Uneingeschränkter Internetzugang ist eine Voraussetzung für die Teilhabe an unserer Gesellschaft, findet Elias Zervudakis. Deshalb hat der Koblenzer Student die Hochschulgruppe Freifunk gegründet. Ihr Ziel ist die Verbreitung eines flächendeckenden WLAN in Koblenz und Umgebung, das von jedem kostenlos genutzt werden kann. Die Initiative engagiert sich auch in der Flüchtlingshilfe und hat in Koblenzer Unterkünften Freifunk-Router installiert.
Das Internet ist in unserem Alltag omnipräsent. Es begegnet uns auf der Arbeit, in der Universität und im Privaten und gibt uns die Möglichkeit, stets darüber informiert zu sein, was in der Welt passiert und mit anderen in Kontakt zu bleiben. „Nach unserer Auffassung sollte heute jeder die Möglichkeit haben, immer und überall kostenlos online zu gehen, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen“, sagt Elias Zervudakis, Gründer der Hochschulgruppe Freifunk. Die Idee entstand auf der Hacknight am Campus in Koblenz, ein durch die Fachschaft Informatik/Computervisualistik organisiertes Treffen zum Austausch über aktuelle Technikfragen. „Wir möchten ein freies, von Bürgern und Studierenden verwaltetes Netzwerk aufbauen und etablieren. Die Bereitstellung von Routern durch Privatpersonen ermöglicht anderen den freien Zugang zum Internet.“ Konkret heißt das: Privatpersonen geben ihren Internetzugang für andere Bürger frei, die wiederum so die Möglichkeit haben, diesen kostenfrei zu nutzen. Gegen einen kleinen Pfandbetrag verleiht die Hochschulgruppe diese Freifunk-Router auch an Studierende. Die Anschaffung eines teuren Gerätes fällt damit weg.
Komplizierte gesetzliche Lage
Was simpel klingt, gestaltet sich in der technischen Umsetzung jedoch etwas schwieriger, denn in Deutschland gilt die sogenannte Störerhaftung. Zervudakis erklärt den Hintergrund des Gesetzes: „Obwohl jeder ständig online ist, liegt Deutschland im Bereich freie WLAN-Nutzung weit zurück. Grund dafür ist die Störerhaftung. Demnach ist der Inhaber eines Internetzugangs mitverantwortlich für die Tätigkeiten der Nutzer. Wenn ich also etwas Illegales herunterlade oder ansehe, wie zum Beispiel verbotene Filme, kann das rechtliche Folgen für den Anbieter haben.“ Aus diesem Grund scheuten sich bislang noch viele Menschen und öffentliche Einrichtungen, eine freie WLAN-Verbindung anzubieten.
Freifunk löst dieses Problem, indem alle abgerufenen Daten zunächst einen Umweg übers Ausland nehmen: Ruft man Daten über einen Freifunk-Router ab, gelangt diese Anfrage über einen verschlüsselten VPN-Tunnel zum Beispiel auf einen Server nach Schweden oder Holland. „Das ist gesetzlich erlaubt“, erläutert Zervudakis, denn im Ausland greift die Störerhaftung nicht. Sollte etwas strafrechtlich Relevantes über einen Freifunk-Router geladen werden, bleibt dies dennoch nicht unerkannt: „Nach richterlicher Anordnung müsste Freifunk Mayen-Koblenz die Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden unterstützen.“
Teil eines weltweiten Netzwerkes
Freifunk in Koblenz ist kein Einzelprojekt. In ganz Deutschland und weltweit agieren zahlreiche Gruppen mit dem gleichen Ziel: Freie Funknetzwerke für eine nicht-kommerzielle und unzensierte Kommunikation. Eine Dachorganisation gibt es nicht, die Initiativen sind dezentral organisiert und setzen auf die Aktivitäten der zahlreichen lokalen Gruppen und Vereine. Allerdings gibt es eine Community-Webseite, auf der man sich über die Projekte im Rahmen der Freifunk-Bewegung informieren und Kontakt zu Initiatoren aufnehmen kann.
Die Hochschulgruppe am Campus in Koblenz mit ihren 13 Mitgliedern ist an Freifunk Mayen-Koblenz angeschlossen. Insgesamt 31 Freifunk-Router gibt es derzeit in Koblenz, deren aktuelle Verbreitung sich genau einsehen lässt. „Mit einem WLAN-fähigen Gerät kann man sich ohne Registrierung einwählen: Einfach nur Freifunk aus der Liste der verfügbaren Netzwerke auswählen und lossurfen“, erklärt Zervudakis.
Engagement: Netzzugang für Flüchtlingsunterkünfte
Die Hochschulgruppe macht sich zusammen mit Freifunk Mayen-Koblenz auch für Flüchtlinge in der Region stark. In den Unterkünften in Wallersheim, Niederberg und Güls läuft der Zugang zum Internet über Freifunk-Rooter. „So können die Geflüchteten das Internet nutzen, um Kontakt zu Angehörigen zu halten oder Dinge zu recherchieren und Nachrichten zu lesen.“ Auch für die Verantwortlichen der Unterkunft sei dies ein echter Zugewinn, da sie die Störerhaftung umgehen können. Zervudakis ist sich sicher: Seine Hochschulgruppe leistet einen wichtigen Beitrag zur Teilhabe an der Gesellschaft und der uneingeschränkten Kommunikation.
Hannah Wagner
Wer an dem Projekt interessiert ist oder seinen Internetanschluss zur Verfügung stellen möchte, kann sich per E-mail melden: freifunk@uni-koblenz.de