Rückwärtsfahren mit einem Lkw-Anhänger stellt nicht nur Laien vor eine große Herausforderung. Auch für Profis ist diese Situation nicht immer einfach. Bisher gab es noch keine markttauglichen Systeme, die den Fahrer hierbei unterstützen. Dieses Problem zu lösen hat sich die Arbeitsgruppe Zöbel am Campus in Koblenz zur Aufgabe gemacht. Im Rahmen des Projektes Petra wurde ein Nutzfahrzeug nebst Anhänger unter Verwendung praxistauglicher Komponenten mit einem Rückfahrassistenzsystem ausgestattet.
Rückwärtsfahren mit einem Anhänger: Wer das schon einmal gemacht hat, weiß, wie kompliziert es sein kann. Gerade mit großen Sattelschleppern stehen die Fahrer vor Stresssituationen, die nicht selten Sach- oder Personenschäden verursachen, wie Zahlen belegen. Die Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Zöbel am Koblenzer Campus, Benjamin Knopp und Simon Eggert, haben ein Rückfahrassistenzsystem (RAS) entwickelt, welches das Rangieren mit dem Lkw erheblich verbessert. “Wie eine Art Navigationssystem zeigt einem der Assistent, in welchem Winkel die Räder stehen müssen, um eine optimale Fahrrille und somit das Ziel zu erreichen”, erklärt Knopp, der derzeit am Campus in diesem Bereich promoviert.
VIP – Von der Grundlagenforschung zur wirtschaftlichen Anwendung
Die Serie
Was gibt es Neues in der Wissenschaft? Wir stellen Personen und Projekte vor, die im Dienst der Universität Koblenz-Landau die Forschung voranbringen.
Im Rahmen der Arbeitsgruppe Zöbel, die unter Leitung von Prof. Dr. Dieter Zöbel im Institut für Softwaretechnik angesiedelt ist und zu Echtzeit- und mobilen Systemen forscht, entstand im Jahre 2011 das “Projekt Petra” (prototyping and evaluation of tractor reverse driving asssistance). Es sollte sich mit der Entwicklung eines praxistauglichen Rückfahrtassistenten beschäftigen. Drei Jahre lang förderte das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des VIP (Validierung von Informationspotential) Programms das Projekt am Campus in Koblenz.
Knopp erklärt die Idee hinter dem bundesweiten Förderprogramm: “An Universitäten wird üblicherweise viel geforscht und es werden neuartige Technologien entwickelt, die dann jedoch häufig nicht in Produktion gehen oder in der Wirtschaft angewendet werden. Zwischen Theorie und Praxis bleibt oft eine Lücke, die wir in diesem Falle mit unserem Projekt füllen.”
Die Basis des Projektes bilden drei Patente (aus der Zeit vor Projektbeginn), welche im Rahmen der Projektdurchführung in einen Demonstrator überführt wurden. Es wurde also ein Fahrzeug mit den entwickelten Technologien ausgestattet und ausgewählten Industriepartnern vorgeführt. Ferner wurde ein neues Patent während der Projektlaufzeit auf den Weg gebracht.
Das RAS ist nun fertig für die Praxis
“Nach drei Jahren Projektarbeit ist das Rückfahrassistenzsystem nun quasi fertig für die Serienproduktion”, berichtet Knopp vom aktuellen Stand. Aktuell läuft ein Antrag auf Bewilligung einer Förderung im Rahmen des Exist Forschungstransfers, das heißt, eine Ausgründung ist in Vorbereitung. Vernetzt ist das universitäre Projekt zu größeren Partnern in der Industrie, behält sich jedoch die volle Unabhängigkeit vor, was Patentierung und Forschung anbelangt. Knopp erklärt: “Dies konnte uns durch die VIP Förderung gelingen, das RAS ist vollständig an unserer Universität entwickelt worden und wird auch von hier aus weitergeführt.”
Hannah Wagner