Was sind die typischen Wesensmerkmale der Deutschen? Wie fühlt es sich an, wenn man nach vielen Jahren zurück nach Deutschland kommt und das Heimatland neu entdeckt? Wie erlebt man Deutschland, wenn man als Flüchtling unfreiwillig hier strandet und lernen muss, sich in der deutschen Kultur zu bewegen? Das Gefühl für den neuen Ort – es kann so ausfallen oder so. Aber es ist immer eines: individuell. Tom Buhrow, Sabine Stamer und Abbas Khider, die Landauer Poetik-Dozenten im Winterhalbjahr, diskutierten über ihre Blicke auf das Land, in dem sie leben, über die „Ansichtssache Deutschland“ .
In seinem ersten Roman „Der falsche Inder“ beschreibt Abbas Khider, wie er in seiner Heimat Irak auf der Flucht durch zahlreiche arabische Länder, aber auch in Deutschland, immer wieder für einen Inder gehalten wurde – auch von der deutschen Ausländerbehörde. Diese unterstellte ihm, er wolle sich als Iraker ausgeben, um sich eine Asylberechtigung zu erschleichen. Auch heute noch wird Abbas Khider häufig verwechselt: mit dem Rapper Sammy Deluxe. Campus-Reporterin Sarah Ochs fragt: Wie finden Sie das?
Abbas Khider schreibt seine Romane auf Deutsch. Seine bislang erschienen Titel „Der falsche Inder“ und „Die Orangen des Präsidenten“ haben mehrere Preise und Auszeichnungen bekommen. Entsprechend groß ist das Medieninteresse. Die Fragen allerdings sind wenig abwechslungsreich, verrät Khider in einem Interview mit dem SWR. Campus-Reporterin Sarah Ochs stellt die “Ultimative Superfrage“.
Bis Mai 2013 hält es Khider (noch) in der Pfalz – als Stipendiat des Künstlerhauses Edenkoben. Das bringt Herausforderungen mit sich – zum Beispiel sprachlicher Natur. Als Starthilfe gibt die UniBlog-Reporterin dem Schriftsteller eine kleine Lektion in Pfälzisch.
Sarah Ochs
Mit der Poetik-Dozentur möchte Initiatorin PD Dr. Anja Ohmer vom Zentrum für Kultur- und Wissensdialog (ZKW). Studierenden und der Öffentlichkeit die Möglichkeit geben, literarische Werke und Werkfragen nicht nur aus der akademischen Perspektive der Literaturwissenschaft, sondern aus der Sicht des über sein Wirken reflektierenden Schriftstellers zu vermitteln. Im Gespräch mit dem UniBlog verriet die Germanistin und Kulturwissenschaftlerin, wer ein großer Wunschkandidat als Poetik-Dozent wäre, wenn Zeitreisen möglich wären: Der Jesuit Friedrich Spee, einer der großen Nein-Sager, der in Zeiten der Hexenverbrennung couragiert dagegen aufstand. Die nächste Zusage für die Poetik-Dozentur im Sommer steht aber schon einmal: Erfolgsautor Daniel Kehlmann wird vom 4. bis zum 6. Juni in Landau über „Literatur und Film“ sprechen.Ein ausführliches Interview mit Abbas Khider über sein schriftstellerisches Werk und Heimat lesen Sie in der aktuellen NeuLand-Ausgabe. Am 17. April liest Khider aus seinem neuen Roman „Brief in die Auberginenrepublik“ in der Villa Streccius in Landau und führt ein Gespräch mit Anja Ohmer. Kerstin Theilmann |
Biographie Abbas Khider wurde 1973 in Bagdad geboren. Schon mit 19 Jahren verhaftete man ihn wegen seiner politischen Aktivitäten unter Saddam Hussein und warf ihn für mehrere Jahre ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung im Jahr 1996 floh er aus dem Irak und hielt sich als „illegaler“ Flüchtling in verschiedenen Ländern auf. Seit 2000 lebt er in Deutschland und studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. Seine Romane „Der falsche Inder“ 2008 und „Die Orangen des Präsidenten“ 2011 wurden mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Chamisso-Förderpreis. Seit 2010 ist er Mitglied des PEN. Im Februar 2013 erscheint sein dritter Roman „Brief in die Auberginenrepublik“. Zurzeit lebt Abbas Khider in Berlin und in Edenkoben. |