Der Nacken ist steif, die Umgebung in ein trübes Licht getaucht, nur dumpfe Laute dringen ans Ohr. Die Erdanziehungskraft scheint um das Doppelte verstärkt, der Treppenaufstieg unüberwindlich: Wie es sich anfühlt, im Körper eines älteren Menschen zu stecken, konnten Studierende und Mitarbeiter mithilfe eines Gerontologischen Testanzuges – GERT genannt, beim Gesundheitstag am Koblenzer Campus testen. Viele spannenden Aktionen und Workshops luden dazu ein, sich mit dem Thema Gesundheit auseinander zu setzen.
An Armen, Beinen und am Oberkörper befestigte Gewichtsmanschetten, eine spezielle Brille, Ohrenschützer und andere Hilfsmittel demonstrieren das Nachlassen der sensomotorischen Fähigkeiten, mit denen Menschen im Alter zu kämpfen haben. Die Station, an der die Vertreter der Unfallkasse Rheinland-Pfalz den Besuchern in den Gerontologischen Testanzug halfen, war eines von vielen Angeboten des Gesundheitstages. Die Veranstaltung wurde vom Projekt Bewegte UNI initiiert und bot zahlreiche Aktionen, Workshops, Vorträge und Untersuchungen.
Viele nutzen das Angebot der eingeladenen Techniker Krankenkasse, Barmer GEK, DAK, Orthopädie Jäger, Debeka und des Orthopädiehauses Thönnissen, um sich beispielweise den Blutzucker oder die Knockendichte messen oder sich die Venen kontrollieren zu lassen. Im unteren Foyer stellten Studierende des Instituts für Wirtschafts- und Verwaltungsinformatik ihr Projekt, die Entwicklung von zwei Gesundheits-Apps vor.
Im M-Gebäude konnte man beispielsweise Erfahrungen mit einer Promille-Brille sammeln, die einen Promillewert von 1,8 simuliert und mit der man einen Hütchenparcours bewältigen musste. Ein Rückenschmerz-Simulator versetzte in die Haut eines Menschen, dem jede Bewegung einen Stich versetzt. An Stationen des Allgemeinen Hochschulsports konnte unter anderem der Blutdruck gemessen oder das Sehvermögen getestet werden. Spannend waren auch der Gleichgewichtsparcours oder der Slingtrainer der AOK.
Heute schon an die Gesundheit von morgen denken
Bislang fand der Gesundheitstag am Campus Koblenz nur in unregelmäßigen Abständen und in kleinerer Form statt. Nun soll die Veranstaltung die Testphase verlassen und sich alle zwei Jahre wiederholen, berichtet Projektleiter Dr. Reiner Theis. “Unser Wunsch ist, dass junge Menschen schon heute merken, wie wichtig die körperliche und seelische Gesundheit ist und dass wir täglich dafür sorgen müssen, diese im Gleichgewicht zu halten.” Ab etwa dem 23. Lebensjahr beginne der biologische Alterungsprozess des Körpers. Bewegung sei dabei eines der Schlüsselwörter für ein gesundes Altern. “Wir alle bewegen uns viel zu wenig”, erklärt Theis. “Selbst wenn wir den ganzen Tag unterwegs und beschäftigt sind, geschehen die meisten Aktivitäten dabei im Sitzen. Wir laufen von der Wohnung ins Auto, vom Parkplatz an den Schreibtisch oder in den Seminarraum und wieder Nachhause aufs Sofa und abends ins Bett.”
Fit bis ins hohe Alter? Dafür muss man etwas tun. Und das am besten täglich. “Während der Pausen bringt ein kleiner Spaziergang über den Campus den Kreislauf wieder auf Trab. Zieht man die Treppe dem Aufzug vor, schüttet der Körper Hormone aus, die für eine positive Grundstimmung sorgen”, rät Theis.
Inga Stapel