In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Heute geht Constanze Schreiner ihrer neu entdeckten Serienliebe auf den Grund und berichtet davon, wie sehr Game of Thrones verbinden kann.
Hallo, hier schreibt ein Late Adopter. Was Trends betrifft, bin ich ein klassischer Nachzügler. Das war schon damals so, als Schlaghosen modern waren. Bis ich mich damit einigermaßen eingedeckt hatte, trugen alle anderen schon wieder Skinny Jeans. Meine verlangsamte Adaptionsfähigkeit für Trends betrifft allerdings nicht nur Modewellen, sondern auch Serien.
Mit nur sechs Jahren Verspätung habe nun auch ich vor zwei Wochen angefangen, Game of Thrones zu gucken und was soll ich sagen, es hat mich voll gepackt. Mittlerweile bin ich mit Staffel drei durch. Meinen ‘Fortschritt’ finde ich für zwei Wochen ganz passabel, allerdings haben ich das vor allem zwei elfstündigen Interkontinentalflügen zu verdanken.
Mord, Todschlag und Nackedeis
Tatsächlich wundere ich mich selbst noch ein wenig, dass mich die Serie derart fesselt. Zu Beginn haben mich nämlich einige Dinge gestört: Viel – nein, sehr viel Blut und Gewalt, für die Guten gibt es meist kein Happy End, sondern gerade die moralischen Favoriten fallen in der Regel fiesen Meuchelmorden zum Opfer. Außerdem hatte ich am Anfang das Gefühl, dass ständig alle nackig sind und das, obwohl knarzender Schnee neben Pferdegetrappel eines der typischen Geräusche ist. Angeblich wird ja bald Winter, also zieht euch doch was an, Mädels und Jungs. Wie wollt ihr mit einer Nierenbeckenentzündung den eisernen Thron erobern?
Aber die klassische Konfrontationstherapie hat auch bei mir ihre Wirkung gezeigt. Mittlerweile sind diese Faktoren einfach Teil der Handlung und wenn es wieder zu viel Gemetzel wird, dann hilft nur noch die bewährte Hand vorm Gesicht.
Game of Thrones verbindet
Interessant ist auch, wie das Schauen dieser Serie verbindet. Auf erwähntem Langstreckenflug Nummer zwei kam ein netter Herr mit dem Getränkewagen vorbei. Statt der Frage „Was wollen sie trinken?“ fragte mich der Steward „In welcher Staffel sind sie?“ Meine automatische Antwort war: „Tomatensaft und Wasser bitte… und Entschuldigung… wie bitte?“ Fünf Folgen später war dann der Akku meines Laptops leer. Vertrauensvoll habe ich mich an den Game of Thrones-Steward gewendet und ihn gefragt, ob er denn irgendwo eine Steckdose für meinen Laptop wisse. Obwohl zeitgleich ein medizinischer Notfall an Bord war, versuchte der Steward mit viel Einsatz, mir eine Steckdose zu organisieren, hat dabei einen Anpfiff einer Vorgesetzten eingesteckt und mich in einen für Passagiere verbotenen Bereich geschleust. Sollten sie das lesen, lieber junger Mann, noch einmal ganz herzlichen Dank. Ich weiß Ihren Einsatz wirklich sehr zu schätzen.
Achtung Spoiler
Mir fällt erst jetzt wirklich auf, wie voll das Internet mit Game of Thrones-Spoilern ist. Es ist praktisch unmöglich online unterwegs zu sein, ohne irgendwelche Infos aufzuschnappen, die wesentliche Handlungselemente vorwegnehmen. Zumindest, wenn man so weit hinterher hinkt, wie ich gerade noch. Allerdings habe ich zwei wissenschaftliche Studien dazu gefunden: Die eine konnte zeigen, dass Spoiler keinen negativen Effekt auf das Unterhaltungsleben haben. Die andere hat sogar positive Effekte von Spoilern festgestellt. In diesem Sinne, Entwarnung für mich. Alles halb so wild. Ich bin mehr als gespannt, wie es weitergeht. Wer mich sucht, findet mich hinter meinem Laptop.