fachlich und sachlich richtige Inhalte zu vermitteln.“

Inzwischen bietet die Lernwerkstatt auch Workshops zu anderen Themen wie Sprachförderung an. Die Referenten stecken meist selbst noch mitten im Studium und kreieren Konzepte, die sie mit allen Interessierten in die Tat umsetzen. Rank bietet selbst Workshops an, etwa zum Thema „Montessori-Mathematik“, aber es werden auch externe Referenten in die Werkstatt eingeladen. Alle Fortbildungsangebote seien nach den Prinzipien „Selbsttätigkeit“ gestaltet, erklärt Rank. Die Herangehensweise an Lerninhalte sei konstruktivistischer Natur. Konkret heißt das vor allem: Durchlaufen von Stationen, gemeinsames Experimentieren und auf Entdeckungsreise gehen.

Kinder in der Werkstatt

Das Programm der Lernwerkstatt wird regelmäßig an Schulen im Raum Landau versendet. Es nehmen also auch Kinder an den Workshops teil und können gemeinsam mit den Studierenden neue Inhalte erarbeiten. „Wir haben beispielsweise schon mit der Pestalozzischule kooperiert. Es besteht genauso die Möglichkeit, dass die Kinder zu uns kommen.“ Auch ehemalige Studierende besuchen die Lernwerkstatt, weil sie sich an das Angebot aus ihrer Zeit am Campus Landau erinnern. „Sogar Erzieherinnen aus dem frühkindlichen Bereich kommen zu uns, weil sie die Workshops wie eine Fortbildung nutzen können“, freut sich die Professorin. Diese kunterbunte Mischung aus verschiedenen Professionen macht die Lernwerkstatt zu einem einzigartigen Ort des Austauschs und Ausprobierens in einem geschützten Rahmen. „Die Studierenden berichten sehr positiv von ihren Erfahrungen. Sie schreiben in ihren Abschlussberichten, dass sie Dinge erfahren haben, die sie sonst in der Uni nicht erfahren. Außerdem können sie am eigenen Leib sehen, wie es ist, auf eine bestimmte Art und Weise zu lernen.“

Besuch in der Werkstatt: Blindenschrift und Gruppentisch

In diesem Semester ist die Lernwerkstatt mit dem Thema „Sinnesorgan Auge“ gestartet. Die Referentinnen des Workshops, Stella Körösi (20) und Janika Lohrig (20), studieren Grundschulpädagogik im vierten Semester und wollen ihre Erfahrungen, die sie in einem vertiefenden Praktikum gesammelt haben, an ihre Kommilitonen weitergeben. Dafür haben sie sechs Stationen aufgebaut, die die Teilnehmer bearbeiten. „Ein Thema wie Sinnesorgane ist gerade in der Grundschule gut umsetzbar“, erklärt Stella Körösi. Auch Referentin Janika Lohrig freut sich über die Angebote: „Die Lernwerkstatt bringt einem selbst ganz viel, man kann austesten, was im Klassenzimmer funktioniert und was eher nicht.“

Nach einer kurzen Einleitung mit theoretischem Input geht es los. Teilnehmerin Alessia Merlo (23) schlängelt sich mit geschlossenen Augen durch einen Hindernisparkour, der im Flur aufgebaut ist: „Beim Blindparkour lernt man auch etwas über seinen Gleichgewichtssinn. Dinge auszuprobieren ist immer gut, denn es macht den Kindern Spaß und mir auch. Im Berufsleben werde ich solche Experimente auf jeden Fall umsetzen.“

Kinder ins Staunen versetzen

Das Motto des Workshops: Lernen mit allen Sinnen. An einem Vierertisch versuchen Teilnehmerinnen, kurze Wörter aus der Blindenschrift zu entziffern und lassen dabei ihre Fingerkuppen über Brailleschrift gleiten. An der fünften Station lässt Studentin Vanessa Will (19) eine Münze unter einem mit Wasser gefüllten Glas verschwinden. Die angehende Gymnasiallehrerin möchte später Biologie und Chemie unterrichten und ist zum ersten Mal in der Werkstatt: „Die angebotenen Themen passen gut zu meinen Fächern. Diese Station ist wirklich cool, denn man sieht sofort einen Effekt. Kinder kann man damit ins Staunen bringen, sie wären von so etwas sicher ganz begeistert.“

Wie fühlt es sich an, blind zu sein? Alessia Merlo (23) geht mit geschlossenen Augen den Parkour ab. Foto: Greb

Wie fühlt es sich an, blind zu sein? Alessia Merlo (23) geht mit geschlossenen Augen den Parkour ab.

An den anderen Tischen dreht sich alles um optische Täuschungen und Sehen aus der Entfernung. Das Fazit der Stunde? Masterstudentin Jennifer Heinrich (26) studiert Grundschulpädagogik mit den Fächern Deutsch und Geografie: „Im ersten Moment hätte ich nicht gewusst, was ich zum Thema Sehen in der Grundschule machen würde. So viele Ideen wie ich heute bekommen habe, wären mir wahrscheinlich nicht eingefallen.“ Auch Förderschullehramts-Studentin Miriam Dumke (22) ist begeistert: „Ich studiere zwar Förderschulpädagogik, habe aber gemerkt, dass wir von den Grundschulpädagogen einiges lernen können.“

Katharina Greb

Weitere Termine finden Sie hier. Anmeldung zu den Workshops per Mail an rank@uni-landau.de