Oft misstrauen Bürger den Wahlversprechen in der Politik, weiß Julia Dupont. Sie ist Mitarbeiterin im Forschungsschwerpunkt “Kommunikation, Medien, Politik” (KoMePol) am Campus Landau. In ihrer Promotion setzt sich die Sozialwissenschaftlerin mit der Wahrnehmung von Wahlversprechen auseinander.
Bitte beschreiben Sie Ihre Forschung in wenigen Sätzen.
Die Serie
Sie forschen, organisieren Tagungen oder schreiben Fachartikel: In dieser Serie berichten wir über Promovierende und ihre Forschung an unserer Universität. Und fragen: Was ist ihr Thema? Was sind ihre Leidenschaften? Wieso haben sie sich für eine Promotion entschieden? Wie organisieren sie ihr Arbeitspensum?
In meiner Dissertation befasse ich mich mit der Wahrnehmung von Wahlversprechen und widme mich vor allem der Perspektive des Bürgers und Wählers. Es klafft eine große Lücke zwischen Umfragen, die zeigen, dass Bürger Wahlversprechen massiv misstrauen und der politikwissenschaftlichen Repräsentationsforschung, der zufolge Wahlversprechen in Wahlprogrammen größtenteils eingehalten werden. Ich stelle mir also grundsätzlich die Frage, wie es zu dieser Wahrnehmungsdifferenz kommt. Im Laufe meiner Untersuchung hat sich herauskristallisiert, dass individuelle Problematiken, von denen Wähler betroffen sind, einen großen Einfluss darauf haben, welche Aussagen überhaupt als Wahlversprechen definiert werden. Das sind vor allem vage Aussagen, die Raum für Interpretation lassen. Möglicherweise ist das eine erste Erklärung dafür, weshalb Bürger Wahlversprechen häufig als gebrochen ansehen: Wenn die persönlichen Erwartungen, die man an die vagen Versprechungen der Politiker hatte, nicht erfüllt wurden, sind negative Auswirkungen auf das politische Vertrauen denkbar.
Was fasziniert Sie an diesem Thema?
Als Sozialwissenschaftlerin interessiert mich natürlich ganz allgemein, wie Menschen ticken. Darüber hinaus sind Versprechen und Vertrauen universale Themen, mit denen jeder Mensch einen individuellen Umgang finden muss. Außerdem finde ich Wahlversprechen interessant, weil sie einen negativen Ruf haben und trotzdem ein essentieller Teil der politischen Wahlkampfkommunikation sind.
Wieso haben Sie sich für eine Promotion entschieden?
Das war eine spontane Entscheidung. Die Betreuerin meiner Diplomarbeit hat mich nach Abschluss meines Studiums gefragt, ob ich Lust hätte, im Rahmen des Forschungsschwerpunktes Kommunikation, Medien, Politik (KoMePol) eine Promotion zum Thema Wahlversprechen zu beginnen. Zuvor habe ich bereits als studentische Hilfskraft gearbeitet und festgestellt, dass mir wissenschaftliches Arbeiten, vor allem das wissenschaftliche Schreiben, Spaß macht. Damit war die Doktorarbeit genau das Passende für mich.
Wie wird Ihre Promotion finanziert?
Als ich 2014 mit der Promotion begann, wurde ich durch ein Stipendium unterstützt. Nach einem Jahr Elternzeit bekam ich eine Teilzeitstelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsschwerpunkt KoMePol. Derzeit läuft die Finanzierung über eine 25-prozentige Mitarbeiterstelle und ein Teilzeitstipendium. Außerdem erhalte ich regelmäßig Nachwuchsförderung durch KoMePol, die es mir ermöglicht, an internationalen Konferenzen teilzunehmen.
Welche zusätzlichen wissenschaftlichen Aktivitäten planen oder machen Sie bereits neben der Promotion?
Vergangenes Jahr habe ich am Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) und an der Jahrestagung des Arbeitskreises Wahlen und politische Einstellungen teilgenommen, um die Forschungsergebnisse meiner Dissertation vorzustellen. Zudem habe ich die 29. Tagung des Forums für Friedenspsychologie am Campus Landau mitorganisiert.
Was sind Ihre beruflichen Pläne für die Zukunft?
Zunächst möchte ich meine Promotion erfolgreich abschließen, der Rest wird sich danach ergeben.
Was sollten Studierende mitbringen, die an eine Promotion denken?
Die Begeisterung für ein bestimmtes Thema ist eine wichtige Grundlage. Mit dauerhaftem Interesse übersteht man dann auch die schwierigen Phasen eines so großen Projekts.
Welche Aufgaben ergeben sich noch im Zuge Ihrer Promotion?
In der Vergangenheit habe ich für Studierende Seminare gehalten. Ab und zu bin ich auch an der Prüfungsaufsicht und an Klausurkorrekturen meiner Arbeitseinheit beteiligt. Außerdem betreue ich Bachelorarbeiten, die thematisch im Zusammenhang mit meinem Dissertationsthema stehen.
Wie vereinbaren Sie Wissenschaft und Familie?
Dieses Thema ist nicht zu unterschätzen. Tatsächlich ist es nicht immer leicht, alles miteinander zu vereinbaren, aber mit der Flexibilität an der Universität lässt sich vieles leichter managen. Wenn meine Tochter krank ist, kann ich ganz selbstverständlich gehen und sie aus der Kita abholen. Das ist eine große Freiheit meiner derzeitigen Tätigkeit, für die ich dankbar bin. Trotzdem gibt es natürlich einen gewissen Druck, mit dem man umgehen muss: Wer fachlich mithalten will, muss viel publizieren. Es gibt viele Fristen und dennoch ist die Zeit oft knapp bemessen. Manchmal ist man hin- und hergerissen zwischen Familie und Arbeit. Beides ist mir wichtig. Insgesamt ist die Promotionsphase aus meiner Sicht aber eine gute Zeit, um eine Familie zu gründen.
Wie organisieren Sie Ihren Arbeitsablauf?
Da ich kumulativ promoviere, muss ich keine Monografie produzieren, sondern drei Aufsätze für wissenschaftliche Zeitschriften schreiben. Vor mir liegt also nicht ein großer Monolith, den ich erklimmen muss, sondern einige kleinere Meilensteine, die sich aus meiner Sicht in absehbarer Zeit bearbeiten lassen. Das hilft mir sehr bei der Organisation. Außerdem werde ich von meinen Betreuerinnen Prof. Dr. Melanie Steffens, Sozialpsychologin am Institut für Psychologie, und Dr. Evelyn Bytzek, Politikwissenschaftlerin am Institut für Kultur- und Sozialwissenschaften, bestens unterstützt.
Interview: Sandra Erber