In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Heute berichtet Constanze Schreiner von einem Kurztrip in die Alpen, bei dem sie für eine Nacht sämtliche Vorteile der Zivilisation hinter sich ließ – back to nature eben.
Vergangenes Wochenende habe ich eine Nacht auf einer abgeschiedenen Berghütte in den Schweizer Alpen übernachtet. Klingt erstmal wildromantisch, oder? Tatsächlich wäre die Zwei-Tages-Tour auf einschlägigen Websites, deren Ziel es ist, „Erlebnisreisen“ zu verkaufen, wohl in etwa so beworben worden: „Zwei Tage Schneeschuh-Wandern mit uriger Hüttenübernachtung. Verbringen Sie zwei sportlich-aktive Tage in den Schweizer Alpen. Mit Schneeschuhen ausgerüstet erkunden Sie die Berge des wunderschönen Emmentals und verbringen eine kuschelige Nacht auf einer gemütlichen Berghütte. Nach einem rustikalen Frühstück brechen Sie gegen Mittag auf, um über den Panoramaweg mit bestechender Aussicht gemütlich zurück ins Tal zu marschieren.“ Soweit die Theorie, nun zur Realität.
Der Reality-Check
Ich war bereits vorgewarnt, dass es eine Selbstversorgerhütte ist. Klingt wunderbar autark und ursprünglich, bedeutet aber in der Konsequenz, dass man alle Lebensmittel und Getränke im Rucksack selbst mitschleppen muss und dass es bei der Ankunft eiskalt ist. Tatsächlich mindert es das Wandervergnügen etwas, wenn man gefühlt 130 Kilo auf dem Rücken hat. Nach einer Speedwanderung bergauf – es drohte bereits dunkel zu werden – schafften wir es gerade noch rechtzeitig zur Hütte. Oben angekommen erfuhr ich, dass es nicht – wie von mir angenommen – nur kaltes Wasser gibt, sondern, dass es GAR KEIN Wasser gibt. Aber hey, man kann ja Schnee schmelzen, die Botanik-Reste absieben und es abkochen. Aha.
Digital Detox
Als Psychologin musste ich sofort an Maslow und seine Bedürfnis-Pyramide denken. Was stand nochmal ganz unten? Die Grundbedürfnisse, also Wasser, Schutz und Wärme und W-Lan. Hab ich das so richtig im Kopf? Okay, Digital Detox ist sowieso gerade im Trend, sehen wir das digitale Fasten als zusätzlichen Wellness-Faktor. Auch mein erster Weg zur Toilette, die 80 rutschige Meter bergab verlassen im Wald stand und nur mit Wanderschuhen und Stöcken bewaffnet erreichbar war, bot olfaktorische Herausforderungen.
Tatsächlich ist der Mensch ein Gewohnheitstier und nach meinem ersten Schneewasserschmelztee, Nudeln mit Tomatensoße und mit dem knisternden Feuer im Ofen fand ich es plötzlich ganz kommod. So viel Survival-Abenteuer macht Flachland-Tiroler wie mich müde und daher ging es bald in den kuscheligen Schlafsack.
Duschen kann so schön sein
Am nächsten Morgen brachen wir nach einem Frühstück wieder Richtung Zivilisation auf. Diesmal über die Panoramastrecke, die ziemlich schweißtreibend war, ging es doch permanent von einem kleinen Gipfel zum nächsten. Die Aussicht entschädigte für jeden Tropfen Schweiß. Im Gegensatz zum Vortag konnte ich die Tour so richtig genießen, musste ich doch nicht mehr zwanghaft versuchen, möglichst wenig zu schwitzen. Das mit dem Nicht-Schwitzen funktioniert nämlich in etwa so gut wie „Denken Sie NICHT an einen rosa Elefanten“. Am Ziel angekommen wartete eine warme Dusche auf mich. Ungelogen, das war die schönste Dusche seit langem. Ach ja und dann musste ich natürlich erstmal meine Mails checken.