Teile Lebensmittel, statt sie wegzuwerfen: Das ist das Motto des deutschlandweit agierenden Vereins Foodsharing e.V. Über 7480 ehrenamtliche Foodsaver helfen täglich, Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten. Auch Studierende der Universität Koblenz-Landau engagieren sich im Kampf gegen die Verschwendung. Sie verteilen Lebensmittel im Landauer Eckhaus und befüllen einen Foodsharing-Kühlschrank auf dem Campus.
13:30 Uhr: Bepackt mit einem roten Bollerwagen und leeren Tüten machen sich Lisa Schäfer und die Studentinnen Nora Tesch und Rebekka Everding auf den Weg vom Eckhaus in die Landauer Innenstadt. Ihr Ziel: Der Markt. Ihre Aufgabe: Lebensmittel vor dem Wegwerfen retten und im Eckhaus verteilen. Es ist Samstag, das Thermometer zeigt 32 Grad und die Stadt ist voller Menschen. Die jungen Frauen schlängeln sich durch die Fußgängerzone. Ein neues Gesicht schließt sich der Gruppe an: Eine Studentin möchte heute zum ersten Mal mithelfen und wird von Tesch, die seit drei Monaten Foodsaverin ist, freundlich begrüßt.
Mitmachen kann jeder – egal ob Student oder Rentner. Everding erklärt, wie es geht: “Auf der Plattform www.foodsharing.de kann man sich anmelden und nachschauen, in welcher Stadt Foodsharing betrieben wird. Als registrierter Foodsaver darf man in ganz Deutschland Lebensmittel einsammeln und verteilen. In Landau sind zwischen 20 und 30 Foodsaver aktiv.”
13:36 Uhr: Der erste Halt auf dem Markt ist der Gemüsestand vom Bio Landhof Wirth. Die Studentinnen müssen sich nicht mehr vorstellen. Die Männer hinter dem Stand winken schon von weitem mit Tomaten, Ananas und Auberginen. Fünf Stände auf dem Marktplatz kooperieren mit den Foodsavern und geben nach Marktende übrig gebliebene Lebensmittel ab.
13:41 Uhr: Es geht weiter zum nächsten Obst- und Gemüsestand. “Hallo, habt ihr etwas, das ihr wegschmeißen wollt?”, fragt Tesch die Verkäuferin am Stand. “Ja, diese Sachen könnt ihr mitnehmen. Der Salat hat ein paar welke Blätter, die muss man abnehmen”, antwortet diese. Der rote Bollerwagen füllt sich langsam. Zeitgleich verlässt Foodsaverin Luise Niederbühl mit Tüten voller Back- und Süßwaren die Bäckerei “La Parisienne” in der Fußgängerzone. Seit einem halben Jahr überlässt Betreiber Stefan Welsch seine Waren kurz vor Ladenschluss dem Foodsharing.
13:55 Uhr: Die Studentinnen haben drei weitere Stände besucht. Der Bollerwagen ist heute fast zu klein für die vielen Lebensmittel. Nicht nur die Foodsaver, auch die Verkäufer an den Ständen freuen sich über die Aktion: “Mir tut es weh, Lebensmittel wegzuschmeißen. Meine Backwaren kann ich heute nicht mehr verkaufen. Da freut es mich umso mehr, wenn ich sie an die jungen Leute weiter geben kann”, berichtet die Verkäuferin am Stand der Bäckerei Haus.
Ein Blick auf die Uhr. Die Foodsaver müssen sich beeilen: Jeden Mittwoch ab 18 Uhr und jeden Samstag ab 14 Uhr werden die gesammelten Lebensmittel im Eckhaus verteilt.
14:05 Uhr: Eine Gruppe von Studierenden wartet schon vor der Eckhaus-Tür. Das war nicht immer so: “Am Anfang hat es eine Weile gedauert, bis sich unser Projekt herumgesprochen hat,” erinnert sich Niederbühl, die das Projekt von Beginn an begleitet. “Wir haben uns vor das Eckhaus gestellt und wie Marktschreier unsere Sachen angepriesen. Wir wollten den Leuten zeigen, dass es auch Menschen gibt, die Sachen ohne Hintergedanken verschenken. Mittlerweile stehen sie Schlange, um am Foodsharing teilzunehmen.” Durch den Hintereingang tragen die Foodsaver die Kisten und Tüten in das Haus und verteilen sie auf einem großen Tisch. Auch einige Gäste haben Lebensmittel dabei, die sie teilen möchten.
14:12 Uhr: Niederbühl und Everding begrüßen die Gäste. “Unser Publikum ist gemischt. Die meisten davon sind Studierende, aber es kommen auch ältere Leute, die sich über das Essen freuen. Beim Foodsharing geht es nicht darum, Bedürftigen zu helfen, der Fokus liegt auf der Rettung der Lebensmittel. Dadurch ist auch die Hemmschwelle geringer, vorbei zu kommen und zu teilen”, weiß Niederbühl.
Es dauert nicht lange und das Eckhaus verwandelt sich in einen Großmarkt. Niederbühl geht mit den Kisten durch den Raum. Heute gibt es Croissants, Brötchen und Kuchen. Es wird geredet, gegessen und gelacht. Damit kein Chaos ausbricht und das Teilen hygienisch abläuft, verteilen die Foodsaver die Lebensmittel. “Wer hat Interesse an diesem leckeren Kornbrot?”, fragt Tesch in die Runde und sechs Hände schnellen in die Höhe. “Gut, dann schneiden wir den Laib in sechs Stücke.” Alles wird geteilt und jeder bekommt gleich viel. Das ist ein wichtiger Grundsatz beim Foodsharing.
15 Uhr: Der Andrang um den Tisch flaut langsam ab. Die Studentinnen Amy Hocken und Deborah Tenbrink blicken zufrieden in ihre vollen Taschen: “Wir sind hier, damit die Lebensmittel nicht weggeschmissen werden. Letzte Woche haben wir einen Kohl mitgenommen und der ist immer noch gut! Manchmal stellen wir uns aus den geretteten Sachen ein Gericht zusammen, das wir danach zusammen kochen. Es macht einfach Spaß, hier zu sein und etwas Gutes zu tun.”
Nicht nur im Eckhaus, sondern auch am Campus verteilen die Foodsaver ihre gesammelten Lebensmittel. Das Gemüsegeschäft “Grüne Oase” in Landau befüllt dreimal in der Woche einen Anhänger mit Resten, die dann in einen Kühlschran, der im Atrium am Campus steht, transportiert werden. Seit Anfang 2015 arbeiten die Foodsaver zudem mit der Landauer Tafel zusammen. Lebensmittel, die nach dem Verteilen an Bedürftige übrig bleiben, werden abgeholt und weiter verwendet.
Am Ende des Tages ist der zuvor mit Lebensmitteln bedeckte Tisch leer. Die vier Foodsaver freuen sich, denn sie konnten wieder einige Kilo Lebensmittel vor der Mülltonne retten: “Wir möchten in der Bevölkerung ein Umdenken anregen, sodass man uns irgendwann nicht mehr braucht.”
Lisa Leyerer
Hallo Ihr,
Eure Initiative finde ich super!
Braucht Ihr noch ehrenamtliche nichtstudentische Mitarbeiter?
Bin seit 25 Jahren Exstudentin!
Heike
Liebe Frau Roth,
Hilfe kann man immer gebrauchen. Am besten wenden Sie sich direkt an die Organisatoren.
Viele Grüße und einen schönen Tag,
die Redaktion