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Ruderin auf der Überholspur

Carina Hein liebt das Rudern und studiert Angewandte Umweltwissenschaften im Fernstudium an der Universität Koblenz-Landau. Fotos: Privat

Carina Hein liebt das Rudern und studiert Angewandte Umweltwissenschaften im Fernstudium an der Universität Koblenz-Landau. Fotos: Privat

Carina Hein hat für die Universität Koblenz-Landau bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften im Rudern den fünften Platz gemacht. Sie kommt aus einem Dorf in Schleswig-Holstein und studiert im Fernstudium “Angewandte Umweltwissenschaften” an der Universität Koblenz-Landau. Im Interview mit Uniblog erklärt die Studentin, warum das Rudern sie fasziniert.

Was verbindet Sie mit der Universität Koblenz-Landau?

Meine Eltern, mein Bruder und ich wohnen in Norddeutschland in einem Dorf namens Kölln-Reisiek. Das liegt etwa 30 Kilometer nordwestlich von Hamburg. In der Nachbarstadt Elmshorn bin ich Mitglied des Ruderclubs, für den ich auf Regatten starte. Beruflich habe ich im Jahr 2015 meinen Master in Meteorologie an der Universität Hamburg abgeschlossen. Seitdem arbeite ich  neben dem Studium noch als Windgutachterin für Windkraftanlagen. An der Universität Koblenz-Landau studiere ich am Campus Koblenz Angewandte Umweltwissenschaften. Da es ein Fernstudium ist,  kann ich es neben der Arbeit absolvieren. Für die Präsenzveranstaltungen komme ich aber so oft es geht nach Koblenz.

Was kann man sich unter den Hochschulmeisterschaften vorstellen?

Bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften werden jährlich über 40 Wettkämpfe in verschiedenen Kategorien ausgerichtet. Studierende aller Mitgliedshochschulen des Allgemeinen Deutschen Hochschulverbands können teilnehmen. Dabei können sie alleine oder als Team in 32 Sportarten antreten und sich national mit anderen Hochschul-Sportlern vergleichen.

Wie sind Sie auf das Rudern aufmerksam geworden?

Zum Rudern bin ich im Alter von 14 Jahren durch eine Freundin gekommen. Sie nahm mich zum Schnupperkurs mit. Das hat mir gleich so viel Spaß gemacht, dass ich dabei geblieben bin. Den Leistungssport habe ich aber erst vier Jahre später durch meinen Bruder für mich entdeckt. Im Einer habe ich mit meinen ersten Trainingseinheiten angefangen und bin noch heute hauptsächlich in dieser Bootsklasse unterwegs. Mittlerweile fahre ich aber auch Zweier, Vierer und Achter.

Was reizt Sie an dem Sport?

Es gibt ziemlich viel, das ich am Rudern toll finde. Als Leistungssportlerin reizt es mich besonders, dass ich immer an meiner Technik arbeiten kann und es daher nie langweilig wird. Auch zum Thema Boot gibt es immer wieder etwas Neues: Seien es Innovationen bei den Booten oder neue Erkenntnisse bei der Bootseinstellung. Rudern hat den Vorteil, dass es sehr vielseitig ist und jeder selbst entscheiden kann, wie viel er machen und wie weit er sich in die Materie vertiefen will. So kann man wählen, ob man allein oder mit anderen Sport machen möchte. Die Regatten bieten verschiedene Streckenlängen vom 300 Metern Sprint über die olympischen 2000 Meter bis hin zu Langstrecken über 6000 Meter. Im Vergleich zu anderen Sportarten ist es auch super, dass es beim Rudern nicht nur um Regatten geht. Im Gegenteil: Die meisten Ruderer sind Breitensportler. Aber auch für diese gibt es optional Wettkämpfe neben den Tagesausflügen und Wanderfahrten. Allerdings ist mir der Aspekt des geringen Verletzungsrisikos beim Rudern mittlerweile wichtiger geworden.

Die Leistungssportlerin lebt mit ihrer Familie zusammen in der Nähe von Hamburg und verbringt jede freie Minute auf dem Wasser.

Die Leistungssportlerin lebt mit ihrer Familie zusammen in der Nähe von Hamburg und verbringt jede freie Minute auf dem Wasser.

Sie haben an der World Rowing Masters Regatta in Kopenhagen teilgenommen und drei Goldmedaillen gewonnen. Wie war dieses Ereignis für Sie?

Bereits die Einladung nach Kopenhagen war für mich eine komplette Überraschung. Dass am Ende drei Medaillen dabei herauskamen, konnte ich lange nicht glauben. Als ich nach dem Rennen am Anlegesteg ankam, wurde mir langsam klar, dass ich gewonnen hatte und ich bin meinem Vater um den Hals gefallen. Freudentränen inklusive. Damit nicht genug. Es folgte eine weitere Einladung zu der World Rowing Masters Regatta dieses Jahr in Bled. Dort konnte ich sogar vier Medaillen ergattern. Zwei davon im Achter, wo meine Mitruderinnen mich unbedingt “auf Schlag” haben wollten, eine Position, wo ich mich eigentlich nie gesehen habe. Auf diesem Posten muss man die Schlagzahl bestimmen und ist für die Umsetzung der Kommandos der Steuerfrau verantwortlich.

Welche Eigenschaften bringen Sie mit, um so erfolgreich zu sein?

Mir wird oft von anderen Mitgliedern gesagt, dass sie sich nicht dazu motivieren könnten, jeden Tag zu trainieren. Daher denke ich, dass meine Disziplin einen großen Anteil an meinen Erfolgen hat, zumal ich nie einen Trainer hatte und auch immer noch nicht habe, denn mein Verein hat keine anderen Ü21-Leistungssportler. In Elmshorn lernt man zudem, flexibel zu sein. Aufgrund der Gezeiten kann ich nicht jeden Tag zu einer festen Zeit trainieren, wie Sportler an anderen Standorten, sondern muss los, sobald das Hochwasser kommt.

Wie würden Sie mit Misserfolgen umgehen?

Wenn ich weiß, dass ich eigentlich mehr hätte leisten können, bin ich natürlich zunächst enttäuscht und auch ein wenig sauer auf mich selbst. Das hält aber nie lange an. Schließlich kann man das sowieso nicht mehr ändern. Meist ist es auch so, dass das nächste Rennen ansteht und man dann nicht dem Misserfolg nachhängen sollte.

Was tun sie, um motiviert zu bleiben?

Wenn ich nach draußen auf das Wasser kann, habe ich noch nie Motivationsprobleme gehabt. Im Winter bin ich deshalb auch noch bei leichtem Frost mit meinem Boot draußen zu finden. Natürlich nur, solange noch kein Eis auf dem Wasser ist. Wenn es um langes Ausdauertraining drinnen geht, weiche ich gerne vom Ruder- auf das Fahrradergometer aus. Ich habe noch nie eine Einheit ausfallen lassen, sondern höchstens reduziert, wenn der Tag bereits sehr anstrengend gewesen ist. Mein Trick ist es, morgens vor der Arbeit zu trainieren, was mir als Frühaufsteherin leicht fällt.

Was unternehmen Sie gerne neben dem Sport in Ihrer Freizeit?

Meine Freizeit verbringe ich trotz Sport, Studium und Arbeit besonders im Sommer gerne aktiv. Mit Freunden gehe ich zum Minigolf, Bowling oder Skaten. Im Winter darf es aber auch ein gemütlicher Filmeabend oder der traditionelle Bummel über den Weihnachtsmarkt sein. Zum Lesen oder Zeichnen komme ich derzeit leider nicht so viel.

Wo würden Sie gerne in zehn Jahren stehen?

Aus meiner jetzigen Sicht möchte ich auf jeden Fall meinem Sport weiter nachgehen können und die internationalen Regattastrecken und Ruderer kennenlernen. Im Moment glaube ich nicht, dass sich meine Begeisterung für das Rudern ändern wird. Vorstellen kann ich mir deshalb, selbst als Trainerin aktiv zu werden. Ein weiteres sportliches Ziel abseits des Ruderns ist, einen Marathon mitzulaufen. In zehn Jahren hoffe ich außerdem, eine gute Arbeit im Bereich Umwelt gefunden zu haben. Wichtig ist mir dabei, dass diese in der Nähe meiner Familie und Freunde ist.

Interview: Maybritt Schrader