Kinder sollten geliebt und geachtet werden. Sie sollten ein Mitbestimmungsrecht bei wichtigen Entscheidungen, die sie betreffen, haben. Jedes Kind hat von Natur aus die gleichen Rechte wie Erwachsene. Das ist in groben Sätzen die Lebensidee des Reformpädagogen Janusz Korczak.
Der in Warschau geborene Arzt und Kinderbuchautor Janusz Korczak ist schon früh zur Stimme für die ganz Kleinen geworden: Er setzte sich für die Rechte von Kindern ein, gründete ein Waisenhaus und starb im zweiten Weltkrieg 1942 zusammen mit diesen Kindern in Treblinka. Sein Lebenswerk jedoch ist noch immer lebendig und hat noch heute Einfluss auf eine kindzentrierte Pädagogik.
Bereits vor rund einem Jahr war Janusz Korczak Gegenstand einer Fachtagung am Campus Koblenz. In Zusammenarbeit mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Koblenz e.V. hatte man die Gedanken von Korczak anlässlich seines 70. Todestages vorgestellt. Dieses Jahr hat die erneute Zusammenarbeit mit dem Institut für Pädagogik dafür gesorgt, dass vom 7. bis zum 20. Dezember eine Wanderausstellung der Internationalen Jugendbibliothek München unter dem Motto „Ich bin klein, aber wichtig“ in der Universitätsbibliothek in Koblenz Station macht.
In der Ausstellung wird die Idee Korczaks einer Kinderrepublik vorgestellt, die etwa durch die Existenz eines Kinderparlaments die Stärkung der Mitbestimmungsrechte von Kindern und Jugendlichen sichern soll. Auch heute noch bauen zum Beispiel Jugendzentren auf das System von Korczak, indem sie eine Art Ausschuss von Kindern bilden, der Anträge vorbringen und Kritik äußern darf.
Die Kinderrepublik in Fotos und Illustrationen
In der Ausstellung sind unter anderem historische Fotos von Korczak und dessen Arbeit in Bilderbüchern sowie Schriftstücke, die die Grundzüge seiner Pädagogik zeigen, zu sehen. Es gibt auch verschiedene Installationen, die zum Beispiel die Idee des Kinderparlaments demonstrieren.
Aktuelle Illustrationen einer polnischen Schriftstellerin und einer polnischen Illustratorin zeigen, wie groß die Relevanz von Korczaks Pädagogik heute noch im Bereich der Kinderbücher ist.
Ein besonderer Höhepunkt ist ein Workshop mit der ausstellenden polnischen Schriftstellerin Iwona Chmielewska, die unter anderem durch ihr Werk „Blumkas Tagebuch“ bekannt wurde. In dem Workshop am Eröffnungstag der Ausstellung, am Samstag, 7. Dezember, erklärt die Autorin den Teilnehmern wesentliche Aspekte der Bilderbuchillustration. Im praktischen Teil besteht die Möglichkeit, mit Bildern aus dem Buch „Blumkas Tagebuch“ eine eigene Collage zu erstellen.
Ein weiterer Programmpunkt am Eröffnungstag ist die Prämierung der Gewinner eines Malwettbewerbs zum Thema Bilderbuchillustration, der durch Elisabeth Snochowska-Lydka, einer Fachlehrerin für Polnisch, in die Schulen gebracht wurde. Kinder verschiedener Altersgruppen werden von Iwona Chmielewska geehrt.
Friedenspreis für Janusz Korczak
Für seine Bemühungen um die Achtung von Kinderrechten wurde Janusz Korczak 1972 mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels geehrt. Seine Ideen sind Grundbausteine der UN-Konvention über die Rechte des Kindes von 1989. „Trotzdem wird Korczak in Deutschland nur am Rande erwähnt“, bedauert Dr. Silke Allmann vom Institut für Pädagogik, die die Ausstellung gemeinsam mit Dr. Wiebke Lohfeld vom Institut für Grundschulpädagogik nach Koblenz holte und selbst am Eröffnungstag referiert. Sie findet es wichtig, dass Kinder früh etwas von Demokratie und Mitbestimmungsrechten erfahren, um zu selbstbestimmten Individuen heranzuwachsen. Die Ausstellung will dazu ihren Beitrag leisten.
Kerstin Perkert
Zum Veranstaltungsflyer mit dem vollständigen Programm der Ausstellungseröffnung. |